Gütersloh Gütersloherin fliegt mit gefälschtem Impfpass beim Fußpfleger auf

Gütersloh. Die Strafe folgte quasi auf dem Fuße: Eine ältere Dame (73) hat in Gütersloh versucht, sich mit einem gefälschten Impfpass die 3-G-Regel einer Podologischen Praxis zu umgehen und sich Zutritt zu verschaffen. Mitarbeiter schöpften Verdacht und riefen die Polizei, die das illegale Dokument sichergestellt hat. &bdquo;Fälle mit gefälschten Impfpässen passieren derzeit relativ häufig. Sie gehören momentan zum Tagesgeschäft", sagt Katharina Felsch, Sprecherin der Kreispolizeibehörde Gütersloh. Das belegen auch die Zahlen: Seit August sind kreisweit rund 100 Strafverfahren wegen Impfpassfälschungen eingeleitet worden. Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe Auch im Fall der älteren Gütersloherin, die am vergangenen Dienstag in Begleitung ihres Sohnes gegen 14 Uhr die medizinische Fußpflege-Praxis im Stadtgebiet aufgesucht hatte, sei ein Verfahren eingeleitet worden, so die Polizei-Sprecherin. &bdquo;Wegen des Gebrauchs unrichtiger Gesundheitszeugnisse." Dieser Vergehenstatbestand wird in Paragraf 279 des Strafgesetzbuches geregelt, für den der Bundestag Mitte November eine Änderung beschlossen wurde. Seit Inkrafttreten am 24. November ist klar: Den Benutzern von gefälschten Impfpässen drohen möglicherweise harte Strafen. Wer zur Täuschung im Rechtsverkehr von einem unrichtigen Gesundheitszeugnis Gebrauch macht, &bdquo;wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe" bestraft. Noch keine Urteile im Landgerichtsbezirk Bielefeld &bdquo;Die Höhe einer möglichen Geldstrafe hängt vom Einzelfall ab. Sie kann je nach Ermessen zwischen fünf und 360 Tagessätzen liegen", erklärt Claudia Bosse von der Staatsanwaltschaft Bielefeld. Berücksichtigt würden dabei etwa Umstände wie ein Eintrag im Vorstrafenregister, der Umfang oder auch der Zweck der Fälschung. Im Landgerichtsbezirk Bielefeld hat es &bdquo;bislang in der Sache noch kein Urteil gegeben", da der juristische Spielraum für den Zeitraum vor dem Stichtag 24. November noch überprüft werde. Mittlerweile seien aber auch einige Verfahren eingegangen, die nach der neuen Gesetzeslage betrachtet werden müssten. Impfgegnerin erscheint mit "nigelnagelneuem Ausweis" Welche Strafe die 73-jährige Gütersloherin erwartet steht noch nicht fest. Die ältere Dame hatte sich nach Angaben der Inhaberin der heiltherapeutischen Praxis zur Gesunderhaltung der Füße bei ihrer letzten Behandlung im November deutlich als Impfgegnerin positioniert. &bdquo;Sie sagte, sie würde sich niemals impfen lassen und dass sie davon überhaupt nichts halte." Diese Aussage habe man schriftlich dokumentiert, &bdquo;mit mehreren Ausrufezeichen". Als die Kundin zu ihrem aktuellen Termin nun &bdquo;mit einem nigelnagelneuen Impfausweis" erschien, so die Praxis-Chefin, seien ihre Mitarbeiter dann misstrauisch geworden. Polizei stellt Dokument sicher und leitet Verfahren ein Dem gelben Zertifikat nach sollte die Frau bereits Mitte September ihre Erstimpfung und am 19. November ihre Auffrischung erhalten haben. Die Polizei wurde alarmiert und &bdquo;der Verdacht, dass es sich um einen falschen Impfausweis handelt, hat sich erhärtet", wie Polizeisprecherin Katharina Felsch erklärt. &bdquo;Das Dokument wurde deshalb sichergestellt und das Verfahren eingeleitet." In der Fußpflege-Praxis haben die Dame und ihr Sohn nun Hausverbot, erklärt die Inhaberin. Sie selber wolle durch den Gang an die Öffentlichkeit auf den Betrug mit falschen Impfpässen aufmerksam machen, an die Moral appellieren und zu Kontrolle und Achtsamkeit aufrufen. Auch fingierte Tests werden entdeckt Von den 100 Strafverfahren, die die Gütersloher Kreispolizeibehörde seit August wegen des Gebrauchs unrichtiger Gesundheitszeugnisse eingeleitet hat, ermittelt die Kripo in den überwiegenden Fällen aufgrund falscher Impfausweise. Aber auch gefälschte Covid-19-Tests würden eine Rolle spielen. Einige Bürger seien bereits damit gescheitert, fingierte Testergebnisse bei Arbeitgebern vorzulegen. Inhaber gefälschter Impfpässe fliegen im Kreis Gütersloh relativ häufig in Apotheken auf. &bdquo;Wenn sie versuchen, einen QR-Code generieren zu lassen", berichtet Katharina Felsch. Apotheker im Kreis hätten bereits mehrfach fehlerhafte Pässe erkannt und der Polizei gemeldet. Fallhäufung mit Verschärfung der Regeln Der Gütersloher Apotheker Olaf Elsner hat &bdquo;einhergehend mit der Verschärfung auf 2G und 2G+" eine Häufung der Entdeckung falscher Impfpässe ausgemacht. Er berichtet von durchschnittlich zwei Fällen in der Woche, die sich allein in seiner Storchen-Apotheke an der Annenstraße ereignen. Sein erster Fall liegt gut sechs Wochen zurück. Eine Dame sei mit ihren Unterlagen aufgefallen, habe sich später telefonisch entschuldigt und ihr Handeln mit der Angst erklärt, &bdquo;irgendwann keine Lebensmittel mehr einkaufen zu dürfen". Apotheker können neue Funktion nutzen Gute Nachricht für Olaf Elsner und die gut 18.000 Apotheken in Deutschland. Seit Mittwoch dürfen sie bei der Ausstellung der digitalen Impfzertifikate eine neue Funktion zur Chargenprüfung nutzen, die das Aufspüren gefälschter Pässe erleichtert. Wer Impfpässe fälscht oder gefälschte Pässe nutzt, gefährdet letztlich &bdquo;nicht nur seine eigene Gesundheit", wie Thomas Dittrich erklärt, sondern bringe auch Verwandte, Freunde, Nachbarn und Kollegen in Gefahr. Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes betont: &bdquo;Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat und bremst die Gesellschaft im Kampf gegen die Pandemie."

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