Kurios: Darum kann man in einem Gütersloher Imbiss noch mit D-Mark bezahlen

Gütersloh. Die Manta-Platte, also Currywurst plus Pommes und Mayonnaise, kostet 11,34 D-Mark. Für 15 Mark und 65 Pfennige wird wahlweise ein Jägerschnitzel oder ein ganzes Hähnchen kredenzt. Und der Schaschlik liegt bei 7,82 DM. Ja, Sie haben richtig gelesen. Bei &bdquo;Fritzes Schnellimbiss“ in Gütersloh haben Kunden auch heute noch die Möglichkeit, ihre Rechnung in der alten Währung zu begleichen. Mehr als 20 Jahre, nachdem die Deutsche Mark ihre Eigenschaft als gesetzliches Zahlungsmittel verloren hat, wird sie beim Traditionsbetrieb an der Sundernstraße immer noch als Zahlungsmittel akzeptiert. Inhaber Fritz Bökenhans sagt: &bdquo;Wenn jemand mit einem 10-Mark-Schein eine Bratwurst bezahlt, bekommt er das Wechselgeld in Euro passend zurück.“ Scheine und Münzen – gelbes Schild über der Fritteuse Kartenzahlung ist in der Pommesbude des 74-Jährigen nicht möglich. &bdquo;Hauptsache Bargeld“, lautet die Devise. Dabei liebe er den Euro genauso wie die gute, alte D-Mark, sagt der Ur-Gütersloher. Doch als am 1. Januar 2002 mit der Vollendung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion der Euro in der Bundesrepublik Deutschland zum alleinigen gesetzlichen Zahlungsmittel wurde, wollte Bökenhans sich nicht sofort von der Mark verabschieden. Seitdem steht es oberhalb der Fritteuse geschrieben, in schwarzen Lettern auf gelbem Grund: &bdquo;Bei uns können Sie auch in DM bezahlen! Scheine und Münzen!“ Und weil auch heute immer noch &bdquo;genügend Leute damit um die Ecke“ kämen, habe er eben an der D-Mark festgehalten. So oft bezahlen Kunden heute noch mit der D-Mark Die Resonanz spricht für sich: &bdquo;Einmal in der Woche müssen wir damit rechnen, dass jemand noch alte Bestände mitbringt“, sagt Mitarbeiterin Helga Siegel. Bis vor einiger Zeit sei der &bdquo;Andrang“ noch größer gewesen und die Anzahl derer, die in Mark und Pfennigen bezahlen, hätte bei zwei bis drei Personen wöchentlich gelegen. &bdquo;Da hat ein wenig nachgelassen, aber es kommt auch heute noch immer wieder vor“, erklärt die 65-Jährige, die seit 36 Jahren Pommes, Bratwurst & Co. zubereitet über den Thresen reicht. Das Umrechnen kostet sie wenig Zeit, denn per einfachem Tastendruck übernimmt die Registrierkasse automatisch diesen Schritt. Gesammelte Mark und Pfennige fährt der Chef zur Bundesbank-Filiale Hausherr Fritz Bökenhans beherrscht den Kurs trotzdem aus dem Effeff. &bdquo;Ein Euro ist umgewandelt 1,95583 Mark wert“, sagt er schnell wie ein geölter Blitz, während die Pommes im Fettbad vor sich hinbrutzeln. &bdquo;Alle paar Monate“, eben immer dann, wenn er genügend &bdquo;Moos“ gesammelt habe, bringt der Imbissbuden-Chef das alte Geld nach Bielefeld. Genauer: Zur Filiale der Deutschen Bundesbank an der Kavalleriestraße. Dort wird aus einem 100-Mark-Schein mit dem Konterfei von Pianistin und Komponisten Clara Schumann dann ein orange-farbener 50-Euro-“Lappen“ mit Bauwerken aus der Renaissance. Und für einen &bdquo;Heiermann“, das alte Fünf-Mark-Stück, gibt es 2,56 Euro. Manteltasche, alte Bücher, Flasche – hier werden Restbestände entdeckt Und woher haben die Leute von heute noch Münzen und Scheine aus längst vergangenen Tagen? &bdquo;Die meisten finden etwas. Mal in der alten Manteltasche. Dann in einem Buch, fein säuberlich zwischen die Seiten gelegt oder aus Haushaltsauflösungen“, berichtet Helga Siegel aus ihren Erfahrungen mit den DM-Kunden. Vor kurzem hätte eine ältere Dame eine Flasche mit lauter Geldstücken entdeckt, die nun in einem kiloschweren Plastiksack auf die Reise zur Landeszentralbank warten. Die höchste Summe, die mal jemand in alter Währung vorbei gebracht hätte, sei ein 500-D-Mark-Schein gewesen, erinnert sich Fritz Bökenhans, der Kurioses erlebt hat. Junge tauscht Vaters' Münzsammlung gegen Currywurst &bdquo;Vor ein paar Jahren hat ein Junge regelmäßig mit Sondermünzen bezahlt. Eines Tages stand seine Mutter bei uns im Laden. Es stellte sich heraus, dass er die Münzsammlung seines Vaters in Pommes und Currywurst investiert hatte“, erzählt Bökenhans. Zum Glück habe er alle Geldstücke noch gehabt und zurücktauschen können. Immer mal wieder hätte er überlegt, den Umtausch-Service mit der Mark einzustellen, doch seine Mitarbeiterinnen hätten ihn angesichts der immer noch guten Resonanz überzeugt, daran festzuhalten. &bdquo;Ein bisschen Werbung ist es ja schließlich auch“, ist Bökenhans überzeugt. Immerhin genießt er durch die DM mittlerweile ein Alleinstellungsmerkmal in Gütersloh. C&A hat den Service seit Corona drangegeben Bis 2020 wurde zwar auch noch in den deutschen Filialen von C&A die D-Mark als Zahlungsmittel akzeptiert. Das ist aber mittlerweile nicht mehr der Fall &bdquo;Seit Corona bieten wir diesen Service nicht mehr an“, erklärt eine Mitarbeiterin aus der Gütersloher Filiale an der Eickhoffstraße. Zuletzt warb C&A im Weihnachtsgeschäft 2019 mit der alternativen Bezahlweise, der Wechselkurs betrug seinerzeit 1,96 Deutsche Mark pro Euro. &bdquo;Und tatsächlich wurde auch bei uns bis zuletzt immer wieder Mal mit der D-Mark bezahlt“, erzählt die Mitarbeiterin: &bdquo;Die Leute haben scheinbar noch einiges unterm Kopfkissen.“

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