Hunderte protestieren im Kreis Gütersloh gegen Russland-Angriff auf Ukraine

Gütersloh. Mehr als 300 Menschen protestierten am Freitagnachmittag auf dem Konrad-Adenauer-Platz am Gütersloher Rathaus gegen den Angriff Russlands auf die Ukraine. Aus Sicht der Demonstranten gibt es vor allem einen Hauptschuldigen an den Geschehnissen in dem osteuropäischen Staat: Wladimir Putin. Mit zahlreichen Schriftzüge und Plakaten forderten sie den russischen Präsidenten dazu auf, seinem kriegerischen Treiben ein Ende zu bereiten. Mit Forderungen wie "Stoppt Putin" und "Mitgefühl statt Hass" drückten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Unmut über die weltpolitische Situation aus. Organisiert wurde die spontan am Freitagmorgen bei der Gütersloher Polizei angemeldete Mahnwache von den Jusos, der Jungen Union, den Jungen Liberalen sowie der Grünen Jugend. Nacheinander traten Vertreter der Jugendorganisationen auf das Rednerpodium. Kritik an der Invasion wird laut geäußert So auch Stefan Schneidt, Kreisvorsitzender der Jusos. "Ich bin fassungslos. Wenn Menschen im meinem Alter an der Front kämpfen müssen, schockiert mich das zutiefst", begann der 21-Jährige seine Ausführungen. Er kritisierte die russischen Medien für ihre Berichterstattung. Sie diene ausschließlich der Gehirnwäsche der russischen Bevölkerung. Er sprach sich weltweit und vor allem In Deutschland und Gütersloh für mehr Demonstrationen gegen den Krieg in der Ukraine aus und forderte die Menschen in der Dalkestadt dazu auf, Fliehende aufzunehmen und willkommen zu heißen. Lesen Sie auch: Güterslohs Bürgermeister ist entsetzt über Russlands Angriff auf Ukraine Lotte Vogt von der Grünen Jugend pflichtete ihm bei. "Die Aggressionen gehen nicht von der Ukraine aus sondern von Russland", hielt sie fest. Wladimir Putin und Russland hätten einen "klaren Verstoß" gegen das Völkerrecht begangen. Seit dem Einmarsch in die Ukraine habe sie ein Gefühl der Verunsicherung, der Fassungslosigkeit sowie der Angst überkommen. Ukrainerin bricht in Tränen aus Oksana Sydorchuk ist ukrainischer Herkunft und hat sich ebenfalls unter die Demonstranten gemischt. Während der kompletten Mahnwache hielt sie Plakate mit der Aufschrift "Stoppt Putin!" und "SWIFT-Aus" in die Höhe. Angesprochen auf den Krieg in ihrem Heimatland brach sie in Tränen aus. "Meine Kinder sind noch in der Ukraine. Ich weiß nicht, ob sie noch leben", sagte sie. Nachdem sie sich gefangen hatte, erklärte sie: "Ich möchte, dass die Regierungen die Ukraine nicht alleine lassen. Ich möchte, dass die deutsche Regierung etwas tut." Die 44-Jährige wohnt und arbeitet seit 2018 in Gütersloh. Gebürtig stammt sie aus der Nähe von Lemberg. Dort wohne auch ihre Tochter, ihr Sohn wohne in der Nähe von Kiew. Den Angriff auf die Ukraine bezeichnete Sydorchuk als "Katastrophe". Sie forderte: "Europa muss Putin stoppen." Sie bete dafür, dass noch mehr Menschen in Form von Kundgebungen ihren Protest aussprechen. Vereint in Fassungslosigkeit in Rheda-Wiedenbrück Mit einem Moment der Stille für die "zivilen Opfer auf beiden Seiten des Krieges in der Ukraine" begann die Mahnwache auf dem Rathausplatz in Rheda-Wiedenbrück. Rund 250 Teilnehmende waren gekommen, um "ein Zeichen für den Frieden auf dem europäischen Kontinent" zu setzen. Das sagte Patrick Büker, FDP, stellvertretend für die Parteien im Stadtrat. Sie hatten gemeinsam zu der Kundgebung eingeladen. Denn bislang kaum für möglich Geglaubtes sei Donnerstag geschehen: "Wir haben plötzlich wieder Krieg, unser Partnerland Ukraine ist überfallen worden", so Büker. Fassungs-, hilf- und machtlos fühlt sich angesichts der Bilder und Nachrichten aus der Ukraine Pfarrer Artur Töws von der Versöhnungs-Kirchengemeinde. "Es fehlen die Worte, um das Entsetzen zu beschreiben", sagte er. Und fürchtet noch mehr Gewalt, Angst, Leid und Tod für die Menschen in der Kriegsregion. Die Sorge um die Leute in der Ukraine sei ebenso groß wie "unsere Angst vor einem Flächenbrand in Europa". Der so lange als selbstverständlich angenommene Frieden in Europa sei zerbrechlich. Töws lud zum Gebet ein. "Ein Pseudo-Zarist mit Größenwahnanspruch" Von Fassungslosigkeit sprach auch Pfarrdechant Reinhard Edeler, Leiter des Pastoralverbundes Reckenberg. Fassungslosigkeit über das unrechte Gebaren "eines Pseudo-Zaristen mit Größenwahnanspruch". Fassungslosigkeit auch, weil etwas aus der Fassung gerate, was nach 1945 undenkbar schien - nämlich die Achtung souveräner Staaten in Europa. "Wir alle haben Angst." Edeler zitierte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock mit "Wir sind fassungslos, aber nicht hilflos." Er erweiterte ihre Worte um "Wir sind wehrlos, aber nicht ehrlos." Edeler nannte das feste Vertrauen auf Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie. "Unsere Werte werden siegen." Bürgermeister Theo Mettenborg nannte den neuen Krieg in Europa eine bittere Realität. Das Stadtoberhaupt wandte sich in seiner kurzen Ansprache, die auch der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Ralph Brinkhaus verfolgte, direkt an Russlands Präsidenten Wladimir Putin: "Stoppen Sie diesen Krieg." Und er dankte allen, die auf den Rathausplatz gekommen waren, um ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine zu setzen. Verler Bürgermeister: "Wir alle sind fassungslos" Die Stadt Verl hat ebenfalls ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit der Ukraine gesetzt: Seit dem Freitagabend wird das Rathaus bei Dunkelheit in den ukrainischen Landesfarben Blau und Gelb beleuchtet. &bdquo;Wir möchten damit zeigen, dass wir in Gedanken bei den Menschen in der Ukraine sind und gleichzeitig ein sichtbares Zeichen für den Frieden und gegen den Krieg setzen“, sagte der Verler Bürgermeister Michael Esken. Der russische Einmarsch in der Ukraine sei ein Schock für Europa und die ganze Welt. &bdquo;Ich denke, wir alle sind fassungslos, dass mitten in Europa wieder Krieg herrscht“, so Michael Esken weiter. Zu der langen Zeit des Friedens und der Aussöhnung nach dem 2. Weltkrieg habe auch das in Verl beheimatete Jugendaustauschwerk mit vielen internationalen Begegnungen engagiert beigetragen. Auch deshalb sehe man in Verl eine besondere Verantwortung. >> Hier gibt es alle aktuellen Entwicklungen zum Angriff Russlands auf die Ukraine auf nw.de.

Meistgelesen