Verkohlte Brandruine: Stadt Gütersloh verfügt den Abriss der "Parkschänke"

Gütersloh. Der Anblick ist schwer zu ertragen. Bäumchen sprießen aus dem verkohlten Dachstuhl. Hinter einem Bauzaun vor der Ruine mit zerdepperten und verbretterten Fenstern gammeln Abfälle in großen Plastikbeuteln und einem Einkaufswagen vor sich hin. Bis vor kurzem waren hier auch noch Wracks schwerer Limousinen abgestellt. Aus dem ersten Stock schickt ein Plakat gleichsam Trost: &bdquo;Vertraue Jesus“. Vor fast sechs Jahren, in der Nacht zum 16. Oktober 2016, ist die traditionsreiche &bdquo;Parkschänke“, früher Treffpunkt von Vereinen und Identifikationspunkt der Sunderaner, abgebrannt. Präziser ausgedrückt: Die seit 2012 leerstehende Gaststätte wurde bis auf die Grundmauern abgefackelt. Vom Brandstifter fehlt jede Spur. Und von einem Zukunftskonzept für das Grundstück am Stadtpark offenbar auch. Jedenfalls ist nichts bekannt, auch der Stadt nicht. Die Eigentümer lassen sich nur selten blicken. Mit den Medien sprechen wollen sie offenbar nicht. Zwar nahm vor etlichen Wochen ein neugierig gewordener Bewohner aus dem Nachbarhaus ein Kärtchen mit Kontaktdaten und der Zusicherung entgegen: &bdquo;Das werde ich an die passende Stelle weiterleiten.“ Doch der zaghaft angedeutete Anruf blieb aus. Bis heute. Gespräch mit der Denkmalbehörde Kürzlich ist Philipp Lücke aufgekreuzt. Zufällig in dem Moment, als sich auch der städtische Denkmalpfleger Ulrich Paschke dort umsah. Beide kamen wohl ins Gespräch. Das Ergebnis ist nicht bekannt. Philipp Lücke fungiert laut Rechercheportalen für Wirtschaftsinformationen im Internet als Geschäftsführer einer 2012 gegründeten &bdquo;Parkschänke-Innerer Frieden UG“. UG ist die Abkürzung für Unternehmergesellschaft. Dabei handelt es sich wiederum wie bei einer GmbH um eine Kapitalgesellschaft mit Haftungsbeschränkung. Der größte Unterschied dieser beiden Rechtsformen ist die Höhe des Stammkapitals: Während eine UG bereits ab1 Euro pro Gesellschafter gegründet werden kann, sind bei der GmbH-Gründung 25.000 Euro vonnöten. Unterdessen ist Stadt nicht länger bereit ist, dem schleichenden Niedergang der Bausubstanz weiter tatenlos zuzusehen. Dabei geht es ihr letztlich gar nicht um die ehemalige Kneipe. Denn das ist ein rettungslos verlorener profaner Anbau aus dem Jahr 1902 - ein Anbau an ein über 300 Jahre altes, unter Denkmalschutz stehendes Fachwerkhaus, das nun jedoch mit unterzugehen droht. Die Stadt habe daher ein &bdquo;ordnungsbehördliches Verfahren zur Beseitigung des nicht denkmalgeschützten verfallenden Teils“ eingeleitet, teilt die Verwaltung mit. Heißt: Sie hat den Abriss verfügt. Zugleich räumt Sprecherin Susanne Zimmermann ein: &bdquo;Die Thematik der Beseitigung eines privaten Gebäudes ist ein komplexes Thema und nicht einfach, wenn durch das Gebäude die Sicherheit im öffentlichen Raum nicht beeinträchtigt wird“, also Passanten nicht die Sorge haben müssen, dass ihnen ein Dachbalken auf den Kopf fällt. "Nicht auf Kosten des Steuerzahlers" Außerdem erklärt die Sprecherin, dass der Abriss selbstverständlich auf Kosten des Eigentümers gehe und nicht des Steuerzahlers. Außerdem sei mit der Verfügung zwar ein Verfahren in Gang gesetzt, aber das Ende sei offen. Denn der Besitzer könne gegen die Verfügung und die darin gesetzten Fristen klagen. Wann welche Fristen ablaufen, ist indes nicht bekannt. Bereits Anfang 2018 hatte die Stadt dem Eigentümer auf dessen eigenen Antrag hin die Abbruchgenehmigung erteilt. Doch passiert ist nichts. Vermutlich wegen der Kosten, die nicht unbeträchtlich sein sollen, zumal besondere Vorsicht geboten ist: Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus von 1713, ebenfalls im Eigentum Lückes, darf beim Abriss nicht beschädigt werden. Einen vitalen Eindruck macht die seitliche Fassade freilich schon jetzt nicht. Es sieht eher so aus, als könnte sie jeden Moment in sich zusammenfallen. Unterdessen geht das Rätselraten über die Zukunft des 2.500 Quadratmeter großen Anwesens weiter. Fraglich, ob höhere Mächte die Lösung bringen.

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