Historisches Gasthaus in Gütersloh öffnet schon bald wieder seine Türen

Gütersloh. Könnten Häuser Geschichten erzählen, jene über das Isselhorster Gasthaus &bdquo;Zur Linde“ hätte den Umfang eines Wälzers. Hier rasteten Salzhändler und Schmuggler, hier parkten Postkutschen, hier saßen Musiker des Tanzorchesters in den Astgabeln der großen Linde, während unter ihnen das Volk tanzte. Ende vergangenen Jahres fürchteten die Isselhorster, das letzte Kapitel dieser 350-jährigen Geschichte sei geschrieben, doch nun sehen sie sich - erfreulicherweise - getäuscht. In der Gastro-Sprache sagt man: Es ist ein &bdquo;Grieche“, der die nächste Episode schreibt. Ioannis Ioannidis heißt er, Ianni genannt. Man kennt ihn. Ianni hat schon das &bdquo;Fachwerk“ am Postdamm geführt, hat im Mykonos in Wiedenbrück, im Elias am Heidewald und in einigen anderen Häusern gearbeitet. &bdquo;Seit 1991 bin ich in der Gastronomie tätig“, sagt er. Das ist seine Antwort auf die Frage, ob er das gelernt habe. Der 46-Jährige ist der neue Pächter der &bdquo;Linde“. Wenn er sagt, er werde das Gasthaus am 1. April wieder öffnen, sei das nicht als Aprilscherz gemeint. Gemeinsam mit seinem Schwager Theodoros Mouratidis und ihren Partnerinnen Anna und Eftimia traut er sich, die Geschichte des Isselhorster Dorftreffpunktes fortzuschreiben. Mit westfälischen und griechischen Gerichten, mit Spargel und Gyros. Gasthaus "Zur Linde" in Gütersloh wird nicht umbenannt Er werde das Haus weder umbenennen noch umgestalten, versichert Ioannidis. Er wolle es als das erhalten, was es ist: als Juwel, als &bdquo;Historisches Wirtshaus“. Mit diesem Status wurde es einst prämiert, und es gibt wohl nur wenige Gütersloher, die noch nie in der alten Deele mit dem Schankraum, den Jagdtrophäen, dem Klavier, der Wagenradlampe und den mehr als 300 Butzenscheiben gesessen hätten, um an den Holztischen ihr Pils auf einer gehäkelten Spitzendecke abzustellen oder eine Gans zu essen. &bdquo;Ich wäre traurig gewesen, wenn ich das Buch hätte zuklappen müssen“, sagt Inhaber Rolf Ortmeier. Als er im September verkündete, er gehe in den Ruhestand, weil die Nachfolge finde, reagierte das Dorf betroffen. &bdquo;Das kannst du doch nicht machen“, bedrängten ihn die Leute, doch Ortmeier sah für das Gasthaus keine Zukunft mehr. Seine Kinder hatten abgewunken, er selber fühlte sich erschöpft. Doch dann klingelte das Telefon. Oft sogar. &bdquo;Es haben sich etliche Interessenten gemeldet“, sagt Ortmeier. Auch Ioannidis war darunter. Im Laufe der Zeit näherten sich die beiden an und wurden sich schließlich einig. &bdquo;Ich bin zuversichtlich, dass das mit Ianni gut läuft“, sagt Ortmeier. &bdquo;Er bringt Erfahrung mit, er hat Energie.“ Auf der Speisekarte finden sich westfälische, deutsche und griechische Gerichte wieder Ortmeier und Ioannidis haben sich verständigt, die erste Zeit zusammen zu arbeiten und am Stil nichts zu ändern. Einzige Neuerung: &bdquo;Wir machen eine gemeinsame Karte, mit westfälischen, deutschen und griechischen Gerichten.“ Im Frühjahr nehmen sie die Spargelsaison mit, im Herbst die Bison-Wochen. Ortmeier, der Ur-Isselhorster, hat seinem Pächter versprochen, das in die Hand zu nehmen. Das Bison bezieht er von seinem Verwandten, Hermann Birkenhake, Landwirt aus Niehorst. Ihre Großmütter waren Geschwister. Dass die &bdquo;Linde“ unter dem wachsamen Auge des Denkmalschutzes steht, stört Ioannidis nicht. Im Gegenteil: &bdquo;Das ist doch das Besondere.“ Ausstattung, Inneneinrichtung, Aufteilung: All das soll so bleiben. Renovierungsstau gebe es keinen, auch in der Küche nicht. Bei ihm könne man Geburtstage feiern, Hochzeiten, Kommunion, kleine und große Gesellschaften sollen Platz finden. Den Beerdigungscafé – den auch Ortmeier weiter anbot – behält er ebenfalls bei. &bdquo;Das sind alles wichtige Angebote, wo sollen die Leute sonst hin?“, sagt er. Bei gutem Wetter öffnet er Garten- und Straßenterrasse, auch daran gibt es nichts zu rütteln. Die Öffnungszeiten? Weiß er noch nicht genau, voraussichtlich ab 17 Uhr, alles andere nach Absprache. Dass es in Isselhorst seit einigen Tagen die Runde macht, mit der &bdquo;Linde“ gehe es weiter, stimmt ihn zuversichtlich. &bdquo;Man merkt die Vorfreude“, sagt Ioannidis. Auch Rolf Ortmeier ist glücklich: &bdquo;Die Leute vom Heimatverein haben mir gleich mehrmals auf die Schulter geklopft.“ Auch sein Feuerwehrmuseum könne er erhalten. Die Erzählung, die 1677 mit Hinrich Astroth und Ilsabein auf der Brüggen ihren Anfang nahm, sie geht weiter.

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