UPDATE: Cannabis-Plantage in Ex-Gaststätte im Kreis - mehrere Festnahmen

Halle-Kölkebeck. Im Zuge europaweit geführter Ermittlungen konnten die Staatsanwaltschaft Bielefeld und die Kreispolizeibehörde Gütersloh jetzt einen Erfolg verbuchen. Bei einer Razzia in den Räumen des früheren Gasthauses Stolte an der Kölkebecker Straße wurde am Dienstag eine Cannabis-Plantage ausgehoben. Der Tipp war von der Kreispolizeibehörde Kleve gekommen, die bereits vor einem halben Jahr mehrere Ermittlungsverfahren gegen EncroChat-Teilnehmer eingeleitet hatte. EncroChat war bis Ende 2020 ein Anbieter von verschlüsselter Kommunikationstechnik, der modifizierte Smartphones zur Verfügung stellte, die auch für kriminelle Machenschaften benutzt wurden. Neben den Ermittlungskräften der Kreispolizeibehörde Gütersloh und des Polizeipräsidiums Bielefeld waren zudem Hundertschaftskräfte bei der Durchsuchung der früheren Gasthofräume im Zentrum von Kölkebeck im Einsatz. Im früheren Festsaal legten die Ermittler eine großflächige Plantage still und beschlagnahmten etwa 1.300 Marihuanapflanzen, rund 20 Kilogramm bereits geerntetes und verpacktes Marihuana sowie einen größeren fünfstelligen Bargeldbetrag. Im Zuge der Durchsuchungsmaßnahmen nahmen die Ermittler zudem sechs Männer vorläufig fest. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bielefeld wurden fünf der Beschuldigten (22, 29, 35, 38 und 52 Jahre alt) nach Prüfung von Haftgründen am Mittwoch einem Haftrichter am Amtsgericht Bielefeld vorgeführt. Die Männer aus Halle, Herne und mit Wohnsitz in Albanien wurden nach Verkündung der Untersuchungshaft in verschiedene Justizvollzugsanstalten in NRW überstellt. &bdquo;Ich muss mich nach dem Polizeieinsatz erstmal sortieren" Einblicke sind vor Ort am Tag nach der Razzia schwer zu erhaschen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der ehemalige Festsaal des einstigen Kölkebecker Gasthauses Stolte liegt von der Straße aus gesehen links vom Hauptgebäude. Sämtliche Fenster sind von innen mit weißer Folie verklebt – im Nachhinein logisch, denn die Arbeit in der Plantage sollte sicherlich verborgen vor neugierigen Augen vor sich gehen. Außerdem brauchte es die richtigen, künstlichen Lichtverhältnisse. Der frühere Saal hat eine eigene Eingangstür, sie ist nun mit einem polizeilichen Siegel gesperrt. Der Blick fällt auf den Haupteingang des zuletzt unter dem Namen &bdquo;Chaplins" bekannten Gastronomiebetriebs, links der Tür kann man hier durch ein Fenster blicken: ein ansonsten leerer Raum, in dem lediglich ein Hometrainer verloren rumsteht. Vor der Tür steht ein großer Hänger, auf dem Hof parkt ein Auto, ein weiteres kommt gerade angefahren. Eine Frau mit ihrer kleinen Tochter am Arm steigt aus, parkt im Hinterhof und stellt sich als Eigentümerin des Komplexes vor. Sie selbst bewohne eine Wohnung im Hauptgebäude, das neben dem früheren Restaurant einige weitere Abschnitte umfasst. &bdquo;Ich muss mich nach dem Polizeieinsatz erstmal sortieren", sagt die Frau und erklärt, dass sie nichts geahnt habe. Sie habe den früheren Saal seit dem Kauf 2016 überhaupt erst einmal betreten. &bdquo;Ursprünglich gab es mal den Plan, dort wieder einen Festsaal einzurichten." Von einer Vermietung des Gebäudeteils oder einer Absprache über dessen Nutzung weiß sie nach eigener Aussage nichts. &bdquo;Alles über die jüngsten Vorfälle habe ich von der Polizei erfahren", sagt sie. &bdquo;Man konnte das Marihuana bis auf die Straße riechen" Nach Informationen dieser Zeitung hat der langjährige Eigentümer Heinz Lindert, der die Immobilie Ende der 1990er Jahre kaufte und dort von 2005 bis 2008 selbst das Chaplins betrieb, das Haus vor rund fünfeinhalb Jahren an die damals noch bei ihren Eltern in Gütersloh lebende Frau verkauft. Diese habe offenbar geplant, die Immobilie umzubauen und den Saalbetrieb wieder aufzunehmen. Ein Facebookeintrag belegt, dass sie noch vor gut drei Jahren diese Idee in die Tat umsetzen wollte. Auf einer Facebookseite des Ortsteils fragte sie andere Mitglieder, ob diese noch &bdquo;Fotos vom alten K54/Chaplins Restaurant an der Kölkebecker Straße 54 besitzen". Es würde sie interessieren, wie der Saal von innen ausgesehen hat. Möglicherweise wollte sie die Tradition wieder aufleben lassen. Augenzeugen berichten am Tag nach der Drogenrazzia gegenüber dieser Zeitung, dass sie am frühen Dienstagvormittag rund ach bis neun Polizeiwagen sowie zahlreiche Polizisten, teils vermummt, vor dem Objekt beobachtet haben. &bdquo;Die Fenster waren geöffnet und man konnte das Marihuana bis auf die Straße riechen", sagt ein Anwohner. Ein Kölkebecker Landwirt, der namentlich nicht genannt werden möchte, hatte in den vergangenen Wochen auch die zugehängten Fensterscheiben des Saals bemerkt. &bdquo;Mir war aufgefallen, dass alles zugeklebt war. Auch die zur Straße gelegene Tür. Aber der Saal hat ja auch einen Hintereingang", sagt der Kölkebecker. Das Gebäude sei recht unübersichtlich und in seinen Augen baufällig gewesen. &bdquo;Das sah da schon lange nicht mehr gut aus." Zudem habe man sich im Ort erzählt, dass die Immobilie nach dem Verkauf noch einige Zeit weiter der Beherbergung von Werksarbeitern gedient hat. Den Marktwert der in Kölkebeck gefundenen Drogen beziffert die Polizei in ihrer Pressemitteilung nicht. Vergleicht man die gefundenen Mengen jedoch mit Medienberichten über andere aufgedeckte Plantagen, dürfte es sich um eine Summe von mehr als 500.000 Euro handeln.

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