Streit spitzt sich zu: Neubau in Gütersloh könnte zum "Ungetüm" werden

Gütersloh. Die kleine Emsbrücke in der Pixeler Heide entwickelt sich zum Streitobjekt. Die Bezirksregierung fordert für den Neubau der maroden Brücke einen Standard, der die beiden Kommunen Gütersloh und Herzebrock-Clarholz teuer zu stehen kommen könnte. Marco Diethelm, Bürgermeister von Herzebrock-Clarholz, spricht von einem &bdquo;Schildbürgerstreich“. Die Brücke, hinter dem Flugplatz genau auf der Stadtgrenze liegend, ist schadhaft und seit 2018 für Autos und landwirtschaftliche Fahrzeuge gesperrt. Bauern müssen Umwege von bis zu acht Kilometern in Kauf nehmen, um auf ihre Felder zu kommen. Nachdem es zunächst dauerte, bis sich die beiden Kommunen über eine Kostenaufteilung verständigt hatten, überdies Personalknappheit drückte, könnten die Vorgaben aus Detmold das Vorhaben nun erneut verzögern. Nicht nur das: Diethelm fürchtet, dass sich die Kosten verdoppeln könnten, auf mehr als eine Million Euro. Der Punkt ist, dass die Kommunen die neue Brücke verbreitern wollen. &bdquo;Alles andere wäre Unsinn“, sagt Diethelm, &bdquo;man muss schließlich berücksichtigen, dass die Trecker und Maschinen heute viel größer sind als vor Jahrzehnten.“ Doch damit, so die Bezirksregierung, sei das künftige Bauwerk rechtlich nicht als Ersatz-, sondern als Neubau zu werten. Folglich müsse sie den dafür geltenden technischen Vorschriften entsprechen. Baumstämme müssen ungehindert unter Emsbrücke durchfließen können &bdquo;Die Brücke muss so ausgelegt sein, dass mindestens ein Hochwasser abgeführt werden kann, das statistisch einmal in 100 Jahren auftritt“, sagt Regierungssprecher Peter Westphal. Das werde durch entsprechende &bdquo;Durchlasshöhen“ bewirkt. Die Gefahr müsse ausgeschlossen sein, dass die Brücke &bdquo;durch verkeilte Gegenstände, zum Beispiel Baumstämme“ beschädigt werde. Alternativ sei eine Brücke mit "kleinerem Querschnitt" so zu gestalten, dass das Hochwasser und Treibgut "schadlos“ abfließen könne - zum Beispiel mit einem umklappbaren Geländer. Die Wirksamkeit dieser Methode sei zuvor durch ein Fachbüro für Wasserwirtschaft nachzuweisen. Allerdings hatten die beiden Kommunen für die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrer (die die Brücke weiterhin überqueren dürfen) das Geländer erst kürzlich erneuern lassen - fraglich, ob es ohne weiteres umklappbar ist. Die Brücke höher zu legen, würde enorme Mehrkosten verursachen, sagt Bürgermeister Diethelm. Die Rede sei davon, sie bis zu zwei Meter hoch auframpen zu müssen; eine geradezu aberwitzige Vorstellung sei das. "Mitten in der Wallachei türmen sich dann Aufständerungen und Rampen auf. Ich habe auch Zweifel, dass der Natur mit einem solchen Ungetüm und den Tiefbauarbeiten wirklich gedient wäre.“ Touristiker wollen gerne den Emsradweg darüber führen Noch nie habe sich vor dem Bauwerk irgend etwas verkeilt. Hinzu komme, so Diethelm, dass die Ems an jener Stelle bei Hochwasser ohnehin genügend Retentionsraum finde - Flächen, wo sie sich links und rechts ihrer Böschungen ausbreiten könne. Eine Auframpung würde diesen natürlichen Vorgang möglicherweise erschweren. Landwirte, in der &bdquo;Interessengemeinschaft Emsbrücke“ vereint, und der Löschzug Quenhorn drängen seit Jahren auf einen Neubau, auch die Stadtwerke Gütersloh haben sich wegen einer dort liegenden Reinwasserleitung der Forderung angeschlossen. Überdies ist die Brücke derzeit zwar ziemlich abgelegen, aber das könnte sich ändern: Nach dem Neubau, so die Überlegung der örtlichen Touristiker, sollen der beliebte Emsradweg und vielleicht auch der R1 darüber führen. Gütersloh hatte sich 2019 mit Herzebrock-Clarholz auf eine Kostenaufteilung von 50/50 und darauf verständigt, dass die Nachbarkommune bei dem Projekt die Federführung übernimmt. Im Gütersloher Haushalt sind für dieses und nächstes Jahr 270.000 Euro veranschlagt. Werden die Befürchtungen Diethelms wahr, dürfte das kaum genügen.

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