Aufatmen für Autofahrer? So könnten sich die Spritpreise 2023 in Gütersloh entwickeln

Gütersloh. "Wir sind weiter die ärmsten Hunde", sagt Karin Bahre, Pächterin des Tankcenters Gütersloh an der Berliner Straße. Die Tankstelle ist fast durchgehend geöffnet, Kunden können hier am Tag 23 Stunden lang tanken. "Dadurch haben wir das Licht aber quasi immer brennen", sagt die Betreiberin. Bei steigenden Energiekosten gehe das immer mehr ins Geld. Die Lage sei "schlimm", so die Gütersloherin. Bereits im März 2022 äußerte die Pächterin gemeinsam mit ihrem Mann Heiko in einem Interview dieser Zeitung ihren Unmut über die Situation von Betreibern von Tankstellen. Damals sagte Heiko Bahre über die Spritpreise an den Zapfsäulen: "Wir werden nicht nach Preis bezahlt, sondern nach Absatzmenge. Wir verdienen so viel an dem Benzin, dass wir Teile der Stromkosten decken können. Mehr nicht. Wie groß der prozentuale Anteil vom angezeigten Preis ist, kann ich gar nicht genau sagen. Aber er ist Gering." Im Weiteren sei eine Tankstelle auch auf den Verkauf im Shop angewiesen. Weil die Kosten für Kraftstoffe aber vergleichsweise hoch sind, würden viele Kunden auf den Griff zum Getränk, zur Zeitung oder zum Snack verzichten. Getankt wird meist für 20 bis 30 Euro Damals lag der Preis für einen Liter Super-Benzin (E5) im Tankcenter Gütersloh bei 2,23 Euro. Heute steht er bei rund 1,73 Euro. Trotz einer Preissenkung um 50 Cent hat sich die Kauflaune von Kunden aber nicht verbessert, sagt Karin Bahre. Getankt werde meist weiter für 20 bis 30 Euro. Je nach Preis gibt es dafür mal mehr und mal weniger Liter. "Einige zeigen jetzt immerhin etwas mehr Verständnis für uns und haben mitbekommen, dass wir für die Preise an den Zapfsäulen nichts können." So sei geäußerter Unmut von Kunden im Verlauf des Jahres etwas seltener geworden. Beleidigungen oder andere aggressive Äußerungen habe es im Gütersloher Tankcenter derweil nie gegeben. Das generelle Miteinander von Pächtern und Kunden sei dafür zu positiv. Spritpreise: So könnten sie sich in Gütersloh entwickeln Wo die Reise für die Spritpreise an den Zapfanlagen im Jahr 2023 hingehen wird, das vermag Karin Bahre nicht zu prognostizieren. "Wir werden selbst immer wieder überrascht. An manchen Tagen wundert man sich und es gibt sieben bis acht Preiserhöhungen. Die Schwankungen sind enorm. Deswegen kann ich das gar nicht einschätzen." Ralf Collatz, Leiter Kommunikation ADAC Ostwestfalen-Lippe, ist da ein wenig offensiver. Er sagt: "Es spricht momentan nicht viel dafür, dass die Spritpreise enorm steigen." Im Gegenteil: Der Euro/Dollar-Wechselkurs, die leicht sinkenden Margen der Raffinerien sowie die geringere Nachfrage nach Diesel könnten die Preise 2023 sogar minimal fallen lassen. "Immer vorausgesetzt, dass sich keine weitere Krise ereignet", schränkt Collatz ein. ADAC: Gewinne für Raffinerie-Konzerne seien zu hoch Ebenfalls positiv für Autofahrer: Die ursprünglich im Rahmen der CO2-Abgabe vorgesehene Erhöhung bei Benzin und Diesel ab Januar 2023 wird um ein Jahr verschoben. Laut Collatz hätte diese umgerechnet zu einem Aufschlag auf den Liter Diesel bzw. Benzin von rund 1,5 Cent geführt. Nichtsdestotrotz sehe der Pressesprecher vom ADAC in OWL bei den Preisen für Kraftstoff weiter Luft nach unten. Denn die Gewinne der Raffinerie-Konzerne seien trotz zuletzt leichter Rückgänge noch immer zu hoch. "Generell sind die Gewinne exorbitant gestiegen. Dass die Margen zum Jahresende gesenkt wurden ist in meinen Augen lediglich Futter für Verbraucher und die Presse", sagt Collatz. Schätzungsweise, so der Pressesprecher, liegen die Durchschnittsmargen von Esso, BP und Co. noch immer bei rund 15 Cent pro Liter und damit deutlich zu hoch. Normal, so heißt es in mehreren Medienberichten, sind etwa 3 Cent pro Liter.

Meistgelesen