Viele Geldautomaten-Sprengungen – so reagieren Banken im Kreis Gütersloh

Kreis Gütersloh. Die räuberischen Attacken auf Geldautomaten sind bereits zu Jahresbeginn in NRW rekordverdächtig hoch. Mehr als 30 Taten zählt das Landeskriminalamt NRW für 2022, teilweise seien die Beutezüge erfolgreich gewesen, teilweise sei es beim Versuch geblieben. Entwarnung kann es also nicht geben. Grund für die moderaten Zahlen im vergangenen ersten Halbjahr seien die nächtlichen Ausgangssperren in den Niederlanden gewesen. Denn die Täter, die auch im Kreis Gütersloh Geldautomaten im Visier haben, kämen aus den Niederlanden aus dem Raum Utrecht/Amsterdam. Die Gruppen bestünden nach Kenntnisstand des LKA aus 500 bis 600 Personen in einer Altersspanne von etwa 18 bis 35 Jahren. Immerhin einen 22-jährigen Tatverdächtigen konnten die Behörden im Zusammenhang mit einer Tat in Steinhagen im Januar per DNA-Spur ermitteln. Besonders attraktiv für die Täter aus dem Nachbarland sei die günstige Infrastruktur, denn über die Autobahnen könnten sie schnell anfahren und wieder flüchten. Im Kreis Gütersloh gibt es hier gleich zwei gute Anbindungen mit der A33 und der A2. Das zeigen auch die bisher 16 Geldautomatensprengungen und Versuche seit 2016 bis heute. Trauriger Spitzenreiter ist bisher Steinhagen mit fünf Fällen, gefolgt von Rheda-Wiedenbrück mit vier Fällen. Die Commerzbank in Steinhagen traf es gleich drei Mal, inzwischen ist die Filiale geschlossen, nach Angaben der Bank habe dies aber nichts mit den Vorfällen zu tun, sondern sei eine Sparmaßnahme. Ein weiterer großer Tatanreiz laut LKA sei die Dichte an Geldautomaten. In Deutschland und NRW gäbe es im Vergleich zu den Niederlanden extrem viele Automaten. Ein gefundenes Fressen mit 59.000 Stück deutschlandweit und 11.000 in NRW. &bdquo;Das Verhältnis der Deutschen zum Bargeld ist anders als zum Beispiel in den Niederlanden, wo Kartenzahlungen auch für kleinere Beträge deutlich normaler sind“, erläutert eine Pressesprecherin des LKA NRW.Bei den Bemühungen die Automaten so auszustatten, dass sie vor Angriffen geschützt seien, hielten die Täter Schritt. Bis 2020 hätten sie überwiegend mit der Einleitung eines Gas-Luft-Gemisches, das dann zur Explosion gebracht wurde, gearbeitet. &bdquo;Seit 2020 registrieren wir, dass die Täter Festsprengstoffe benutzen. Das ist leider eine Folge von Präventionsbemühungen, bei denen Geldautomaten umgerüstet wurden“, so die LKA-Sprecherin. Zur Wirkung von Sprengstoff gehöre ein großes Know-how dazu. Häufig entstünden sehr große Schäden an umliegenden Gebäuden, wie zuletzt beispielsweise am Combi-Markt in Rheda-Wiedenbrück im November 2021, der Markt musste vorübergehend schließen, sogar ein Bushaltehäuschen im Umfeld war beschädigt worden. LKA: Risiko bei Automaten außerhalb von Bankgebäuden sehr hoch Das LKA stünde durchgehend im engen Austausch mit den Geldhäusern, um Schutzmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Unter anderem seien Nachtschließungen und Videoüberwachungen mögliche Maßnahmen sowie das Nachrüsten von Technik, wie Geldeinfärbung oder Verklebung. Automaten nachzurüsten sei allerdings kostspielig. Daher müssten die Banken prüfen, ob sie überall in Nordrhein-Westfalen zu jeder Tag- und Nachtzeit einen Geldausgabeautomaten betreiben müssen oder vielleicht doch das Angebot reduzieren sollten. Das Risiko sei gerade bei Automaten, die nicht in Bankgebäuden sind, sehr hoch. Deswegen würden diese Automaten teilweise stillgelegt, heißt es vom LKA NRW.Die Polizei sieht – in Anbetracht der hohen Fallzahlen schon zu Jahresbeginn – nun besonders den Ball auf Seite der Banken. &bdquo;Das darf so nicht weitergehen“, sagte jüngst Michael Maßmann, Präsident der Polizeidirektion Osnabrück laut Nachrichtenagentur dpa. &bdquo;Ich sehe die deutschen Banken in der Pflicht, jetzt den Schutz ihrer Automaten zu verbessern.“ Die Sicherheit dürfe nicht länger wegen wirtschaftlicher Interessen in den Hintergrund rücken. Den Tätern müssten die Anreize für ihre Beutezüge genommen werden, in den Automaten seien teils sehr hohe Geldbeträge gelagert. "Wir verzeichnen deutlich weniger erfolgreiche Sprengungen" Eine Nachfrage der NW bei Banken, die Geldautomaten im Kreis Gütersloh betreiben, sehen sich hingegen gut aufgestellt. Die Commerzbank unterstreicht: &bdquo;Wir haben bundesweit zusätzliche Sicherungsmaßnahmen in unseren Filialen durchgeführt, um Angreifer abzuschrecken. Zudem haben wir unsere Sicherheitskonzepte in den SB-Zonen erweitert.“ Details wolle die Bank aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich machen. Die Abwehrmaßnahmen würden wirken: &bdquo;Wir verzeichnen deutlich weniger erfolgreiche Sprengungen im Vergleich zu den Vorjahren“, bilanziert eine Pressesprecherin für die Region Nord/West. Die Sparkasse Gütersloh-Rietberg verweist darauf, dass sie regelmäßig Hinweise von Polizei und LKA erhielten. &bdquo;Glücklicherweise war unser Haus noch von keiner Sprengung, auch keinem Versuch, betroffen“, erklärt Pressesprecher Matthias Trepper. Die Sicherheitsvorkehrungen seien auch schon vor Jahren angepasst worden und bereits seit dem Frühjahr 2018 halte das Geldinstitut alle SB-Bereiche im Zeitraum von 0 Uhr bis 5.30 Uhr geschlossen. Geldautomaten der Volksbank nachts kaum frequentiert Die Volksbank Bielefeld-Gütersloh teilt auf Nachfrage mit, dass ihnen als Genossenschaftsbank vor Ort die Sicherheit der Kunden besonders am Herzen liege. Das Geldinstitut nehme das Risiko der Geldautomaten-Sprengungen sowie die Versuche sehr ernst. Auch die Volksbank arbeite eng mit den Behörden zusammen. Eine Maßnahme: &bdquo;Wir haben bereits viele SB-Zonen unserer Geschäftsstellen in der Zeit von 23 Uhr bis 5 Uhr aus Sicherheitsgründen geschlossen oder die Geldautomaten nachts geleert“, sagt Pressesprecher Dennis Will. Für die Kundinnen und Kunden gäbe es Hinweisschilder auf passende Alternativen, um sofort Bargeld zu erhalten. &bdquo;Für uns stehen Sicherheit und Wohlergehen von Mitarbeitern, Kunden und Besuchern stets an erster Stelle, auch wenn damit Einschränkungen bei der Bargeldversorgung verbunden sind“, betont Dennis Will. Tatsächlich seien die Geldautomaten in diesen nächtlichen Stunden kaum frequentiert. Zudem gäbe es bereits eine Reihe von Präventionsmaßnahmen wie Videoüberwachungssysteme, Einbruchmeldeanlagen, Erschütterungsmelder, Einfärbesysteme für Geldscheine, Gas-Safe-Systeme. &bdquo;Wichtig ist die Sicherheit unserer Kundschaft, Mitarbeitenden und Anwohnern, gleichzeitig aber auch, dass eine Bargeldversorgung in der Region gewährleistet ist“, sagt der Pressesprecher der hiesigen Volksbank.Die Deutsche Bank unterstreicht ebenfalls, dass das Geldhaus eng im Austausch mit den Polizeibehörden stünde. Auch hier will sich das Unternehmen aber aus Sicherheitsgründen nicht in die Karten schauen lassen. &bdquo;Wir sind bestrebt, die Balance zu wahren zwischen berechtigten Sicherheitsaspekten und gutem Service für unsere Kunden“, sagt ein Sprecher.

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