Nach 28 Jahren: Darum löst sich die UWG Gütersloh auf

Gütersloh. Die politische Landschaft in Gütersloh lichtet sich. Die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG), seit 1999 ununterbrochen im Rat vertreten, hat angekündigt, sich aus der aktiven Politik zurückzuziehen. In einer eigens einberufenen Versammlung will der Verein seine Auflösung beschließen. Nötig für einen solchen Beschluss ist eine Dreiviertelmehrheit der anwesenden stimmberechtigten Mitglieder. Vorsitzender Peter Kalley hat wenig Zweifel, sie zu erreichen. &bdquo;Die Gespräche sind geführt“, sagt Kalley (72). &bdquo;Wir sind uns einig, dass unsere Zeit vorbei ist. Wenn du merkst, du reitest ein totes Pferd, steig ab“, zitierte Kalley eine alte Weisheit der Dakota. In Gütersloh sei offenbar kein Platz für zwei unabhängige politische Vereine. &bdquo;Die BfGT, das müssen wir zur Kenntnis nehmen, hat uns den Rang abgelaufen.“ Wer sich in Gütersloh ohne Parteizugehörigkeit politisch engagieren wolle, trete der BfGT bei, nicht der UWG. Das sei schon länger so, doch ein Zusammengehen komme wegen der Unterschiede der Charaktere und der Inhalte nicht in Frage. Die Folge: &bdquo;Wir schrumpfen, werden immer älter, langjährige Mitglieder sterben.“ Schwierige Suche nach Nachfolger für Vorstand 34 Mitglieder hat die UWG noch, etliche nicht mehr aktiv. Nachfolger für den Vorstand zu finden, bemühe man sich seit Jahren vergeblich. &bdquo;Deswegen: Es ist das Beste, wenn wir unser Projekt jetzt mit Anstand beenden.“ Kalley war der erste und folglich wohl für alle Zeiten einzige Vorsitzende des im Februar 1994 gegründeten Vereins. Daneben gehören dem aktuellen Vorstand der Vize-Vorsitzende Norbert Bohlmann (ebenfalls seit Gründung dabei) und Schatzmeisterin Hiltrud Wulle an. In besseren Zeiten zählte die Gütersloh UWG 50 Mitglieder. Der Verein hatte sich formiert, um den etablierten Parteien Paroli zu bieten und um sachorientierte Entscheidungen unabhängig von Ideologien und Parteibüchern treffen zu können. &bdquo;Was ist vernünftig, was ist das Beste vor Ort? Wer darüber ohne Parteibuch im Nacken diskutieren kann, kommt zu besseren Ergebnissen“, sagt Kalley. Bei den ersten Kommunalwahlen fünf Jahre nach Gründung holte die UWG prompt 5,15 Prozent der Stimmen und zog mit drei Mandaten in den Rat ein; zuletzt, im Herbst 2020, kam sie nur noch auf 2,23 Prozent und ein Mandat. Dieses Mandat, so Kalley, werde er auch nach einem Auflösungsbeschluss des Vereins nicht abgeben. &bdquo;Ich bin gewählter Ratsvertreter und werde meine Aufgaben bis zur nächsten Kommunalwahl gewissenhaft erfüllen.“ Die BfGT (Bürger für Gütersloh), ebenfalls als Verein organisiert, sind inklusive Bürgermeister Norbert Morkes mit sieben Sitzen im Stadtrat vertreten; sie hatten 13,02 Prozent der Stimmen geholt. Auf Landesebene ist eher das Gegenteil zu beobachten Dass sich eine Wählergemeinschaft auflöst, ist ungewöhnlich, heißt es auf Landesebene. &bdquo;Tatsächlich beobachten wir eher das Gegenteil“, sagt Hartmut Kaltenbach, Geschäftsführer des Landesverbandes Freie Wähler NRW. Vielerorts bildeten sich neue Ortsvereine, zuletzt etwa in Mettingen, Bedburg und Erndtebrück. Zur Kommunalwahl im Herbst 2020 traten 510 Gemeinschaften an, so viele wie noch nie, 155 davon im Landesverband organisiert. Ihr Stimmenanteil sei auf 8,4 Prozent gestiegen, in der Spitze sogar auf 39,4 Prozent. Mit Andreas Sunder in Rietberg und Susanne Mittag in Langenberg stellen die Wählergemeinschaften im Kreis Gütersloh sogar zwei Bürgermeister, plus Morkes in Gütersloh. &bdquo;Bei den Bürgern kommt der Gedanke einer freien Wählergemeinschaft gut an“, sagt Kaltenbach. Oft schlössen sich sachkundige, hervorragend vernetzte Bürger zusammen, denen man ihr Interesse am Wohlergehen ihres Heimatortes eher anmerke als den Mitgliedern einer bundesweiten Partei. &bdquo;Einsatz und Ortskenntnis werden honoriert, das schlägt sich nieder.“ Die Gütersloher BfGT hat sich 1999 gegründet, fünf Jahre nach der UWG. Mit 110 Mitgliedern zählt sie heute dreimal so viel. Für das Vereinsvermögen schon einen Empfänger auserkoren Die Auflösungsversammlung findet heute Abend im &bdquo;Bremer Schlüssel“ statt, dem Stammlokal der UWG, wo sie auch ihre Sitzungen abhält. Beschließt sie ihre Auflösung, folgen die Gänge zum Amtsgericht und Notar. Mindestens ein Jahr wird es dauern, bis der &bdquo;Verein in Auflösung“ endgültig erlischt. Das Vereinsvermögen, so ist es besprochen, will man dem Kinderschutzbund überweisen.

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