Bertelsmann investiert Millionen an A2 - das wirkt sich auf Gütersloh aus

Gütersloh. Bertelsmann baut massiv seine Photovoltaik aus. Wie der Konzern mitteilt, belegt er mehrere seiner Arvato-Hallen an der Autobahn mit Solarmodulen. Wie groß die Dachfläche ist, zeigt sich daran, dass die Sonnenstrom-Produktion in Gütersloh damit auf einen Schlag um zehn Prozent steigt. Lesen Sie auch: Bertelsmann baut ein weiteres riesiges Lager in Gütersloh Es handele sich um einen &bdquo;signifikanten Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Gütersloh“, so Bertelsmann. Die neuen PV-Anlagen werden demnach 3,35 Millionen Kilowattstunden pro Jahr produzieren – das entspricht dem Strombedarf von annähernd tausend Haushalten (vierköpfige Familie). Einige der Hallen sind schon bestückt, andere folgen binnen der nächsten Wochen. "Wollen bis 2030 klimaneutral sein" &bdquo;Bertelsmann hat sich vorgenommen, bis 2030 weltweit klimaneutral zu sein. Da zählen die Themen Gebäudemanagement und Energie zu den wichtigsten Stellschrauben“, sagt Stephan Schierke, Geschäftsführer VVA und Arvato Supply Chain Solutions (16.000 Mitarbeiter). Alle Logistik-Immobilien an der Autobahn seien auf ihre Tragfähigkeit geprüft worden: Die älteren, oft in Leichtbauweise errichteten Hallen seien statisch nicht stabil genug, alle anderen würden mit Photovoltaik bestückt. Der Verantwortliche für das PV-Projekt, Nico Nötzel, sagt, sieben Hallen kämen in Frage. Deren Dachfläche betrage 46.000 Quadratmeter – das entspricht sechs Fußballfeldern; auf 20.000 davon wird künftig Sonnenenergie eingesammelt. Geliefert werden die Module von der hessischen Firma Solarstep im Taunus. Die Investitionshöhe gibt Bertelsmann mit 2,9 Millionen Euro an, womit auch alle Wechselrichter und ein Transformator (Mittelspannungsanlage) bezahlt wären. In Gütersloh schon komplett auf Grünstrom umgestellt &bdquo;Für uns ist das ein weiterer Schritt, unserer Verantwortung als nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen gerecht zu werden“, sagt Andreas Barth, Geschäftsführer Tech und verantwortlich für die Corporate Resonsibility bei Arvato Supply Chain Solutions (SCS). Der Ausbau der Photovoltaik beschränke sich nicht auf Gütersloh, sondern vollziehe sich weltweit. Die Werkshallen im benachbarten Marienfeld tragen bereits Module auf dem Dach, ferner die Standorte in Landsberg, Düren, Gennep (Niederlande), Plewiska (Polen) und Parla/Madrid (Spanien). Weitere Projekte, so Barth, seien an vielen anderen Standorten in Planung, etwa in Hongkong, Istanbul und Birmingham.Das Thema Klimaneutralität sei bei Bertelsmann hoch, sprich: vorstandsnah aufgehängt, so Barth: &bdquo;Alle Konzerneinheiten sind aufgefordert, auf dieses Ziel einzuzahlen.“ Einer der Schritte: die Umstellung aller SCS-Standorte auf hundert Prozent Grünstrom. In Gütersloh und anderen Orten ist das schon passiert, alle anderen sollen bis Ende des Jahres nachziehen. Und mit &bdquo;Grünstrom“ sei nicht die künftig neue (verwässerte) EU-Definition gemeint, sondern die klassische: Sonne, Wind, Wasser.Der Stromhunger der Rechenzentren ist allerdings gewaltig Trotz der neuen PV-Anlagen: Auch der Standort Gütersloh werde weiter Grünstrom zukaufen müssen, heißt es. Der Energiehunger der großen Logistikhallen, erst recht aber jener der Rechenzentren von Arvato Systems sei zu hoch, um ihn aus Eigenproduktion decken zu können. Grob geschätzt, werde die hauseigene PV nur für 20 Prozent reichen, mehr nicht. Miriam Bartsch, Koordinatorin der Nachhaltigkeitsmaßnahmen, versichert aber, dass der Grünstrom maximal grün ist: Alles, was man zukaufe, sei nach Goldstandard zertifiziert, doppelte Anrechnung im Erzeuger- und im Abnehmerland ausgeschlossen. Die SCS ist innerhalb von Bertelsmann der mit Abstand größte Bauherr – was das Team um Barth und Schierke entscheiden, wirkt sich auf viele Bereiche des Konzerns aus. Ob auch Mohn Media, Hauptverwaltung und all die anderen Bertelsmannhäuser bald Solarstrom liefern? &bdquo;Das Thema ist eines, was uns in den nächsten Jahren noch intensiv beschäftigen wird“, sagt Schierke. Ein Unternehmen zu werden, das bald klimaneutral sei: Das sei Kunden und Dienstleistern, aber auch den eigenen Mitarbeitern wichtig. Reicht das sogar für den Sieg im bundesweiten "Wattbewerb"?Bertelsmanns Ehrgeiz könnte sich positiv auf Güterslohs Ranking im sogenannten "Wattbewerb" auswirken. Bei diesem deutschlandweiten Vergleich wetteifern rund 140 Städte und Gemeinden um den schnellsten Ausbau ihrer Stromerzeugung per Solarmodul; bislang, so Miriam Bartsch, habe Gütersloh auf Platz 3 gelegen, nun könne der Sprung auf Platz eins gelingen - ein Titel, der von hohem symbolischen Wert sei.

Meistgelesen