Miele stiftet einen kompletten Wald in Gütersloh

Gütersloh. Einmal nur mit dem Fahrrad statt Auto zur Arbeit fahren, und schon wächst ein neuer Baum – schön, wenn es immer so einfach wäre. Doch was Miele zusammen mit der Stadt unlängst ausbaldowerte, entspricht genau diesem Gedanken. Wer es nicht glaubt, kann sich den werdenden Wald ja bei einem Spaziergang hinter dem Flughafengelände ansehen. Dort, auf 7.800 Quadratmeter, hat die Stadt Bäume gepflanzt, für die sich die Miele-Beschäftigten im wahrsten Sinne des Wortes abgestrampelt haben. Am internationalen autofreien Tag, im vergangenen Jahr am 22. September ausgerufen, bat der Konzern seine Mitarbeiter, das Auto stehen zu lassen und stattdessen anders, klimaschonend, zur Arbeit zu kommen – im Gegenzug versprach die Firmenleitung, für jeden Mitmachenden einen Baum zu spenden. Und siehe da: Die Bereitschaft war hoch. 626 Mieleaner ließen an jenem Tag ihr Fossil-Gefährt stehen und sattelten auf Rad, Bahn, Bus oder ihre zwei Beine um. Als Nachweis schickten sie an eine zentrale Mailadresse Bilder von sich, angehängt die Daten ihrer Fitnessapps oder ihre Zugtickets. &bdquo;Die Resonanz war erfreulich hoch“, sagt Stefan Breit, Geschäftsführer Technik. Miele stehe als Konzern und bei seinen Produkten für Nachhaltigkeit, das schlage sich offenbar auch in der Einstellung vieler Mitarbeiter nieder. Lesen Sie auch:Bei Miele in Gütersloh endete im vergangenen Jahr eine Ära Für die Stadt passte der Zeitpunkt für das Angebot perfektDoch wo die Bäume pflanzen? Ein Anruf beim städtischen Grünflächenamt, und die Sache war geklärt: Miele, so die Absprache, würde jene Bäume stiften, die die Stadt ohnehin zu pflanzen gedenke. Die Flächen seien auserkoren, das Projekt vorbereitet und von den Ratsfraktionen beschlossen, Mieles Engagement komme somit genau zupass. &bdquo;Einen besseren Zeitpunkt hätte Miele für sein Angebot kaum wählen können“, sagt Dirk Buddenberg, Leiter des Fachbereiches Grünflächen. Auf der einen Seite das Angebot, auf der anderen Seite der städtische Beschluss zur Aufforstung – als offensichtlich war, wie günstig sich die Angelegenheit fügte, stockte die Miele-Firmenleitung die Baumspende auf: Aus 626 machte sie 1.300 Bäume. &bdquo;Wir danken dem Unternehmen für diesen hochwillkommenen Beitrag und natürlich den Mitarbeitern für ihren Einsatz“, sagt Bürgermeister Norbert Morkes. Gütersloh sei bekanntermaßen waldarm, umso wichtiger seien solche Aktionen. Den Standort mit der Forstbehörde und dem Kreis abgestimmtBei einem Ortstermin auf der Fläche nahe des Flughafens stießen die Beteiligten jetzt Schaufel in die Erde. Reine Symbolik, nötig war das nicht: Denn die jungen Bäume, nach allen Kriterien von Klimaerwärmung, Bodenbeschaffenheit und Autochthonie sorgfältig ausgesucht, standen bereits. Knapp tausend sind auf dem Gelände verteilt, im Abstand von 2,50 mal 2,50 Metern. Ein Zaun schützt sie vor Wildverbiss, ein Wildkrautstreifen und ein Gehölzsaum tragen zum Entwickeln des Bestandes bei. Der Standort dieses künftigen Waldes, mit der Regionalforstbehörde und der unteren Naturschutzbehörde beim Kreis für alle Zeiten festgelegt, ist einer von vier, die die Stadt aufforstet. Sie waren nach langer Suche übrig geblieben. Die Stadt hatte vor gut einem Jahr von der Politik den Auftrag erhalten, Flächen für neuen Wald ausfindig zu machen, zehn Hektar möglichst, doch rasch wurde klar, dass diesem Auftrag nicht nachzukommen war: Es mangelt an geeigneten und verfügbaren Flächen. In mehreren Suchrunden schrumpfte die Gesamtfläche auf vier Kleinparzellen In mehreren Suchrunden schrumpfte der potenzielle Forst von zehn über 8,8 auf 7,5 Hektar, bis am Ende nur noch 1,93 Hektar übrig blieben. Warum? Weil die Stadt erstens bei privaten Grundbesitzern auf Granit biss und zweitens nur über wenig eigene Parzellen in Außenbereichen verfügt, zumindest über solche, die man mit Wald ökologisch aufwerten könnte. Einige Hektar Grünland hätte es hier und dort wohl gegeben, aber Grünland hat den Vorzug, selber Kohlendioxid zu speichern und von hoher Artenvielfalt zu sein, da bringt die Umnutzung zum Wald keinen Mehrwert. Die unterm Strich verbliebenen 1,93 Hektar waren allesamt vorher Acker, sagt Grünflächenchef Buddenberg - jene 0,78 hinterm Flughafen (Lorenkamp) etwa waren zuletzt Mais. Die anderen drei Flächen liegen in Avenwedde (Am Alten Schützenplatz, 0,52 Hektar), in Kattenstroth (Schledebrückstraße/südlich Stadtring Kattenstroth, 0,17 Hektar) und in Blankenhagen (Spiekergarten, nahe Lutterweg, 0,46 Hektar). Sie sind alle schon bepflanzt, so die Stadt, vornehmlich mit heimischem Laubbäumen wie Feldahorne, Eichen, Linden, Ulmen, Hopfenbuchen und Esskastanien; darunter befinden sich auch jene 300 Miele-Bäume, die am Lorenkamp keinen Platz mehr fanden. Miele erklärt sich schon für klimaneutral Miele-Geschäftsführer Breit sagte, dieses Jahr sei erneut eine Mitmachaktion zum autofreien Tag geplant, erweitert auf die anderen Niederlassungen weltweit. &bdquo;Wir halten es für richtig, die Mitarbeiter aktiv in das Thema Klimaschutz einzubinden“, so Breit, es entspreche den Zielen und dem Denken des Unternehmens. Im September hatte Miele berichtet, schon jetzt über alle Standorte hinweg klimaneutral zu arbeiten, bezogen auf die eigenen Emissionen und die der Energielieferanten. Im nächsten Schritt strebt Miele an, die Effizienz seiner Geräte zu steigern: Bis 2030 soll deren Energieverbrauch um 15 Prozent sinken, bezogen auf das Vergleichsjahr 2019 und den Gesamtverbrauch aller in Gebrauch befindlichen Geräte. Klar ist: Dafür werden sich viele abstrampeln müssen, und nicht nur einen Tag.

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