Baum gefährdet Hagedorn-Projekt in Gütersloh - Umweltschützer demonstrieren heute

Gütersloh. Die Zahl der Fürsprecher für den Erhalt einer Roteiche auf einem Gewerbegrundstück am Bartels Feld wächst. Jetzt haben Umweltschützer zu einer Demonstration aufgerufen. Sie treffen sich diesen Dienstag, 15 Uhr, am Bauzaun vor dem Grundstück nahe der B 61. Mit ihrer Kundgebung wollen sie die Ratsfraktionen dazu bewegen, die Roteiche sowie eine alte Linde fest im Bebauungsplan zu verwurzeln. Die Bäume zu ersetzen, sei praktisch unmöglich, so Angelika Daum von der Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz (GNU). Nach Aussage von Wissenschaftlern müsse man dafür &bdquo;mehrere tausend junge Bäume nachpflanzen (vorsichtig hochgerechnet mindestens 5.000)". Angesichts des Konkurrenzkampfes zwischen Landwirtschaft, Bauwirtschaft und anderen um jeden Quadratmeter Fläche erscheine das aussichtslos. Die Roteiche, im Umweltbericht eines Gutachters als &bdquo;mächtiger Baum/Uraltbaum“ eingestuft, steht einem Bauvorhaben der Hagedorn-Gruppe und des Paderborner Bauunternehmens Bremer AG im Weg. Gemeinsam haben sie das neue DHL-Zentrum gebaut, nun wollen sie daneben eine Gewerbehalle für weitere Drittnutzer mit einer Nutzfläche von 10.000 Quadratmetern setzen. Bleibt die Eiche stehen, so die Investoren, fielen davon 1.550 weg – das mache das Bauvorhaben unwirtschaftlich. Laut Verwaltung wäre noch Richtung Bahndamm Platz Die Stadtverwaltung sieht einen Ausweg aus diesem Konflikt. Baudezernentin Nina Herrling schreibt in einer aktuellen Sitzungsvorlage, es gebe durchaus eine Möglichkeit, die Roteiche zu erhalten. Sie verweist auf das &bdquo;großzügige Baufeld“ und auf &bdquo;Flächenpotenziale“ nahe des Bahndamms. Den Bauherren sei in diesem frühen Stadium zuzumuten, umzuplanen. Zwei weitere Bäume, die näher zur B 61 stehen, beeinträchtigen ebenfalls die Investorenpläne. Sie stehen auf einer Fläche, auf der in einem zweiten Bauabschnitt ein Bürokomplex entstehen soll. Während Hagedorn zu einem Baum inzwischen berichtet, es sei unproblematisch, &bdquo;diesen in die Planung zu integrieren und zu erhalten“, ist das bei dem anderen ungewiss; dabei handelt es sich um eine Winterlinde mit einem Stammumfang von 1,7 Metern und einem Kronendurchmesser von 9,5 Metern. Entscheiden werden die Ratsfraktionen in ihrer Sitzung am Dienstag nächster Woche. Auf ihrer Tagesordnung steht dann ein weiterer Gewerbeausbau, der von Modus Consult. Der IT-Spezialist, sesshaft an der James-Watt-Straße (nahe Hülsbrockstraße/Stadtring Nordhorn), plant den Ausbau seines Firmensitzes – für staatliche 25 Millionen und für 150 zusätzliche Büroarbeitsplätze. Doch auch dafür müssten Bäume fallen. Bei der Firma Modus Consult sollen 31 Bäume fallen Genau genommen 31 Bäume. Das geht aus aktualisierten Unterlagen hervor, die nun ebenfalls den Politikern vorliegen. Hatte der (vorige) Modus-Consult-Geschäftsführer Klaus Wagner vor einem Jahr bei der ersten Vorstellung lediglich von sieben Eichen gesprochen, so ist die Zahl nun deutlich höher. Tatsächlich stehen laut Gutachterbericht auf dem 1,1 Hektar großen Baufeld mehrere Stieleichen, Rotbuchen, Weiden, Linden, Erlen und andere Gehölze. Welche davon der Axt zum Opfer fallen, ist nicht im Einzelnen aufgeschlüsselt, wohl aber die vorgeschlagene Zahl an Ersatzpflanzungen: 34. Diese Zahl ergibt sich laut Gutachter aus Berechnungen, die der &bdquo;Numerischen Bewertung von Biotoptypen für die Bauleitplanung in NRW (Lanuv 2008)“ folgen. Sie weist Kronen- und Stammumfängen einen bestimmten Kompensationswert zu. Diese Vorgehensweise, so heißt es, sei mit der Stadt und der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. Firma würde die Zahl ihrer Jobs in Gütersloh annähernd verdoppeln Bei den 34 Ersatzpflanzungen rät der Umweltgutachter zu Stieleichen, Platanen, Linden oder gleichwertigen Bäumen. Sie sollten einen Stammumfang von mindestens 18 bis 20 Zentimeter haben, und sie seien &bdquo;in Abstimmung mit der Stadt Gütersloh fachgerecht zu pflanzen und zu erhalten“. Auch Maßnahmen zum Artenschutz werden vorgegeben. Auf der Tagesordnung steht das Thema, weil die Ratsfraktionen die Änderung des Bebauungsplanes beschließen und damit der Firmenerweiterung den Weg ebnen sollen. Modus Consult, eine Tochter der Bechtle AG (Neckarsulm), hat vor, ein vierstöckiges Bürogebäude, eine Cafeteria und ein Parkhaus mit 270 Stellplätzen zu errichten. Gründe dafür seien einerseits das starke Wachstum der IT-Branche, andererseits die geplante Verlagerung des Bielefelder Bechtle-Systemhauses von Sennestadt nach Gütersloh. Die Zahl der Mitarbeiter würde sich annähernd verdoppeln.

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