Das passiert jetzt mit dem Schwimmbadwasser im Kreis Gütersloh

Kreis Gütersloh. Die Hitze und die lang anhaltende Trockenheit der letzten Wochen haben auch im Kreis Gütersloh überall ihre Spuren hinterlassen. Viele Rasenflächen sind eher braun denn grün, die Dürre hat den Bäumen zugesetzt. Der Sommer 2022 sorgt für große Herausforderungen und verlangt nach kreativen Ideen im Umgang mit dem kostbaren Gut Wasser. In Würzburg und anderen deutschen Städten werden Parks und städtische Anlagen mit dem Wasser von Hallen- und Freibädern bewässert. Vereinzelt können auch Bürger und Landwirte das Schwimmbadwasser abpumpen, um damit Felder und Gärten zu bewässern. Käme eine derartig sinnvolle Weiterverwendung nicht auch für die Region infrage? Im Kreis Gütersloh haben gerade viele Freibäder ihre Saison beendet oder die letzten Tage geöffnet. "Durchaus sinnvoll, die Möglichkeit in Gütersloh in Betracht zu ziehen" Im Nordbad an der Kahlertstraße 70 etwa ist seit Mittwoch vergangener Woche Schluss. 4.500 Kubikmeter schwappen hier aber noch in den drei Becken der Anlage, die zu den Bäderbetrieben der Stadtwerke Gütersloh (SWG) zählt. Sprecherin Sina Schäffer hält eine sinnvolle Verwendung von Schwimmbadwasser grundsätzlich für eine gute Idee. &bdquo;Es ist durchaus sinnvoll, diese Möglichkeit auch in Gütersloh in Betracht zu ziehen. Zum einen ist es natürlich möglich, dass wir das Wasser vor Ort selbst verwenden und die Bäume und Flächen im Freibad mit diesem Wasser bewässern. Unsererseits ist es aber auch denkbar, dass wir das Wasser für öffentliche Grünflächen oder landwirtschaftliche Ländereien zur Verfügung stellen.“ All das hänge natürlich auch von der Gesamtsituation, auch im Hinblick auf Niederschläge, im Frühjahr ab. Stadtwerke wollen zu gegebener Zeit informieren Im Frühjahr deshalb, da das Nordbad-Wasser nach dem traditionellen Ende der Freibadsaison am 31. August &bdquo;über den Winter“ in den Becken verbleibt, unter anderem um Frostschäden zu vermeiden, etwa an den Fliesen. Für Grundreinigungsarbeiten werde das Wasser nur einmal pro Jahr aus den Becken abgelassen – &bdquo;im Freibad meistens im März“. Bislang, so Sina Schäffer weiter, sei &bdquo;das kühle Nass“ dann dem Abwasserkanal zugeführt worden. Doch damit könnte theoretisch in Zukunft Schluss sein, denn über die kreative Form der Weiternutzung macht man sich bei der SWG Gedanken. Auch eine Abholung durch Privatleute sei denkbar. &bdquo;Wir schließen diese Option nicht aus. Über eine eventuelle Umsetzung werden wir zu gegebener Zeit informieren“, erklärt Sina Schäffer. Ein komplexer Reinigungsvorgang oder eine aufwendige Filterung des &bdquo;alten Freibad-Wassers“ wäre nicht notwendig. &bdquo;Das Wasser entchlort sich über den langen Zeitraum von September bis März über die restlichen Schmutzpartikel, die eingetragen worden sind, beispielsweise Öle, Fette, Hautpartikel, und auch über die Sonne selbst. Man könnte es dann etwa zum Gießen von Bäumen nutzen“, erläutert Sina Schäffer. Was beim Nordbad theoretisch machbar wäre, ließe sich für die Welle nicht umsetzen. Hier käme eine sinnvolle Weiternutzung nach Würzburger Vorbild nicht infrage. &bdquo;Nein. Das Wasser aus den Becken der Welle verbleibt größtenteils im betriebsinternen Wasserkreislauf“, klärt Sina Schäffer auf. In Verl bleibt das Wasser nach dem Hundeschwimmen am 18. September noch im Becken Doch wie sieht es in anderen Kommunen im Kreis Gütersloh aus? In Verl hat man im Prinzip die gleiche Situation wie in Gütersloh: Zwar endet die Freibad-Saison am 11. September, worauf am 18. September noch das Hundeschwimmen folgt. "Das Wasser muss aus Frostschutzgründen jedoch bis März erst einmal im Becken des Freibads bleiben. Wie die Situation dann ist, bleibt abzuwarten", erklärt Stadt-Pressesprecherin Elke Hänel. Gleichwohl könne man sich durchaus vorstellen, das Wasser im Frühjahr zur Bewässerung von Grünanlagen einzusetzen. "Bei anhaltender Trockenheit auch im Herbst, Winter und Frühjahr wäre das eine Überlegung." Insgesamt 3,6 Millionen Liter Wasser fasst das Becken in Verl. Bislang sei das &bdquo;alte“ Wasser im Frühjahr vor der Neu-Befüllung in die Kanalisation abgeführt worden. Rietberg skeptisch: Erheblicher Aufwand zur Reinigung nötig Auch aus Sicht der Stadt Rietberg wäre es &bdquo;eine reizvolle Idee“, städtische Anlagen oder Parks mit altem Schwimmbadwasser zu versorgen. &bdquo;Jedoch nicht ganz unkompliziert umzusetzen“, wie Stadtsprecher JuergenWohlgemuth anmerkt. Demnach handele es sich um Wasser, das mit verschiedenen Belastungsstoffen durchsetzt sei und deshalb nicht einfach in die Natur gegeben werden dürfe. &bdquo;Rein rechtlich handelt es sich um Abwasser.“ Laut Wohlgemuth wäre ein erheblicher Aufwand nötig, um das Wasser zu säubern, &bdquo;um zum Beispiel Chlor, Sonnencreme-Rückstände und andere Belastungen zu entfernen, die nicht ungefiltert in die Natur gegossen werden dürfen.“ Durch die mehrfache Filterung käme auch ein Mehrkostenaufwand auf die Stadt zu. Im Rietberger Freibad, wo die drei Becken insgesamt ein Fassungsvermögen von rund 2,6 Millionen Liter haben, ist am Sonntag, 11. September, letzter Badetag. Entleert werden danach allerdings lediglich der Plansch- und Nichtschwimmerbereich, während das Wasser im großen 50-Meter-Becken überwiegend belassen wird. &bdquo;Dies ist notwendig als Frostschutz, und um dem Grundwasserspiegel ein Gewicht entgegenzusetzen, damit das Grundwasser nicht von unten den Beckenboden beschädigt“, erläutert Wohlgemuth. Das Wasser werde erst in der Vorbereitung für die neue Saison 2023 in die Abwasserkanalisation abgelassen, um dann das Becken gründlich zu reinigen, bevor es neu befüllt wird. Rheda-Wiedenbrück findet es "weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll" Im Rathaus von Rheda-Wiedenbrück hat man zwar keine &bdquo;genaue Kenntnis der Würzburger Verhältnisse“. Doch sei das Verfahren dort für die Stadt &bdquo;weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll“. Das Wasser in beiden Freibädern – das in Wiedenbrück hat noch bis zum 14. September geöffnet – bleibt über den Winter in Becken, &bdquo;um ein Aufschwimmen der leeren Becken auf dem Grundwasser zu verhindern“, so Stadtsprecher Martin Pollklas. Im Frühjahr werde es in der Aufrüstphase der Bäder kurzfristig abgelassen, um Reparaturen im Becken zu ermöglichen. Das chlorhaltige Wasser wird dabei über das Kanalnetz der städtischen Kläranlage zugeleitet. Von dort holen Gärtner des Bauhofes der städtischen Grünanlagen geklärtes Wasser. &bdquo;Das klare Wasser ist für Pflanzen besser verträglich als gechlortes“, so Pollklas. Zudem könne es aus den Anlagen schnell in die Tankwagen des Bauhofs gepumpt werden. Für ein Entnehmen des Schwimmwassers dagegen müssten eigene Pumpen und Leitungen verlegt werden. Das würde länger dauern als es in der Kläranlage aufzunehmen. Harsewinkeler Wasser erfährt indirekte eine Wiederverwertung Nach dem gleichen Verfahren handelt man in Harsewinkel, wo der Bauhof zum Bewässern &bdquo;kein Trinkwasser nutzt, sondern das 'Second-Hand-Wasser' von der Kläranlage“, wie Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide mitteilt. Das Wasser aus dem Freibad, das zur Kläranlage über die Kanalisation gelangt, erfahre somit indirekt eine Wiederverwertung in der Bewässerung von Grünanlagen. &bdquo;So ist es einfacher, weil der Bauhof zum benachbarten Klärwerk fahren kann und über einen Hydranten je nach Bedarf das gereinigte Wasser entnimmt, das sonst in den Bach geleitet wird“, erläutert Amsbeck-Dopheide. In Sachen Saisonende versteift man sich in Harsewinkel übrigens nicht auf ein feststehendes Datum. &bdquo;Wir schließen das Freibad, wenn das Wasser oder die Lufttemperatur zu kalt werden, oder es morgens zu spät hell wird für die Bäderaufsicht“, erklärt die Bürgermeisterin. Das Wasser, insgesmt 1.602.000 Liter verteilt auf drei Becken, wird ausschließlich durch die Abwärme der beiden Blockheizkraftwerke geheizt, die den Strom für die Schulen, Sporthallen, Unterkünfte und Rathäuser im Arelanetz &bdquo;Moddenbachtal/Innenstadt“ produzieren. Hinzu komme noch das Warmwasser aus der Solarthermie vom Dach auf dem Hallen- und Freibad. &bdquo;Es wird nicht zusätzlich mit Gas geheizt.“ Das Schwimmerbecken bleibt im Winter auch in Harsewinkel gefüllt, um es vor Schäden zu schützen. Um das Wasser des Nichtschwimmer- und Babybeckens nach der Schließung anderweitig zu nutzen, müsse die Umwälzpumpe für ein bis zwei Wochen länger laufen, damit das Chlor verfliege, gibt Sabine Amsbeck-Dopheide zu bedenken. &bdquo;Ein Bewässerungsfass nimmt etwa 2.000 Liter Wasser auf. Der Bauhof müsste also mehr als 50 Mal fahren, um die Becken leer zu pumpen, möglicherweise mit Folgen für den Rasen im Freibad.“ Abgesehen von den Mehrkosten und dem entsprechenden Energieverbrauch.

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