Mehr Disziplin bei Rad- und Autofahrern: Erstes Fazit für Verkehrsversuch

Gütersloh. Radfahren auf dem Bürgersteig ist teuer geworden. Nach dem neuen Bußgeldkatalog ist für &bdquo;vorschriftswidriges Benutzen des Gehwegs“ ein Verwarngeld von 55 Euro fällig. Und die Gütersloher Polizei warnt: &bdquo;Bei Gefährdungen oder in Verbindung mit einem Unfall ist das Bußgeld deutlich höher.“ Jeder, der älter als acht ist, gehört also mit seinem Fahrrad auf die Straße. Was aber, wenn es dort so voll und so eng ist, dass man als Radfahrer einen ordentlichen Rückstau produziert, ständig überholt wird und zwischen all den Pkw um sein Leben bangt? Für Gütersloher Radfahrer nicht selten ein Dilemma. An der Haller Straße, die als Hauptverbindung quer durch Isselhorst führt, läuft seit Oktober dazu ein Verkehrsversuch, der zunächst für ein Jahr angesetzt ist. Ziel ist es, die Radfahrer von den Gehwegen links und rechts runter auf die Straße zu holen. Piktogramme wurden dazu auf die Straße gemalt, ein Überholverbot für Autofahrer eingeführt, Schilder auf die Gehwege gestellt. Fazit nach einem halben Jahr: &bdquo;Es wird angenommen. Viele fahren korrekt auf der Straße, auch die älteren Radfahrer trauen sich jetzt“, sagt Christine Dohmen von der Bürgerinitiative Fahr-Rad-Aktive. &bdquo;An manchen Tagen sieht die Haller Straße aus wie eine Fahrradstraße“, sie ist begeistert von der Wirkung. Auch die Polizei ist überzeugt: &bdquo;Uns sind für den Zeitraum keine Verkehrsunfälle mit Radfahrerbeteiligung gemeldet worden. Die meisten Radfahrer benutzen nun die Fahrbahn und fühlen sich durch das bestehende Überholverbot sicherer. Aus unserer Sicht kann man von einem erfolgreichen Verkehrsversuch sprechen“, so Pressesprecherin Katharina Felsch.Aus dem Versuch solle nach Meinung der Polizei eine Dauerlösung werden. Auch habe die Polizei vermehrt Kontrollen durchgeführt und konnte dabei keine Verstöße feststellen. &bdquo;Ein Überholen ist aufgrund des Gegenverkehrs aber auch eher schwierig“, so Felsch. Wer meint, es trotzdem tun zu müssen, riskiert eine Strafe in Höhe von 70 Euro und einen Punkt in Flensburg. &bdquo;Die Polizeikontrollen sind ganz entscheidend für das Gelingen der Maßnahme. Wenn nicht kontrolliert wird, benehmen sich die Autofahrer weiter wie gewohnt“, findet Christine Dohmen. &bdquo;In Einzelfällen kommt es noch zu Missachtungen des Überholverbotes für einspurige Fahrzeuge“, ansonsten ist auch die Stadtverwaltung mit der Maßnahme vollauf zufrieden. Autofahrer würden durch die neue Beschilderung zur Achtsamkeit und Rücksichtnahme aufgefordert. Und das klappt. &bdquo;Die Verwaltung hat die Windschutzscheibe vom Auto stets vorm Kopf“ Die Bürgerinitiative möchte an diesen ersten Erfolg anknüpfen und nimmt jetzt die nächsten Gefahrenstellen für Radler in Angriff. Gefordert wird, dass die Verkehrsinsel vor dem Aldi-Markt verschwindet, Zebrastreifen für einen sicheren Seitenwechsel im Kreuzungsbereich Isselhorster und Haller Straße (Kriegerdenkmal) angelegt werden, ein linksseitiger Schutzstreifen für Radfahrer bis zur Kreuzung B61 eingerichtet wird und eine Ausweitung von Tempo 30 für die Autofahrer erfolgt. Die Temporeduzierung soll auf der Haller Straße vor dem Autohaus Brinker erfolgen und auf der Isselhorster Straße in Richtung B61 nach dem Discounter enden. &bdquo;Wir haben auf Anraten der Verwaltung dazu einen Antrag gestellt“, erklärt Norbert Grüneberg von der Bürgerinitiative. Am 1. März hatte sich Ordnungsamtsleiter Thomas Habig die Sache vor Ort angesehen und sich von den Fahr-Rad-Aktiven die Gefahrenpunkte erläutern lassen. Nicht in allen Punkten herrschte Einigkeit. &bdquo;Die Verwaltung hat die Windschutzscheibe vom Auto stets vorm Kopf“, sagt Ulrike Rosenthal von der Bürgerinitiative. Es werde einfach noch zu viel aus Sicht der Autofahrer argumentiert. Was fehle, sei eine klare Radwegeführung im gesamten Kreuzungsbereich Isselhorster Straße/ Ecke Haller Straße. &bdquo;Die Leute wissen gar nicht, wo ihr Platz ist“, sagt Dohmen. Und in der Tat: Rund ums Kriegerdenkmal wird kreuz und quer gefahren und gegangen – und das zu beiden Seiten. Radfahrer benutzen konsequent den Gehweg. &bdquo;Hier auf der Fahrbahn zu fahren ist doch lebensgefährlich“, sagt Radfahrerin Silke E.. Sie ist auf der falschen Seite unterwegs. Wie alle hier. &bdquo;Bei unserem Ortstermin mit der Stadtverwaltung konnten wir noch nicht einmal klären, ob hier eine Benutzungspflicht für den Radweg vorliegt“, sagt Grüneberg. &bdquo;Wenn wir uns das alle schon fragen müssen, dann dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn Radfahrer den für sich sichersten Weg suchen“, was dann für Autofahrer schnell nach Wildwest-Manier aussehe. &bdquo;Es muss für alle Gütersloher klare Regeln geben.“ Und zwar ortsübergreifend. Deshalb strebt die Isselhorster Bürgerinitiative eine noch engere Zusammenarbeit mit engagierten Bürgern der angrenzenden Stadtrandgemeinden an und kooperiert bereits mit Radlern aus Avenwedde-Bahnhof. &bdquo;Wir möchten keine Sonderlösungen für Isselhorst“, betont Ulrike Rosenthal. Die Sicherheit der Radfahrer müsse überall gewährleistet werden.&bdquo;Wir prüfen das rechtlich“ Ob der Antrag auf Ausweitung der Tempo-30-Regelung von der Stadt nun umgesetzt wird, ist fraglich. &bdquo;Wir prüfen das rechtlich“, so Stadtsprecherin Susanne Zimmermann. Kommunen könnten auf Kreis- und Landesstraßen sowie auf Hauptverkehrsstraßen nur eingeschränkt entscheiden. Polizei und Baulastträger müssten befragt werden. Der Gesetzgeber habe grundsätzlich für Hauptverkehrsstraßen 50 km/h als innerörtliche Regelgeschwindigkeit festgesetzt.

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