Flüchtlinge Früherer Flugplatz in Gütersloh könnte zur Unterkunft für Geflüchtete werden

Gütersloh. Leerstehende riesige Militärgelände, hunderte verlassene Offiziershäuser – große Hoffnungen waren mit dem Abzug der britischen Soldaten und ihrer Familien für die Gütersloher Wirtschaft und den heimischen Wohnungsmarkt verbunden. Inzwischen richtet sich noch ein anderer Fokus auf diese Liegenschaften. Denn wenn Platz für den anschwellende Zustrom von Geflüchteten aus der Ukraine oder anderen Ländern gesucht wird, dann kommen die Kasernen und ehemaligen Britensiedlungen in die erste Wahl. So erreichte vor fast genau einem Monat die Nachricht das Rathaus, dass das Land erwägt, in den ehemaligen Mansergh Barracks bis zu 1.000 Flüchtlinge unterzubringen, in der Siedlung Englische Straße am Stadtpark weitere 500 Menschen. Bürgermeister und Sozialdezernent versetzte das in Alarmbereitschaft. Die Stadt stoße an Grenzen, sowohl finanziell und personell als auch hinsichtlich der sozialen Infrastruktur. Noch ist die Entscheidung nicht gefallen, ob hinter dem Zaun an der Verler Straße tatsächlich eine zentrale Unterkunftseinrichtung (ZUE) des Landes in Betrieb genommen wird, da richten Düsseldorf und Detmold ihr Augenmerk offenbar auch auf die andere ehemalige Kaserne, die früheren Princess-Royal-Barracks mit dem Flugplatz. Besichtigungstermine geplant Viel ist bei den offiziellen Stellen dazu nicht herauszubekommen. Aber dass die Option Flugplatz ernsthaft in Betracht gezogen wird, ist einer knappen schriftlichen Antwort der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) auf eine Anfrage der &bdquo;NW“ zweifellos zu entnehmen. &bdquo;Bezüglich einer möglichen Asylnutzung des ehemaligen Flugplatzes befindet sich die Bundesanstalt aktuell mit der Bezirksregierung Detmold im Gespräch“, teilt BImA-Sprecher Thorsten Grützner in Bonn mit. Und er fügt hinzu: &bdquo;Auch Besichtigungstermine sollen noch stattfinden.“ Er bitte um Verständnis, dass die BImA zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keinen konkreten Angaben machen könne. Auf eine weitere Nachfrage heißt es, die Prüfung und letztendlich auch die Entscheidung darüber, ob eine Liegenschaft zur Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbegehrenden geeignet sei, obliege jedoch den Ländern und Gemeinden. &bdquo;Ich bitte Sie um Ihr Verständnis dafür, dass die BImA Ihnen keine weiteren Informationen zu möglichen Vertragsgesprächen geben kann.“ Grützner stellt lediglich klar, dass die BImA im Zusammenhang mit der Flüchtlingsunterbringung lediglich die liegenschaftsbezogene Unterstützung der Länder und Kommunen leiste. &bdquo;Sie stellt also im Bedarfsfall mietzinsfrei eigene Liegenschaften zur Verfügung, die dann als Unterkünfte genutzt werden.“ Bezirksregierung hält sich bedeckt Mit konkreten Angaben – auch in Sachen Mansergh-Kaserne - hält sich die Bezirksregierung ebenfalls zurück. Das Land und die Bezirksregierung arbeiteten mit Hochdruck daran, weitere Kapazitäten zur Unterbringung zu schaffen. &bdquo;Sobald Entscheidungen über neue Standorte getroffen sind, gibt die Bezirksregierung sie auf den gewohnten Wegen bekannt“, lautet die Aussage von Peter Westphal aus der Pressestelle. Bürgermeister Norbert Morkes berichtete unlängst, dass es mindestens eine Dreivierteljahr dauere, die Kaserne an der Verler Straße als Unterkunft zu ertüchtigen. Im Fall der Kaserne an der Marienfelder Straße dürfte es kaum schneller gehen. Der Abmarsch der britischen Armee erfolgte bereits vor sechs Jahren und seither sind die Gebäude von Heizung, Strom, Wasser und Entsorgung abgeschnitten. Unterdessen hat sich die CDU-Ratsfraktion mit der Unterbringungssituation befasst. Sie hat dazu einen drei Punkte umfassenden Antrag an den Hauptausschuss gerichtet. Erstens wird darin die Verwaltung gebeten, einen Pool mehrerer potenzieller Unterbringungsmöglichkeiten wie Sporthallen, Aulen und die Stadthalle für die Notbelegung mit Flüchtlingen und notleidenden Menschen zu erstellen und diese Liste mit den jeweiligen Nutzern sowie dem Rat abzustimmen. System für den Krisenfall Zweitens soll auf Basis dieses Pools ein Rotationsverfahren zur Belegung entwickelt werden. Drittens sei für die Organisation und Betreuung der unterschiedlichen Szenarien eine eigene Struktur zu entwickeln. Unter dem Titel &bdquo;Bereitstellungssystem von Erstaufnahmekapazitäten im Krisenfall“ hat die CDU in dem Antrag bereits einen Vorschlag gemacht. In der Begründung weist Fraktionsvorsitzender Heiner Kollmeyer darauf hin, dass in der Flüchtlingskrise 2015 die Sporthallen in Spexard und Friedrichsdorf als Unterbringungsmöglichkeit der Menschen insbesondere aus Syrien zur Verfügung gestellt wurden. In diesem Jahr sei aufgrund des russischen Krieges in der Ukraine ebenfalls die Belegung der Spexarder Halle erfolgt, und es seien darüber hinaus Überlegungen angestellt worden, auch die Friedrichsdorfer Sporthalle zu belegen. &bdquo;Durch den Aufbau eines rotierenden Pools an Unterkünften können künftige Fluchtereignisse von der Gütersloher Gesellschaft besser und mit einer hoch bleibenden Akzeptanz aufgefangen werden. Viele Schultern können mehr tragen“, so Kollmeyer. Zudem würde sich die Planbarkeit von Nutzung Notfallsituationen verbessern, da sich die Belegungsintervalle der Einrichtungen entzerren. Ferner würden der Verwaltung Strukturen gegeben, kommende Situationen noch besser bewältigen zu können. Mit dem Antrag befasst sich der Hauptausschuss in seiner Sitzung am Montag, 12. Dezember. Beginn ist um 17 Uhr im Ratssaal. Dann startet auch die Live-Übertragung im Internet.

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