Gütersloher Jäger plötzlich im Visier von Tierschützern

Gütersloh. Eine Premiere unter Beschuss: Zum ersten Mal veranstaltet die Kreisjägerschaft (KJS) Gütersloh von diesem Samstag bis zum 22. Januar an eine kreisweite Raubwildwoche. &bdquo;Dabei intensivieren wir in der Region eine Woche lang die Jagd auf Raubwild, insbesondere Füchse und Waschbären, die im Kreis Gütersloh von der Bestandsdichte her extrem zugenommen haben. Ziel ist es unter anderem, das natürliche Gleichgewicht stabil zu halten“, erläutert der Vorsitzende Ralf Reckmeyer (56). Mit der Aktion ist die Dachorganisation von aktuell rund 2.100 Jägern im Kreis Gütersloh ins Visier ihrer Kritiker geraten. Die Tierrechtler von &bdquo;PETA“ haben das Vorhaben am Freitag öffentlich scharf verurteilt. Sie sehen &bdquo;in den Massentötungen einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz“ und fordern die NRW-Regierung zu einem Verbot der Fuchsjagd auf. Konkreten Protest in Form einer einer Mahnwache für die Abschaffung der Freizeitjagd hat der Gütersloher Verein &bdquo;fairleben gt“ für diesen Samstag angekündigt. Mahnwache am Berliner Platz Zwischen 12 und 15 Uhr wolle man im Rahmen der angemeldeten Demonstration eingangs des Berliner Platzes in der Gütersloher Innenstadt mit Plakaten und Flyen auf die Unsinnigkeit der Freizeitjagd auf Wildtiere hinweisen. &bdquo;Viele Menschen glauben, dass es den Tieren in Wald und Flur bis zu ihrem schnellen Ende gut geht“, sagt Initiatorin Margrit Dorn (56). &bdquo;Doch gerade die winterliche Jahreszeit fordert den Wildtieren einiges ab. Dazu kommt, dass diese Tiere durch die Jagd zusätzlichem Stress ausgesetzt werden.“ Deutschlandweit werden inmitten der Paarungszeit der Füchse und während der Vollmondnächte vermehrt Prädatoren, also Beutemacher und Räuber, gejagt. Auf die im Kreis Gütersloh erstmalig in dieser Form veranstaltete Raubtierwoche hat auch die Tierrechtsorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) reagiert und wegen &bdquo;sinnloser Tötungen“ am Freitagvormittag in einer Pressemitteilung scharfe Kritik geübt. Lesen Sie auch: Gütersloher Ehepaar klagt gegen Jagd auf seinen Grundstücken und wird bedroht PETA: Hobbyjäger töten jährlich 400.000 FüchseIn Gütersloh würden &bdquo;Jäger und Jägerinnen unter dem Deckmantel des Artenschutzes möglichst viele Beutegreifer, wie Füchse, Waschbären, Marder und andere töten“ wollen. Es heißt: Füchse dienten den Hobbyjägern hauptsächlich als lebendige Zielscheibe, denn weder aus wildbiologischer noch aus gesundheitlicher Sicht bestehe ein Grund für die massenhafte Bejagung der Beutegreifer. Der &bdquo;vernünftige Grund“, der laut Tierschutzgesetz für das Töten eines Tieres vorliegen muss, würde bei der flächendeckenden Jagd auf Füchse und weitere Tiere nicht gegeben sein. Bundesweit töteten Hobbyjäger jährlich rund 400.000 Füchse, allein in NRW seien es über 49.000 Tiere. &bdquo;Viele von ihnen sterben einen langsamen Tod durch Fehlschüsse oder bei der grausamen Fallenjagd. Es gibt keinen Grund, die nützlichen Tiere zu töten. Die Politik muss endlich handeln.“Referentin fordert Gesetzes-Novellierung Mit diesen Worten wird Nadja Michler (42) zitiert. Die Fachreferentin für Wildtiere bei der in Stuttgart ansässigen PETA und Leiterin der &bdquo;Fuchsjagd stoppen“-Kampagne erklärt im Gespräch mit der NW, woran ihr vor allem gelegen ist. &bdquo;Das Bundesjagdgesetz, dessen Inhalte teils noch aus den 30er-Jahren stammt, muss dringend geändert werden. Es gelten Methoden als waidgerecht, dies absolut nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar sind.“ Außerdem würden dadurch Vorhaben wie in Gütersloh legalisiert, wo mit der Baujagd zudem &bdquo;eine der grausamsten Methoden“ ermöglicht werden sollen, so Michler. In Luxemburg sei die Fuchsjagd bereits im April 2015 verboten worden. Für ein Verbot in Deutschland hat PETA eine Petition ins Leben gerufen.Die Jagd auf Füchse, &bdquo;die auch als Gesundheitspolizei dienen“, wie Nadja Michler sagt, habe nachweislich keinerlei regulierende oder reduzierende Auswirkungen auf die Population. &bdquo;Weil Verluste rasch durch Zuwanderung und steigende Geburtenraten ausgeglichen werden.“ Auch das Artenschutz-Argument sei Augenwischerei, denn Füchse würden vornehmlich Mäuse fressen, etwa 3.000 bis 5.000 pro Jahr. Rechtliche Schritte, wie man sie im Dezember 2021 gegen die deutsche Jagdzeitung nach Ausrufen einer bundesweiten Fuchsjagdwoche eingeleitet habe (&bdquo;Das Verfahren läuft“), wolle man im Gütersloher Fall nicht per se einleiten, erklärt Nadja Michler. &bdquo;Das tun wir natürlich bei einem Verstoß. Aber wir können nicht gegen jede einzelne dieser Jagdwochen Strafanzeige stellen.“ Jäger: Populations-Regulierung dient gefährdeten ArtenDie Jäger im Kreis Gütersloh halten an ihren Argumenten fest. Eines ist die Regulierung extrem großer Populationen. Ein anderes der Schutz gefährdeter Tiere. So würde die Raubwildwoche auf den 81.072 Hektar Jagdflächen auch dem Einhalt von Populationsrückgängen betroffener Arten dienen. &bdquo;Bodenbrüter wie zum Beispiel der Kiebitz leiden unter ihren Fressfeinden wie Füchsen und Waschbären, deren Population extrem zugenommen hat“, erklärt der Kreisjägerschafts-Vorsitzende Ralf Reckmeyer. Dass nun eine konzertierte Aktion stattfinde, habe mehrere Gründe. Die kommende Vollmondwoche sei eine günstige Gelegenheit, um die Lichtverhältnisse auszunutzen. Auch solle mit der Aktion Jungjägern - also solchen, die kein eigenes Revier besitzen - die Jagdgelegenheit ermöglicht werden. Der Raubdwildwoche folgen die TaubentageDamit die Jagd effektiv verläuft, empfiehlt es sich, die Bejagung in möglichst vielen der 200 Reviere gleichzeitig durchzuführen. Was die von der PETA scharf kritisierte Baujagd angeht, bei der ein ausgebildeter Hund in den Fuchsbau eindringt, sei es aus seiner Sicht wichtig zu erwähnen, dass diese in NRW nur in künstlich angelegten und nicht in natürlichen Bauten durchgeführt werden dürfe, so Ralf Reckmeyer. Und daran halte man sich selbstverständlich. Wie viele Jäger sich in den insgesamt zwölf Hegeringen an der Raubwildwoche mit symbolischem Streckelegen am Ende beteiligen, sei noch nicht absehbar. Der Abschluss ihrer Raubwildwoche ist für die Kreisjägerschaft Gütersloh zugleich Aufakt der Taubentage, die für den 22. Januar, 5. und 19. Februar geplant sind.

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