600 Gütersloher gehen für Gegendemo gegen "Spaziergänger" auf die Straße

Kreis Gütersloh. Im Kreis Gütersloh formiert sich weiter Widerstand gegen die als &bdquo;Spaziergang“ getarnten Corona-Proteste. Nachdem am Montag vergangener Woche in Rheda-Wiedenbrück die kreisweit erste Gegenkundgebung in Form einer Mahnwache stattgefunden hatte, folgten an diesem Montag nach offiziellen Angaben bis zu 600 Menschen dem Aufruf eines breiten Bündnisses verschiedener Jugendorganisationen auf den Berliner Platz. Damit kamen zu dieser angemeldeten Gegendemonstration dreimal so viele Menschen, wie ursprünglich von der Polizei erwartet worden waren. Hintergrund sind die anhaltenden Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. Laut Polizei haben auch am dritten Montag im neuen Jahr wieder rund 900 Menschen im Kreis an derartigen Versammlungen teilgenommen – fast alle waren unangemeldet. In Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück, Harsewinkel und Verl sind demnach laut Polizei 180, 350, 80 und 44 Menschen auf die Straße gegangen. "Wir überlassen die Stadt nicht einer lauten Minderheit", sagt der Juso-Vorsitzende Neben den Gütersloher Jusos hatten unter anderem auch die Grüne Jugend, Linksjugend und Fridays for Future zur &bdquo;Demonstration für ein solidarisches Miteinander“ auf dem Berliner Platz aufgerufen. &bdquo;Schön, dass wir euch überzeugen konnten, Teil unserer Versammlung zu sein“, sagte Sebastian Sieg, Mitglied der Jusos und Anmelder der Gegendemonstration, kurz vor 18 Uhr ironisch in Richtung der Corona-Protestierenden. Diese hatten sich vor dem Abmarsch der Gegendemonstranten auf dem Berliner Platz offenbar vereinzelt unter das Publikum gemischt. Es blieb jedoch friedlich. Vom Berliner Platz aus setzte sich der Tross schließlich über Kolbeplatz in Richtung Rathausplatz in Bewegung. Dort fand die Abschlusskundgebung statt. &bdquo;Wir zeigen Flagge und überlassen die Stadt nicht einer lauten Minderheit, die sich unsolidarisch verhält“, sagte dort etwa Moritz Homann, Vorsitzender der Jusos. Jana Ramme, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Gütersloh-Oelde, griff derweil die vielfach bemühte Spaltung der Gesellschaft auf. &bdquo;Die Gesellschaft ist nicht gespalten, es ist eine laute Minderheit, die euch das denken lassen möchte.“ Die Mehrheit verhalte sich solidarisch. Und Thorsten Klute, Sprecher des Bündnisses gegen Rechts im Kreis Gütersloh, sagte: &bdquo;Ihr alle, die ihr hier seid, setzt ein klares Signal, dass wir mehr sind.“ Das Bündnis hatte zuletzt zusammen mit dem Steinhagener Christoph König ein Zeichen gegen die &bdquo;Montagsspaziergänge“ gesetzt, in dem es eine Online-Petition gestartet hat. Mehr als 710 Menschen haben diese bereits unterzeichnet. Maskenpflicht gilt bei nun auch bei Versammlungen im Freien Die Kreisverwaltung hatte mit Blick auf die sogenannten Montagsspaziergänge darauf aufmerksam gemacht, dass die seit 11. Januar gültige Corona-Schutzverordnung das Tragen mindestens einer OP-Maske bei Versammlungen im Freien vorschreibt. Sie gilt losgelöst von der Zahl der Teilnehmer, wenn Menschen unabhängig von ihrem Impfstatus Zugang haben. Christine Lang, Erste Beigeordnete und Ordnungsdezernentin der Stadt Gütersloh, hatte zuvor angekündigt, dass der Fachbereich Ordnung die Einhaltung der Maskenpflicht im Rahmen der Möglichkeiten kontrollieren werde – auch mit Unterstützung der Polizei. Tatsächlich waren mehrere Mitarbeiter des Ordnungsamtes in der Innenstadt vor Ort und wiesen auf die Einhaltung der Maskenpflicht hin. Falls erforderlich würden auch Personalien aufgenommen und Verfahren eingeleitet, sagte Lang zuvor. Neuauflage der Gegendemonstration steht bereits in Aussicht Die Corona-Proteste selbst finden seit mehreren Wochen meistens ohne offizielle Genehmigung oder Anmeldung statt – getarnt sind sie in solchen Fällen als Spaziergänge. Es soll so wirken, als sei es keine Demonstration oder als habe sich diese spontan ohne Organisator gebildet. Mobilisiert wird dafür oft beim Messengerdienst Telegram. Auch unangemeldete Versammlungen wie die &bdquo;Montagsspaziergänge“ fielen unter den Schutz der Polizei, hatte Sprecherin Katharina Felsch zuletzt erklärt. Wegen der fehlenden Anmeldung würde aber dennoch eine Anzeige gegen einen erkennbaren Rädelsführer oder Unbekannt erstattet. Aufgelöst wird eine solche Versammlung erst, wenn es zu einer &bdquo;Eskalation oder einer Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“ kommen sollte, sagt Polizeisprecher Mark Kohnert. Eine Neuauflage der Gegendemonstration am nächsten Montag steht laut Sebastian Sieg übrigens schon in Aussicht.

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