Dreiste Diebe stehlen kostbares Kreuz in Gütersloh

Gütersloh. Diesen Dieben scheint nichts heilig zu sein: In Gütersloh haben unbekannte Täter aus der katholischen St.-Pankratius-Kirche in der Innenstadt ein wertvolles Kreuz gestohlen. Das 148 Jahre alte vergoldete Kruzifix aus Silber war am Samstag vergangener Woche aus einer Stele verschwunden. &bdquo;So einen Fall habe ich in meinen 37 Priesterjahren noch nicht erlebt. Diese Kriminellen haben die hintere Platte aufgeschraubt und am hellichten Tag das Kreuz gestohlen“, berichtet Pfarrer Elmar Quante. Der 64-Jährige hatte den Diebstahl im Gotteshaus Unter den Ulmen selber entdeckt, als er die Abendmesse vorbereiten wollte. Er alarmierte die Polizei, stellte Strafanzeige wegen besonders schwerem Diebstahl. &bdquo;Jetzt ermittelt die Kripo, die Suche nach dem verschwundenen Kreuz läuft“, erklärt Polizeisprecherin Katharina Felsch. Pfarrer Quante spricht derweil von einem unsagbar wertvollen spirituellen Schatz, der verloren gegangen sei. Holzpartikel und Knochenstück von unermesslichem Wert Den materiellen Wert der 25 Zentimeter hohen und 16 Zentimeter breiten Goldschmiede-Anfertigung aus dem Jahr 1875 beziffert der Geistliche mit einem fünfstelligen Betrag. &bdquo;Unbezahlbar“ und nicht zu ersetzen seien jedoch die weitaus wertvolleren Reliquien, die in das Kreuz eingearbeitet worden sind. Dabei soll es sich nach übereinstimmenden Angaben des Erzbistums Paderborn und von Pfarrer Elmar Quante um ein Knochenstück des Heiligen Laurentius (&bdquo;Einer der wichtigsten Märtyrer der katholischen Kirche“) handeln, das im Fuß eingelassen ist. Obendrein stecke ein winzig kleines Holzstück des Kreuz Jesu (&bdquo;Quasi ein Partikelchen“) im Mittelteil des geklauten Kreuzes. &bdquo;Dem Glauben nach ist das so, wissenschaftlich nachzuweisen ist das nicht“, sagt Benediktinerpater Abraham Fischer im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Der 56-jährige Mönch ist Metallbaumeister und Leiter der Schmiede in der Abtei Königsmünster. Der Verlust der Reliquien aus Gütersloh würde für viele Menschen einen unwiederbringlichen Glaubenswert darstellen. &bdquo;Ich spreche gerne von aufgeladener Materie aus dem Glaubensvollzug.“ Erster Versuch scheitert noch, drei Tage später verschwindet das Kreuz Vor neun Jahren wirkte der Diplom-Theologe an der Neugestaltung der St. Pankratius-Kirche im Herzen von Gütersloh mit. Am Montag musste er ein Ersatz-Kreuz aus dem Gemeindebesitz an die leere Stelle in der rund 2,80 Meter großen Messing-Stele stellen, wo vormals das nun entwendete Kreuz stand – hinter Sicherheitsglas im Stahlkasten. Dass es Diebe darauf abgesehen hatten, zeichnete sich bereits am Mittwoch ab. Drei Tage vor dem eigentlichen Klau des Kreuzes, das beim Erzbistum in Paderborn unter der EDV-Nummer 24803 geführt wird, hatten sich schon einmal unbekannte Täter mit brachialer Gewalt an der Stele zu schaffen gemacht. Vormittags um 10.15 Uhr kam es zum Polizeieinsatz. &bdquo;Sie haben versucht, die Scheibe einzuschlagen, doch das Sicherheitsglas hat standgehalten“, schildert Pfarrer Quante. Seit November 2000 ist der Leiter des Pastoralen Raumes Gütersloh an der St.-Pankratius-Kirche tätig. Jüngst waren einige Kerzen gestohlen worden, mutmaßlich von Drogensüchtigen zum Präparieren ihrer Betäubungsmittel. &bdquo;Und hier wird auch schon mal ein Kerzenopferstock aufgebrochen“, schildert der 64-Jährige. Doch eine solche kriminelle Energie wie beim Diebstahl des Reliquienkreuzes am Samstagnachmittag sei noch nie im Spiel gewesen. Lesen Sie auch:Kunst-Klau in Gütersloh - schwere Bronze-Skulptur plötzlich verschwunden War es ein Kunstraub? Über das Motiv wird noch gerätselt Zum Glockenschlag um 15 Uhr habe das Kreuz noch an seinem Platz gestanden – im in den Opferlichtständer integrierten Schaukasten. Als Elmar Quante knapp zwei Stunden später zur Vorbereitung der Abendmesse zurückkehrt, fehlt vom Kreuz jede Spur. Die Täter entfernen 15 der 16 Schrauben, mit denen die Rückwand der Stele befestigt ist, entkommen mit dem Relikt. Rückblickend wird dem Pfarrer beim Gedanken, die Kriminellen eventuell nur knapp verpasst zu haben, zwar nicht mulmig: &bdquo;Ich bin ja kein Schisshase.“ Gleichwohl will er sich nicht ausmalen, was hätte passieren können, wenn er &bdquo;die Diebe in flagranti erwischt hätte“. Um 17.07 Uhr alarmiert der Geistliche die Polizei. Bizarres Bild: Noch während die Messe läuft, gehen die Beamten der Spurensicherung ihrer Arbeit nach. Fingerabdrücke werden genommen, Fotos gemacht. Für die Polizei ist der Kreuz-Klau ein Fall mit Seltenheitswert. &bdquo;Der Diebstahl eines Kreuzes oder ein ähnlich gelagertes Geschehen ist in Gütersloh in der jüngsten Vergangenheit nicht vorgekommen“, bestätigt Polizeisprecherin Katharina Felsch. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei laufen. Mönch schmiedet ein neues Kreuz, Kirchenvorstand thematisiert Videoüberwachung Über das Motiv herrscht derweil noch Rätselraten. Für Pfarrer Elmar Quante könnte es ein gezielter Kunstraub von Profis gewesen sein. Er hegt indes noch Hoffnung, dass die Reliquien zu retten sind: &bdquo;Manch einer kriegt bestimmt Skrupel, wenn er mitbekommt, dass er etwas Heiliges gestohlen hat.“ Vorrangig geht es für ihn nun auch darum, welche Konsequenzen aus dem Fall gezogen werden. Die St. Pankratius-Kirche soll auch weiterhin tagsüber geöffnet bleiben. &bdquo;Aber wir werden Anfang März auf der Sitzung im Kirchenvorstand erneut die Videoüberwachung zum Thema machen“, kündigt Quante an. Fest steht: Pater Abraham Fischer wird ein gänzlich neues Kreuz aus Titan anfertigen, vermutlich als Wandplatte. Der Mönch sagt: &bdquo;Ein Imitat zu besorgen, heilt nicht den Schmerz über den Verlust.“

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