Mit vielen Fotos: So sieht es aktuell in der verlassenen Kaserne in Gütersloh aus

Gütersloh. Seit dieser Woche ist klar: Die alte Kaserne auf dem Flughafenareal an der Marienfelder Straße soll eine Notunterkunft werden. Bis zu 1.000 Flüchtlinge sollen in der Princess Royal Barracks untergebracht werden. Ab Sommer soll die Aufnahme starten, so jedenfalls hat es die Bezirksregierung der Stadt Gütersloh mitgeteilt. Bürgermeister Norbert Morkes zeigt sich irritiert über die Vorgehensweise aus Detmold und machtlos bei den Handlungsspielräumen der Stadtverwaltung. Infos habe man herzlich wenig, vieles davon entnehme er selbst der Presse. Nun stehen auf dem Flughafengelände reichlich Gebäude – alle sollen sie laut Plan in naher Zukunft abgerissen werden, um Platz zu schaffen für das neue Gewerbegebiet. Also stellt sich die Frage, wie viel in die Gebäude jetzt noch investiert wird beziehungsweise investiert werden muss, um sie überhaupt bewohnbar zu machen. &bdquo;Die Frage kann ich nicht beantworten“, sagt Roland Herde von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und zuständig für diese Liegenschaft seit 2016, als sie von den Briten übergeben wurde. Auch Herde zeigt sich überrascht von den Plänen der Bezirksregierung. Und Zweifel hat er auch, denn allein der Zeitplan sei sportlich. Die jüngsten Wohnblocks grenzen an das Impfzentrum und sind Baujahr 2010. Sie waren höchsten fünf Jahre bewohnt und sind gut in Schuss. Drei Gebäude mit je 36 Apartments stehen hier zur Verfügung. Die Stromleitung ist noch aktiv, Heizung nicht. Die Briten haben mit Öl geheizt. &bdquo;Eine Gasleitung gibt es hier nicht“, erklärt Herde. Außerdem war das Heizöl für die Briten steuerfrei und deshalb kein nennenswerter Kostenfaktor. Die großen Heizwerke auf dem Flughafengelände sind jedoch längst außer Betrieb. Um die Räume wieder warm zu kriegen, bräuchte es nun andere Lösungen. &bdquo;Mobile Containeranlagen wäre eine Möglichkeit“, so Herde. Das kaserneneigene Wasserwerk wurde vor rund zwei Jahren den Stadtwerken Gütersloh überlassen. Die Abwasseranlage sei noch aktiv und würde über eine Druckpumpstation zum städtischen Klärwerk Putzhagen transportiert. Nur vorübergehend in Notunterkunft untergebracht Die Apartments sind voll möbliert, jeweils mit kleinem Bad. Eine Unterbringung von zwei Erwachsenen mit maximal einem Kind wäre denkbar. &bdquo;Ich würde mich dafür aussprechen, das Tor hinter dem Impfzentrum zu öffnen und als Zufahrt zu nutzen. Die Wohngebäude müssen eingezäunt und vom restlichen Flughafengelände abgetrennt werden“, findet Roland Herde. Alles andere sei bei der Gesamtlage viel zu gefährlich. Wolle man allerdings 1.000 Personen unterbringen, brauche es mehr als diese drei Gebäudekomplexe. Bleibt die Frage, wer soll hier einziehen? &bdquo;Die Zusammensetzung der künftigen Bewohnerschaft hängt unter anderem von der Fluchtbewegung nach Deutschland ab“, erklärt die Bezirksregierung schriftlich. Deren Entwicklung sei nicht vorhersagbar. Zurzeit kommen entgegen den Erwartungen deutlich weniger schutzsuchende Menschen aus der Ukraine nach Deutschland. &bdquo;Demgegenüber ist die Zahl der schutzsuchenden Menschen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak zuletzt deutlich gestiegen. Insofern ist zurzeit davon auszugehen, dass der Anteil schutzsuchender Menschen aus der Ukraine in der Notunterkunft gering sein wird.“ Heißt also konkret, dass in der Notunterkunft Princess Royal überwiegend Menschen wohnen werden, die aus Syrien, Afghanistan und dem Irak geflohen sind. Die Menschen sind nur vorübergehend in der Notunterkunft untergebracht. Danach ziehen die Geflüchteten in andere landeseigene Unterkünfte um. &bdquo;Für eine Integration der geflüchteten Menschen in die Stadtgesellschaft wird daher weder ein Bedarf noch eine Gelegenheit bestehen“, so die Bezirksregierung. Bürgermeister Morkes ist skeptisch: &bdquo;Wir wissen nicht, wie lange die Menschen hier wohnen werden und wie lange der Prozess insgesamt dauern wird.“ In der kommenden Woche führe er dazu weitere Gespräche. &bdquo;Die Maßnahme wird unser Zusammenleben in Gütersloh verändern“, ist sich Morkes sicher. Es braucht eine zentrale Logistik Rund 3.000 Geflüchtete fänden derzeit hier Schutz. Eine Herkulesaufgabe, auch wenn die Bezirksregierung beteuert, dass die in der landeseigenen Notunterkunft untergebrachten Kinder und Jugendlichen weder die Kitas noch die Schulen in Gütersloh besuchen. &bdquo;Die Schulpflicht gilt erst, wenn Geflüchtete durch die Bezirksregierung Arnsberg auf die Kommunen in NRW verteilt worden sind.“ In den landeseigenen Unterkünften kümmern sich im Auftrag der Bezirksregierung Betreuungsverbände um die Kinder, Jugendliche und Erwachsenen. &bdquo;Die Kosten für den Betrieb der Notunterkunft einschließlich der Betreuung in der landeseigenen Unterkunft trägt das Land.“ Das ehemalige Offizierskasino hat schon bessere Tage gesehen, es ist Baujahr 1937. Gleichwohl ist das Gebäude samt Küche zu gebrauchen, wenn man es wieder ertüchtigt. Norbert Morkes selbst kennt das Gebäude noch in Nutzung, hat es erlebt mit loderndem Kaminfeuer und Clubsesseln im großen Saal. &bdquo;Es könnte für eine zentrale Essensausgabe genutzt werden“, erklärt Morkes, &bdquo;und auch als Treffpunkt für alle, die hier unterkommen.“ Küchen sind in den einzelnen Wohngebäuden nicht vorhanden. Somit braucht es eine zentrale Logistik. Alle Häuser auf dem Areal kämpfen mit feuchten Kellern, &bdquo;weil damals anders gebaut wurde und weil der Grundwasserpegel gestiegen ist“, erklärt Roland Herde. 1.000 Kubikliter Wasser habe der laufende Kasernenbetrieb früher jeden Tag benötigt. Weil das Wasser nicht mehr entzogen wird, ist das Grundwasser gestiegen. Alles was westlich liegt hat kein Strom, kein Öl, kein Wasser Ebenfalls knapp 90 Jahre alt sind die Offiziersunterkünfte vor dem Eingang des Kasinogebäudes. Sechs an der Zahl. Die Unterbringung hier war schon damals weit weniger komfortabel als für die einfachen Soldaten und Unteroffiziere nebenan. Ein langer Flur, viele kleine Räume mit Teppichboden und Waschbecken. Dusch- und Toilettenräume liegen zentral und sind arg in die Jahre gekommen. &bdquo;Man muss testen, was hier noch heile ist“, sagt Roland Herde. Es könne auch sein, dass das alles in einer Tropfsteinhöhle ende. Klar hätten die Briten das Wasser von der Heizung damals abgelassen, aber rund zehn Jahre hat hier keiner mehr gewohnt. Allerdings ist die Brandmeldeanlage auf dem neuesten Stand. Ein Umstand, der wohl nicht zu unterschätzen ist. Bei der Begehung der Bezirksregierung im Dezember wurde allerdings nicht nur der Bereich links vom Haupteingang an der Marienfelder Straße in Augenschein genommen. Auch das Areal rechts vom Eingang in Richtung Marienfeld wurde begutachtet. &bdquo;Alles was westlich liegt ist von jeglicher Versorgung abgetrennt“, erklärt Roland Herde. Kein Strom, kein Öl, kein Wasser. &bdquo;Das sind zig Kilometer Leitungen, die kann man nicht alle spülen und intakt halten.“ Im Juni müssen die Gebäude bezugsfertig sein Die Gebäude hier sind von 2003 und jünger. &bdquo;Jedes Jahr kamen ein paar dazu“, die Apartments hier sind ebenfalls möbliert und zweckmäßig. Weder fällt der Putz von der Decke noch erschreckt der Zustand insgesamt. Anders dagegen die Gebäude vis-a-vis entlang der Marienfelder Straße aus den Anfangsjahren der Kaserne. Hier braucht wohl niemand über einen zeitnahen Einzug nachzudenken. &bdquo;Immer wieder wurden wir von Bürgern beschimpft, dass wir die Substanz der Kaserne verfallen lassen“, was ja auch stimmt, wie Roland Herde feststellt. &bdquo;Aber es soll alles abgerissen werden, da können wir ja nicht mehr investieren.“ Allenthalben würden Zäune aufgeschnitten, weil Leute einbrechen– eine Sisyphusarbeit sei das, die ständig zu flicken. Die Flickschusterei dürfte über die Zäune hinausreichen, will man im Juni hier Menschen unterbringen.

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