Immobilienpreise steigen und steigen - sogar Büros sind wieder gefragt

Gütersloh. Coronavirus, Ukraine-Krieg, Klima-Krise: Es kann kommen, was will, die Immobilienpreise kennen im Kreis Gütersloh immer nur eine Richtung: nach oben. Das war im vergangenen Jahr so, in den Jahren zuvor ebenfalls, und das wird 2022 kaum anders sein. So zumindest sieht es der Gütersloher Maklerverein. Beim Jahresgespräch am Freitag hatten die Vorsitzenden jedenfalls allen Grund, in Optimismus zu machen. 2021 stieg der Marktwert für gebrauchte Immobilien in allen 13 Kommunen des Kreises durchweg an, und zwar um fünf bis neun Prozent. Für die Grundstücke gelte das gleiche, und sogar die Ladenlokale und Gaststätten seien erstaunlich gut durch das Corona-Tal gekommen. Selbst die Büroflächen seien – trotz Home-Office – stärker nachgefragt als früher. Grundstücke "Geringes Angebot trifft auf hohe Nachfrage“, sagt Peter Oesterhelweg, Vorsitzender des Vereins. Das wirke sich logischerweise auf den Preis aus. Da nur wenig neue Baugebiete ausgewiesen würden, ändere sich an diesem Trend nichts. Exorbitant sei die Entwicklung bei Baulücken – manche Bauträger seien dort bereit, Beträge weit über dem Bodenrichtwert zu zahlen, denn oft sei es möglich, in diese Lücken viel Wohnfläche zu packen. Häuser Sind teurer geworden. In Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück und im Boom-Städtchen Verl um neun Prozent, in allen anderen Orten etwas weniger; das gilt für Einfamilien- wie für Reihen- und Doppelhäuser. Corona habe zur Stabilisierung dieses Trends beigetragen, sagt der zweite Vorsitzende Elmar Kaup. Menschen verbrächten mehr Zeit zuhause, ihnen sei an Rückzugsräumen und einem eigenen Home-Office gelegen. Eigentumswohnungen Unverändert gefragt. Um fünf bis neun Prozent ist der Preis gebrauchter Eigentumswohnungen gestiegen, auffällig sei, dass manchmal gar nicht mehr genau hingeguckt werde. &bdquo;Lage und Zustand der Immobilie scheinen manchen Leuten ganz egal zu sein, da wird fast blind gekauft.“ Mehrfamilienhäuser Das bevorzugte Modell der Kapitalanleger. Wegen der noch immer niedrigen Zinsen seien viele Menschen bereit, ihr Geld in Häuser anzulegen; &bdquo;der finanzielle Druck ist teilweise enorm“, sagt Kaup. Die Nachfrage habe den Preis für Mehrfamilienhäuser derart getrieben, dass die Kosten mittlerweile bei dem 20- bis 24-fachen dessen lägen, was die Investoren durch die Kaltmiete wieder herein bekommen; vor zehn Jahren, so Oesterhelweg, sei es noch das 10-fache gewesen. Büros Die große Überraschung. &bdquo;Wir verzeichnen trotz Home-Office eine hohe Nachfrage“, sagt Kaup. Der Leerstand sei um ein Drittel geschrumpft, statt 30.000 Quadratmeter stünden nur noch 20.000 Quadratmeter Bürofläche leer. &bdquo;Viele Firmen setzen auf Hybrid“, sagt Kaup – mal arbeiten die Beschäftigten zuhause, mal im Büro. Aktuell sehe man ja bei Miele, das zwei neue Verwaltungstrakte mit 600 Arbeitsplätzen baue, dass der Abgesang auf Büros voreilig war. Ladenlokale/Gastronomie Zeigen sich erstaunlich robust. &bdquo;Wir hätten gedacht, da passiert mehr, aber die meisten Gastronomen haben trotz Corona durchgehalten, sicherlich auch dank der Überbrückungs-Hilfen“, sagt Kaup. Zudem hätten viele Vermieter die Miete gesenkt oder gestundet. Ähnlich sehe es bei den Ladenlokalen aus. &bdquo;Auch hier hätten wir höheren Leerstand erwartet.“ Tatsächlich aber seien kaum Ladenlokale frei, was ebenfalls stark mit Miet-Zugeständnissen und den Corona-Hilfen zu tun habe. Kaup: &bdquo;In Toplagen gingen die Mieten um 20 Prozent runter, in Nebenlagen sind sie eher konstant.“ Gewerbehallen Werden enorm nachgefragt. Warum? Weil die weltweit gestörten Lieferketten dazu führen, dass die Firmen ihre Lagerkapazitäten ausweiten. &bdquo;Bevor die Produktion wegen fehlender Teile stockt, legen die Firmen lieber Reserven an“, sagt Kaup. Momentan gebe es kaum eine Halle, die verfügbar wäre, so Oesterhelweg. Erst neulich habe ihn ein Unternehmer angerufen, der 150 Quadratmeter suchte, um ein paar Paletten unterzustellen. "Hat geklappt, aber war nicht einfach, ihm zu helfen." Ausblick &bdquo;Fallen werden die Preise ganz bestimmt nicht. Wir gehen eher von steigenden Preisen aus, hier und da auch stagnierend“, sagt Oesterhelweg. Das Zinsniveau sei noch immer so niedrig, dass das Abbezahlen eines Hauses oft attraktiver als das Zahlen einer Miete sei. Kaup: &bdquo;Hauskauf ist trendy, statt in Aktien investieren die Leute lieber in Immobilien.“ Makler sprechen sich gegen Hochhäuser bei Mansergh aus Der Maklerverein blickt mit Sorge auf das Mansergh-Quartier an der Verler Straße. &bdquo;Die 1.000 Wohnungen, die dort entstehen sollen, befinden sich fast ausschließlich in Mehrfamilienhäusern mit vier bis sieben Geschossen. Wir haben Bedenken, ob eine solch konzentrierte Bebauung das Richtige für Gütersloh ist“, sagt Peter Oesterhelweg. Der Bauverein und das kommunale Wohnungsunternehmen KHW teilten diese Sorgen. Bei einem Gespräch mit der Stadt und deren Immobilientochter Concept GT habe man diesen Standpunkt deutlich gemacht. Zwar gebe es vereinzelt Hochhäuser, etwa an Malvenweg, Weserstraße, Fröbelstraße, doch das habe sich als Irrweg erwiesen. &bdquo;Wir befürchten sogar, dass der gesamte Stadtteil abknickt“, sagt Oesterhelweg. Mit einer solchen Bauform erreiche man nicht die gewünschte Durchmischung und Vielfalt. &bdquo;Wir wollen, dass dort Studenten wohnen können, Rentner, Arbeiter, Familien, und dafür brauchen wir auch andere Wohnformen, zum Beispiel Reihenhäuser an den Quartiersrändern." Kritisch werde auch das Mobilitätskonzept mit den vier großen Quartiers-Garagen gesehen. &bdquo;Laufwege von 200, 300 Metern bis zum eigenen Auto wollen die Leute nicht“, sagt Oesterhelweg, eine Mutter mit Kind auf dem Arm werde diesen Weg bei schlechtem Wetter kaum machen wollen. Besser sei es, die Autos unter die – deutlichen kleineren – Häuserkomplexe zu parken. Da dann die Flächen der Großgaragen wegfielen, stünden diese für Wohnungen zur Verfügung, in Summe ändere sich an deren Zahl also gar nicht viel. Das Mobilitätskonzept, wie es derzeit geplant sei, stehe konträr zum bisherigen Verhalten der Gütersloher. "Das ist für was für 50 Idealisten, die das schick finden, mehr nicht", so Oesterhelweg. "Gütersloh ist zwar jetzt Großstadt, aber nicht Berlin."

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