Kaserne in Gütersloh wird zur Unterkunft: Morkes spricht von "enormer Herausforderung"

Gütersloh. Das Land hat vor, in der Kaserne an der Marienfelder Straße eine große Zahl an Flüchtlingen unterzubringen. Bis zu 1.000 Schutzsuchende sollen in den Princess Royal Barracks vorübergehend eine Unterkunft finden, teilte die Bezirksregierung Detmold am Dienstag mit. Da die Gebäude noch hergerichtet und wieder an die Versorgungsleitungen angeklemmt werden müssen, werde der Betrieb voraussichtlich nicht vor Juni starten, heißt es. &bdquo;Das bedeutet eine enorme Herausforderung für unsere Stadt“, kommentierte Bürgermeister Norbert Morkes. Die Bezirksregierung vollzieht damit einen Schwenk: Im Herbst hatte sie noch die Mansergh-Kaserne an der Verler Straße im Blick. Während Morkes damals die Sorge äußerte, die städtischen Pläne zur Umwandlung des Areals in ein Wohn- und Mischquartier kämen damit &bdquo;weitgehend zum Erliegen“, bleibt der Bürgermeister diesmal entspannt: &bdquo;Was unsere Pläne für das interkommunale Gewerbe- und Industriegebiet auf dem Flugplatzgelände angeht: Ich gehe davon aus, dass die Einrichtung der Notunterkunft keine negativen Auswirkungen auf die Realisierung haben wird.“ Mitspracherecht hat die Stadt beim Flüchtlingsthema an keinem der beiden Kasernenstandorte: Melden Bund oder Land Bedarf an, ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Eigentümerin der Immobilien, verpflichtet, diese zur Verfügung zu stellen – ob die Stadt das gutheißt oder nicht. Sowohl Ukrainer als auch andere Flüchtlinge werden untergebracht Morkes berichtet, er sei am Dienstag telefonisch von Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling über die Entscheidung informiert worden. Überraschend traf ihn das nicht. Schon Mitte Dezember hatten Vertreter der Bezirksregierung, der Bima und der Stadt die Kaserne auf ihre Eignung als Notunterkunft geprüft. Bölling: &bdquo;Ziel ist, die Menschen vor der akuten Obdachlosigkeit zu bewahren, sie zu verpflegen sowie die erste medizinische Versorgung zu sichern.“ Vor dem Hintergrund der deutlich steigenden Zahlen von Asyl- und Schutzsuchenden seien Kommunen und Land gefordert, weitere Kapazitäten zur Unterbringung zu schaffen. In der leerstehenden ehemaligen Kaserne werden sowohl Ukrainer als auch andere Flüchtlinge untergebracht. Sie sei als Unterkunft &bdquo;gut geeignet“, so die Bezirksregierung. Der ausschlaggebende Grund, die Bima um die Überlassung der Gebäude zu bitten, sei deren &bdquo;zügige Verfügbarkeit“ gewesen. Wie Detmold weiter mitteilt, werde sich ein erfahrener Betreuungsdienst um die Bewohner kümmern. Auch ein Sicherheitsdienstleister werde eingesetzt. Und: &bdquo;Die Kosten für den Betrieb der Notunterkunft trägt das Land.“ Gleichwohl weist die Stadt auf Belastungen hin. &bdquo;Eine Notunterkunft in der Größenordnung, wie sie die Bezirksregierung genannt hat, bedeutet immense Aufgaben für die soziale Infrastruktur in Gütersloh“, macht Sozialdezernent Henning Matthes deutlich. Flüchtlingsberatung und Jugendamt seien bereits voll ausgelastet. &bdquo;Viele Geflüchtete suchen bei der Stadt Beratung und Begleitung. Unbegleitete Minderjährige muss die Stadt aufnehmen und betreuen. Unter anderem wird mit dem Land zu klären sein, wie die Betreuung schulpflichtiger Kinder und Jugendlicher gestaltet werden kann, denn“, so Matthes, &bdquo;unsere Schulen sind voll.“ Zahl der Flüchtlinge in Gütersloh wird durch die Notunterkunft erheblich ansteigen Ähnlich hatte Matthes auf die Ankündigung der Bezirksregierung im Herbst reagiert. Auch damals hatte er berichtet, die Stadt stoße bei ihrer sozialen Infrastruktur an ihre Grenzen. Erst vergangene Woche wurde beispielsweise bekannt, dass es nicht mehr gelinge, alle zugewanderten Grundschulkinder im Regelsystem unterzubringen und die Stadt sich daher gezwungen sehe, an der Overbergschule eine &bdquo;Internationale Klasse“ zu bilden. Auch in Rheda-Wiedenbrück und an einer weiteren Gütersloher Schule steht das an. &bdquo;Es gibt einfach keine Schule mehr, der man sagen könnte, ihr müsst die jetzt nehmen“, sagte der Schulrat des Kreises, Stephan Kern. Die Zahl der Flüchtlinge in Gütersloh wird mit Einrichtung der Notunterkunft erheblich ansteigen. Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine vor elf Monaten hat Gütersloh annähernd 1.000 ukrainische Flüchtlinge aufgenommen; rund zwei Drittel von ihnen leben in städtischen Unterkünften, ebenso wie weitere 720 Flüchtlinge aus anderen Staaten. Zirka 350 Geflüchtete sind aktuell in den ehemaligen Britenhäusern an der Englischen Straße untergebracht, wo die Bezirksregierung seit November eine Unterbringungseinrichtung mit perspektivischer Kapazität für 500 Plätze betreibt. Die Bezirksregierung teilte mit, die in der künftigen Kasernen-Notunterkunft geschaffenen Plätze werden der Stadt auf die Aufnahmequote angerechnet. Für Gütersloh vermindere sich dadurch die Aufnahmeverpflichtung von Asylbewerbern. Morkes sagt, er nehme kommende Woche an einem Treffen in Düsseldorf bei der zuständigen Ministerin Josefine Paul teil. Dort gehe es auch um das Thema Landesnotunterkunft.

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