Nach Einsatz vor Tönnies-Villa: Ermittlungen gegen Polizisten

Gütersloh/Rheda-Wiedenbrück/Bielefeld.Nach der Dienstagabend kurzfristig ausgestrahlten 92-minütigen TV-Reportage &bdquo;Inside Tönnies" hat Privatsender Sat.1 in einem anschließenden &bdquo;Akte spezial" wiederholt Aufnahmen eines Fernsehteams gezeigt, das im Sommer 2020 für einen Polizeieinsatz auf dem Privatgrundstück von Clemens Tönnies (65) gesorgt hatte. Gegen einen damals vor Ort aktiven Beamten der Kreispolizeibehörde Gütersloh ist von Amts wegen durch das Polizei-Präsidium Bielefeld ein Verfahren eingeleitet worden. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft. Interview-Versuch direkt vor Tönnies' Hauseinfahrt Hintergrund: Am Dienstagabend des 7. Juli 2020, in der Zeit des großen Corona-Ausbruchs bei Deutschlands größtem Schlachtkonzern, hatte ein dreiköpfiges Leipziger Fernsehteam gegen 17 Uhr den ehemaligen Schalker Aufsichtsratvorsitzenden im Auto bis zu seinem Wohnhaus in Rheda-Wiedenbrück verfolgt. Wie die Akte-Aufnahmen zeigen, sollte der Fleischunternehmer unter den fragwürdigen Umständen eines Interview-Versuchs direkt vor seiner Hauseinfahrt vom Team um Journalistin Jana Bernhardt (&bdquo;Wir hatten das Glück, ihn auf offener Straße anzutreffen") zu einem Statement bewegt werden. Clemens Tönnies reagierte und rief die Polizei. Polizist wertet Kamera als gefährlichen Gegenstand Den darauf folgenden Einsatz hat Sat.1 nun wiederholt in zusammen geschnittenen Aufnahmen ausgestrahlt. Sie zeichnen ein Bild, bei dem der gesprächsführende Polizist nicht gut wegkommt. &bdquo;Sie werden möglicherweise als Bedroher angesehen", schildert der Beamte der Kreispolizeibehörde Gütersloh. Er verlangt vom Kamerateam die Ausweise. Dann heißt es: &bdquo;Machen sie bitte die Kamera aus. Sonst muss ich sie nehmen, weil ich das als gefährlichen Gegenstand werte, der mir ins Gesicht fliegen kann." Der Ton wird rauer. Später heißt es: &bdquo;Ich bin Polizeibeamter und deswegen machen sie jetzt genau das, was ich ihnen sage. Genau das! Ansonsten gehen sie jetzt in die Handschellen." Sat.1: &bdquo;Ein unverhältnismäßig rabiater Polizei-Einsatz" Der Vorfall wird dem Zuschauer als &bdquo;ein unverhältnismäßig rabiater Polizei-Einsatz" beschrieben. Weitere Bilder zeigen den Polizisten dabei, wie er die bereits am Boden liegende Kamera mit seinen Füßen umstößt. Der Polizeibeamte soll mit Beschlagnahmung des Drehmaterials gedroht haben sowie mit der Konfiszierung der Technik und Telefone. Die Medienvertreter verweigern die Herausgabe des Filmmaterials, werden nach Senderangaben jedoch schließlich dazu gezwungen die Dreharbeiten abzubrechen. &bdquo;Um einer Verhaftung zu entgehen", wie es heißt. Journalistin wandte sich an das Polizeipräsidium Bielefeld Noch vor Ort wird damals gegen das komplette Kamerateam ein Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedensbruch und Bedrohung eingeleitet. Später wird es eingestellt. Gegen den Polizisten der Kreispolizeibehörde Gütersloh ermittelt aktuell die Staatsanwaltschaft, nachdem sich die Journalistin in der Sache an das Polizeipräsidium Bielefeld gewandt hatte. Die Behörde ist zuständig für alle Amtsdelikte (also Straftaten, die von Amtsträgern begangen werden) in Ostwestfalen-Lippe. Dort heißt es am Mittwoch: &bdquo;Ich kann bestätigen, das gegen den Beamten der Kreispolizeibehörde Gütersloh ein Strafverfahren wegen Nötigung und anderer Straftaten eingeleitet wurde." Seit dem 21. Oktober ist die Staatsanwaltschaft zuständig Die Bielefelder Polizeisprecherin Sonja Rehmert erklärt weiter, dass nach Kontakt mit der Redakteurin aufgrund ihrer Angaben seitens der Polizei Bielefeld das Verfahren eingeleitet und mittlerweile an die Staatsanwaltschaft Bielefeld übergeben wurde. Dort ist seit dem 21. Oktober ein Ermittlungsverfahren anhängig, das sich gegen einen Amtsträger richtet, wie Staatsanwältin Claudia Bosse am Mittwoch bestätigt. Weitere Auskunft zum Stand des Verfahrens konnte jedoch nicht erteilt werden, &bdquo;da der zuständige Staatsanwalt erkrankt ist". Beschuldigter Beamte ist im Dienst Fakt ist: Der Einsatz vom 7. Juli 2020 hat für den beschuldigten Polizisten der Gütersloh Kreisbehörde ein Nachspiel. &bdquo;Gegenwärtig befindet sich der Beamte im Dienst", erklärt die Gütersloher Polizeisprecherin Katharina Felsch am Mittwoch auf Nachfrage der NW. Weitere Angaben macht die Kreispolizeibehörde jedoch aus Neutralitätsgründen nicht, da es sich beim laufenden Verfahren um das vermeintliche Delikt eines Kollegen handelt.

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