Beschnitten oder gerodet? Streit um Hecke in Gütersloher Naturschutzgebiet

Gütersloh. Um die Entwicklung des Naturschutzgebietes Große Wiese in Avenwedde gibt es weiter Streit. So beklagt der Verein Naturschutzteam Gütersloh, entlang der Dalke sei eine Hecke gerodet worden. Der Kreis Gütersloh, Eigentümer dieser Fläche, bestreitet das: Die Hecke sei lediglich &bdquo;sehr stark zurückgeschnitten“ worden. Der Vorwurf des Rodens träfe nicht zu, dafür hätte man auch die Wurzeln entfernen müssen, so der Kreis. Das sei aber nicht passiert. Die Maßnahme sei außerhalb der Brut- und Setzzeit vom Kreis in Abstimmung mit der Biologischen Station durchgeführt worden. Die Naturkulisse soll für Kiebitze und Großem Brachvogel offen bleibenWie der Kreis weiter berichtet, sei die Große Wiese ein Feuchtwiesenschutzgebiet, &bdquo;das mit seinem offenen Charakter auch als Brutgebiet von Offenlandvogelarten wie dem Kiebitz und dem Großen Brachvogel dient. Die Hecke entlang der Dalke hätte diese offene Kulisse auf Dauer zu sehr eingeengt, so dass hier zur Förderung dieser Vogelarten Gehölze zurückgenommen wurden“. Lesen Sie auch: Historisches Hochwasser: Vor 75 Jahren ergoss sich die Dalke über Gütersloh Das Naturschutzteam findet den Eingriff indes unangemessen und gravierend. Es könne nicht die Rede davon sein, dass die Hecke nur auf den Stock gesetzt wurde, vielmehr sei sie fast durchgehend mitsamt der Wurzeln herausgerissen worden. Es handele sich folglich nicht um einen Rückschnitt, sondern um Rodung. Betroffen sei ein 470 Meter langer Streifen direkt entlang des nördlichen Dalkeufers bis kurz vor Ruthmanns Mühle an der Sürenheider Straße. "Was sind das für Fachleute?"Die Hecke sei bis zu sechs Meter breit und ein Schutzraum für viele Tiere gewesen, so das Naturschutzteam. Davon sei nun nicht mehr viel übrig. Dass die Hecke die offene Naturkulisse zu stark beschränkt habe, sei Unsinn. Die Wiese in dem Naturschutzgebiet sei für die Offenlandarten breit genug, um freie Sicht zu haben. Dennoch fühle sich dort schon seit Jahren weder Kiebitz noch Großer Brachvogel wohl genug, um dort zu brüten. "Warum? Weil die Wiese inzwischen zu trocken ist." Stattdessen eine Hecke zu roden, sei unbegreiflich. "Was sind das für Fachleute, die solch einen Naturfrevel anordnen? Man denkt weder an Singvögel, noch an Insektensterben und schon gar nicht an Kohlenstoffspeicher.“Das Naturschutzteam ist schon länger unzufrieden mit der Gestaltung des Naturschutzgebietes. Viele sinnvolle Vorschläge, etwa das Anlegen einer Insel in einem Gewässer, seien nicht umgesetzt worden. Kürzlich war der Verein mit seinem Vorstoß gescheitert, entlang der Siekstraße eine Hecke pflanzen zu dürfen. Die Stadt hatte das in Abstimmung mit den Umweltbehörden des Kreises und der Biologischen Station unter anderem mit dem Argument abgelehnt, die Naturkulisse offen zu halten. Der Verein pflanzte die Hecke daraufhin in Schleswig-Holstein. "Wir hätten einen passenden Standort gefunden"Der Geschäftsführer der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld, Bernhard Walter, sagte, er bedaure den Konflikt mit dem Naturschutzteam. &bdquo;Entlang der Siekstraße wäre das Pflanzen einer Hecke auch deswegen falsch gewesen, weil dort schon Obstbäume stehen. Das verträgt sich nicht.“ Um Obstbäume pflegen und beschneiden zu können, müssten sie zugänglich bleiben. &bdquo;Statt eine Alternativfläche in Schleswig-Holstein zu suchen, hätte man auch in Gütersloh einen passenden Standort gefunden.“ Was die Hecke direkt entlang der Dalke betreffe, habe ihm der Kreis Gütersloh versichert, sie sei auf den Stock gesetzt, aber nicht gerodet worden. In diesem Fall wäre daran nichts auszusetzen.

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