Streit um Gütersloher Stadtmarketing offenbart, wie es um Bürgermeister Morkes steht

Gütersloh. Wie wollen diese drei Herren je wieder zueinander finden? Das Tischtuch zwischen Norbert Morkes, Andreas Kimpel und Jan-Erik Weinekötter scheint mehrfach durchschnitten, kaum vorstellbar, dass sich jemand findet, der in der Lage wäre, es zu flicken, noch weniger, dass die Schnittmeister selbst zu Nadel und Faden greifen. Ein Bürgermeister, der es für ratsam hält, sich einen eigenen Aktenordner mit gesammelten Rechtfertigungen anzulegen. Ein Beigeordneter, der sich öffentlich gegen seinen Bürgermeister stellt und ihm vorwirft, mit Un- und Halbwahrheiten zu agieren – und sich direkt danach in die Arbeitsunfähigkeit verabschiedet. Ein Stadtmarketing-Chef, der keine Scheu hat, den Äußerungen des Bürgermeisters zu widersprechen und öffentlich zu erklären, dass das, was Morkes sage, &bdquo;schlicht und ergreifend falsch“ sei. Manche halten Norbert Morkes für so schwach, dass sie es wagen, sich öffentlich gegen ihn zu wenden Puh. Welch eine Kollision, welch ein Vorgang. Es offenbart sich Zweierlei. Erstens: Manche halten Morkes für so schwach, dass sie es wagen, sich öffentlich gegen ihn zu wenden. Zweitens: Das Feld des Stadtmarketings ist derart unbeackert, dass es nach allgemeiner Auffassung trotz Millionendüngers allzu wenig Ernte abwirft. Ad eins. Der Bürgermeister ist im Rathaus in der Tat eine ziemlich einsame Person. Für Morkes, den Umtriebigen, ist das eine neue Erfahrung. Als Organisator von Festen und Veranstaltungen, als Gründer und Macher der BfGT ist er Schulterklopfen gewohnt, nun steht er plötzlich im Wind. Als Beobachter hat man mitunter den Eindruck, er weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Derart hängen gelassen zu werden, kennt er nicht. Vieles, so heißt es im Rathaus, läuft an ihm vorbei, teilweise mit voller Absicht. Man lässt ihn im Unklaren, aus den unterschiedlichsten Motiven heraus. Umgekehrt wiederum wissen selbst enge Mitarbeiter in der Verwaltung manchmal nicht, was der Bürgermeister gerade so treibt. Hoher Beamtensold beinhaltet Nehmerqualität Dass er es zumal im Verwaltungsvorstand schwer hat, wird mittlerweile offen kolportiert. Da ist ein beidseitiges Befremden, das sich vermutlich aus unterschiedlichen Wesenszügen, aber auch unterschiedlichen Kompetenzen nährt. Das zu beheben, ist schwierig. Einen Fauxpas hat sich Morkes allerdings erlaubt, als er öffentlich den Marketingchef Weinekötter und im gleichen Zug den Beigeordneten Kimpel angriff. Als Morkes noch Sprecher der BfGT-Ratsfraktion und Bürgermeisterkandidat war, hatte er seinem Kontrahenten Henning Schulz genau diese Vorgehensweise unter die Nase gerieben: Es gehöre sich nicht, seine Mitarbeiter öffentlich runterzuputzen, hatte er Schulz nach dessen Kritik an Baudezernentin Nina Herrling angegriffen. Nun macht er es genauso. Dass Kimpel – ebenso wie seinerzeit Herrling – daraufhin mit Krankheit ausfallen, ist für hoch dotierte Spitzenbeamte allerdings, vorsichtig formuliert, befremdlich. Hoher Beamtensold beinhaltet Nehmerqualität. Immer wieder reibt man sich verwundert die Augen Einen weiteren Schnitzer hat sich Morkes geleistet, als er zu einem Gespräch über Stadtmarketing einlud, ohne die eigentlichen Vertreter der Gesellschaft, Kimpel und Markus Kottmann, dabei haben zu wollen. Das sieht nach Ausbooten aus. Wie, bitte schön, hat er sich anschließend die Umsetzung vorgestellt? Verwunderlich ebenso, dass Morkes es vorzog, an einer eher lahmen Sitzung des Fachausschusses für Mobilität teilzunehmen statt in dieser heiklen Phase an einer Beiratssitzung der Marketing GmbH. Immer wieder reibt man sich in dieser Angelegenheit verwundert die Augen. Da stoßen Typen aufeinander, die aus unterschiedlichen Gründen nicht miteinander können. Jedoch: Morkes ist nicht nur der kumpelige Alle-Duzer, er ist auch das Stadtoberhaupt, demokratisch legitimiert von der Mehrheit der Bürger. Er bekleidet ein Amt. Bei aller Kritik ist daher stets zu wägen: Trifft sie nur seine Amtsführung oder trifft sie ihn persönlich und damit das Amt? Mancher harsche Ton würde sich dann mäßigen. Posten des Stadtmarketing-Chefs ist ähnlich undankbar wie der des Bundestrainers Ad zwei. Hier, beim Blick aufs Stadtmarketing, schält sich zunehmend eine allgemeine Unzufriedenheit heraus. Werbegemeinschaft, Schausteller, Wirteverein, Ratsfraktionen: Sie finden, es kommt zu wenig. Wo sind sie, die Impulse, die die Stadt voranbringen? Wo sind die Ideen und wohin fließt all das Geld aus dem erheblich aufgestockten Etat? Die Antworten, die Weinekötter darauf gibt, klingen in vielen Ohren arg dünn. Auffällig ist: Nahezu alle Stellungnahmen unterscheiden sorgsam zwischen den Angestellten der Marketing GmbH und dessen Geschäftsführer. Die Kritik, sie soll nicht die Mitarbeiter treffen, sondern ihren Chef. Zu Recht? Der Posten des Stadtmarketing-Geschäftsführers ist ähnlich undankbar wie der des Bundestrainers. 80 Millionen Deutsche wissen ganz genau, warum es auf dem Rasen nicht ordentlich rollt, und 100.000 Gütersloher haben eine eindeutige Meinung, woran es in der Innenstadt hapert. Schwierig, das alles auszutarieren. Weinekötter ohne Gespür für Gütersloh Was bei Weinekötter auffällt, ist, wie wenig verwurzelt er mit Gütersloh zu sein scheint. Wo steckt er außerhalb seines Büros, außerhalb seiner Arbeitszeiten? Hat man ihn mal abends auf einem Stadtfest gesehen? Auf Veranstaltungen? Auf dem Fahrrad? In einem munteren, nichtdienstlichen Gespräch mit Bürgern? Weinekötter, seit 17 Jahren GTM-Chef, scheint nie ein Interesse entwickelt zu haben, ein Gespür für diese Stadt zu bekommen, sich ihr auch emotional zu nähern. So etwas steht nicht in der Stellenbeschreibung. Aber für jemanden, der die Stadt vermarkten soll, ist das misslich.

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