So viel Geld kostet ein echtes Schwedenhaus als Eigenheim in Gütersloh

Gütersloh. Malerisch steht das schon fast märchenhaft anmutende rote Holzhaus an der Straßenecke in einer Wohnsiedlung im Herzen der Dalkestadt. Naturnah und kniehoch zieren Gräser, Klatschmohn, Rittersporn und andere Blumen mit bunten Tupfern den Vorgarten. Neben der Eingangstür dekorieren eine weiße Holzbank und ein weiß gestrichenes Fahrrad das skandinavische Flair passend zu den weißen Leisten und Fensterrahmen am Haus. Der Briefkasten gleicht diesem wie ein kleiner Zwilling. Wer in das Holzhaus in Falunrot, so heißt das Schwedenrot genau, eintritt, wird empfangen von Gemütlichkeit und einer Luftatmosphäre, die leichter wirkt als in einem Steinhaus oder einer gemauerten Wohnung. Seit gut vier Jahren genießt Familie Diekmann ihr kleines Fleckchen Bullerbü mitten in Gütersloh. &bdquo;Wenn ich auf der Terrasse sitze und auf das Haus schaue, ist das wie Urlaub“, schwärmt Doris Diekmann. Dabei war ein Schwedenhaus gar nicht zuerst das oberste Ziel. &bdquo;Wir hatten es überhaupt nicht auf dem Zettel, ein Haus zu bauen, da wir auch schon Mitte fünfzig waren“, sagt ihr Mann Hans Diekmann. Doch nach dem Tod der Mutter stand die Frage im Raum, in das alte Haus zu ziehen oder ein neues zu bauen. Da sich das alte Haus als unpraktisch vom Zuschnitt erwies und sie das Gartenstück auf der Südseite hätten verkaufen müssen – inklusive der Gefahr, dass dort ein Wohnklotz entsteht - nutzten sie die Chance lieber für sich selber. In Schweden seien sie bis dahin nie gewesen. &bdquo;Dann kam eine frühere Kollegin, die nach Brandenburg gezogen war und erzählte, ich baue mir jetzt ein Schwedenhaus. Das blieb bei uns im Kopf hängen und ließ uns nicht mehr los“, berichtet Hans Diekmann. Hausbesitzer freuen sich über geringe Heizkosten Zunächst hätten sie aber erst einmal ganz offen nach allen Möglichkeiten für ein Holzhaus geschaut. Denn eins aus Stein mit Dämmstoffen wollten sie nicht. &bdquo;Mit Styropor und so, das war uns alles ein bisschen unheimlich“, erklärt Doris Diekmann. &bdquo;Blockhäuser waren uns zu teuer“, so ihr Ehemann. Am Ende landeten sie dann doch beim Anbieter im brandenburgischen Glienicke-Nordbahn am Nordrand von Berlin. Aladomo ist nach eigenen Angaben Premiumanbieter fu?r Holzhäuser in Fertigbauweise nach original schwedischer Bauart und will mit ihnen das Ende der Steinzeit einläuten. &bdquo;Wir sind keine Bauleute und brauchen für alles jemanden. Und uns war es wichtig, dass es schnell geht. Vom Baubeginn bis zum Einzug hat es tatsächlich nur viereinhalb Monate in etwa gedauert“, schaut Hans Diekmann auf die Errichtung des Hauses 2017/2018 zurück. Und bei den original Schwedenhäusern sei alles doch ein bisschen anders als bei einem deutschen Holzhaus. &bdquo;Das war es uns wert. Wir konnten auch noch etwas verhandeln und so ein gutes Angebot bekommen“, sagt seine Ehefrau. Zwei Lkws lieferten die Bauteile in Gütersloh an, dafür brauchte es extra einen Absperrplan für die Straße, genehmigt von der Stadt. An einem großen Kran schwebten Wände und Dach durch die Luft nach und nach an ihren Platz. &bdquo;Die Attraktion für die Nachbarn“, erzählt Doris Diekmann. Zuvor wurde die sogenannte Schwedenplatte aus Beton gegossen, in die die Heizung integriert ist. Eine Woche musste die Platte trocken. Einen Keller gibt es nicht. Geheizt werde per Luftwärmepumpe. &bdquo;Die läuft elektrisch und zieht die Wärme aus der Luft. Der elektrische Strom ist dadurch vier Mal so wertvoll, als wenn man den Strom direkt in Wärme verwandeln würde“, erklärt der Schwedenhausbesitzer. Und es lohne sich: &bdquo;Bisher hatten wir an Heizkosten nur so 40 bis 70 Euro pro Monat“, sagt er. Während unten eine Fußbodenheizung für Wärme sorge, gäbe es oben Heizkörper. Die Badezimmer sind gefliest, oben liegt Parkett und unten ein Bodenbelag in passender Holz-Optik. Individuelle Variationen der Modelle möglich Eine besondere Genehmigung habe es für das Haus nicht gebraucht und die komplexeren Auflagen wie beispielsweise für die Entwässerung seien wie bei jedem anderen. Wer mit der Hand über die Hauswand außen streicht, spürt das Holz. Sägerau werde das genannt, erläutert Hans Diekmann. Hier gibt es kein Abblättern der Farbe, denn die ziehe in das Holz ein. &bdquo;Und einen Fleck kann man einfach mit dem Pinsel überstreichen“, so Doris Diekmann. Die Wände seien von innen mit einer mit Fasern verstärkten Rigipsplatte verkleidet. Kleiner Wermutstropfen bei einem Fertighaus: &bdquo;Vorher musste man genau sagen, wo die Steckdosen hin sollen und wie viele. Ebenso die Verlegung der Rohre. Im Nachhinein kann man das schlecht ändern“, erzählt die Gütersloherin. Verliebt hätten sie sich eigentlich in ein kleineres Modell, doch mit der Variante mit einem anderen hätten sie jetzt den bevorzugten Stil mitsamt einiger Quadratmeter mehr. Das Ehepaar habe öfters größeren Besuch und auch immer Platz für Gäste. Aktuell leben eine Geflüchtete und deren Tochter aus der Ukraine nebst Hund mit im Haus. &bdquo;Uns ist es wichtig zu teilen“, sagt Doris Diekmann. "Lüftungsanlagen arbeiten auch mit Wärmerückgewinnung“ Gefertigt würden die Bauteile für das Fertighaus aus Holz in Dänemark nach schwedischem Standard unter Einhaltung der strengen deutschen Normen, gibt Jörg Schulze, verantwortlich für den Vertriebsinnendienst beim Anbieter Aladomo an. Die Holzwirtschaft in Skandinavien sei dabei anders als in Deutschland, das Holz wachse langsamer aufgrund des Klimas, hier werde nicht schon nach rund 30 Jahren, sondern erst nach 80 bis 100 Jahren geerntet. Das zeige sich an den Jahresringen und mache das Holz härter. Die Nachfrage sei in den vergangenen Jahren gestiegen wie insgesamt der Markt für Fertighäuser, erklärt er. Das Schwedenhaus der Diekmanns sei bisher aber das einzige in Gütersloh, so Schulze. Neue echte Schwedenhäuser gäbe es im Jahr um die 200 Stück. Vorteile der Holzhäuser seien besonders das Raumklima und warme Baustoffe, die sich nicht erst noch grundsätzlich aufheizen müssten, &bdquo;und wir arbeiten mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung“, zählt Schulze auf. Die Gefahr von Schimmelbildung werde so minimiert und grundsätzlich gäbe es so immer frische Luft ohne das Fenster öffnen zu müssen. &bdquo;Die Lüftungsanlagen arbeiten auch mit Wärmerückgewinnung“, erklärt er weiter. Heißt: Die energiegeladene Abluft aus den Räumen werde über einen Wärmetauscher ans Warmwasser abgegeben. So viel kostet ein Schwedenhaus Und die Kosten? In den vergangenen Monaten hätten sich die Preise entwickelt. &bdquo;Bei einem Haus zwischen 100 und 130 Quadratmetern liegt man bei knapp 2.200 Euro der Quadratmeter. Die individuelle Ausstattung ist da noch nicht berücksichtigt. Das heißt nach oben offen“, sagt Schulze. Zehn bis 15 Prozent müsse man zudem für Baunebenkosten bei der Finanzierung ansetzen. Es könne auch noch die Erschließung des Grundstücks hinzukommen wie das Entfernen von Sträuchern oder Bäumen sowie der Austausch von Erde, wenn nötig. Im Innenstadtbereich sei es günstiger als im Außenbereich auf der grünen Wiese. Probleme mit Baugenehmigungen hätte es in der Regel noch keine gegeben. &bdquo;Unsere Bauherren richten sich in der Regel anders ein als Bewohner in einem Würfel, der weiß verputzt ist“, weiß Schulze um die Gemütlichkeit, die die Kunden an der Architektur schätzten. Das spiegele sich ebenso in den Gärten wieder, Steinlandschaften aus Schotter fänden sich bei Schwedenhäusern nicht. &bdquo;Letzten Endes ist es auch ein Haus für Überzeugungstäter“, unterstreicht der Aladomo-Mitarbeiter. &bdquo;Der Großteil unserer Kunden hat auch einen Bezug zu Skandinavien und erfüllt sich einen langgehegten Kindheitstraum“, so Schulze.

Meistgelesen