Gütersloher Textilfirma produziert Warnjacken für Kinder

Gütersloh. "Das passiert mir nie wieder", sagt Claas-Gerrit Niemöller (60) mit Nachdruck. Als er im Frühjahr 2006 mit dem Auto in der Nähe einer Schule unterwegs war, erlebte er einen Schockmoment: Plötzlich traten vor dem Auto hinter einem Baum zwei Kinder auf die Straße. "Ich bin schon langsam gefahren und trotzdem habe ich sie viel zu spät wahrgenommen", erinnert sich Niemöller. Es war früh morgens, noch dunkel und die Kinder mit ihrer dunklen Bekleidung nicht gut zu sehen. Passiert sei zum Glück nichts, aber der Schreck saß tief. Da kam dem Geschäftsführenden Gesellschafter der Firma Niemöller & Abel eine Idee: Warum nicht eine gut sichtbare Jacke speziell für Kinder entwickeln, damit sie sicherer durch den Straßenverkehr kommen? Lesen Sie auch: Neues Gütersloher Start-Up: Das steckt hinter "strassenglueck" Die Gütersloher Textilfirma Niemöller & Abel ist eigentlich auf Rettungs-, Warn- und Wetterschutzbekleidung im Erwachsenenbereich spezialisiert. "Die heutige Belieferung erfolgt für Helfer weltweit. So tragen beispielsweise Rettungskräfte in Mexiko oder das Medical Team der Formel 1 Kleidung aus Niemöller & Abel Herstellung", heißt es in der Firmenhistorie. Der polnische Produktionsstandort des Unternehmens in Kielce wird aktuell durch 160 Mitarbeiter unterstützt. Der 2017 neu errichtete Gütersloher Standort an der Nikolaus-Otto-Straße mit etwa 25 Mitarbeitern ist für die Produktentwicklung, Verwaltung, das Qualitätsmanagement und den Versand zuständig. 2006 entwickelte die Firma, die in vierter und fünfter Generation von der Familie Niemöller geführt wird, als Sonderprodukt das erste Mal eine Warnjacke für Kinder. Nachfrage führte zu Neuauflage Diese gab es allerdings nur für eine begrenzte Zeit. Leider seien bereits nach kurzer Zeit zwei wichtige Größen ausverkauft und nicht mehr auf Lager gewesen. Bei einer Fernost-Produktion sei es nicht möglich Kleinstmengen nachzubestellen, deshalb sei das Projekt nach 2006 nicht wieder neu aufgelegt worden, so die Firma. Trotzdem habe es immer wieder Nachfragen von Eltern gegeben. Zusammen beschlossen Vater Claas-Gerrit und Sohn Gerrit Friedrich Niemöller (31) in diesem Frühjahr, das alte Modell zu modernisieren. "Wir haben das Modell von damals noch einmal überarbeitet. Das Design ist etwas anders, die Passform und Ärmellänge sind besser geworden. Diesmal haben wir uns außerdem für zwei Leuchtfarben entschieden statt einer", erklärt Claas-Gerrit Niemöller. "Nighthawk Safety First" heißt das Modell. Die Jacke ist in fünf verschiedenen Kindergrößen erhältlich, die Kinder von drei bis zwölf Jahren versorgen. Sie besteht aus strapazierfähigem Oxford-Nylon und hält dank des Fleece-Innenfutters warm. Außer den Leuchtfarben sorgen reflektierende Details, wie auch das Logo und die Schriftzüge, für mehr Sichtbarkeit. Sie wird unter anderem im Lagerverkauf der Firma und auch auf der Internetseite des Unternehmens angeboten. "Wir haben alle Fahrradläden hier angeschrieben, ob sie die Jacken auch anbieten wollen. Viele Kinder fahren ja auch mit dem Fahrrad zur Schule", so Gerrit Friedrich Niemöller. Die Jacke muss erschwinglich bleiben "Es ist wichtig, dass der Preis unter 50 Euro bleibt. Eltern haben ja oft mehr als ein Kind, da kann es schnell teuer werden. Gerade wenn die Jacke auch eine gute Qualität haben soll", so Claas-Gerrit Niemöller. Kinder würden außerdem schnell aus einer Größe rauswachsen. Auch wenn es nicht der Firmenphilosophie entspreche, mussten die Kinder-Warnschutzjacken in Fernost hergestellt werden. Dennoch trage das Produkt das Oeko-Tex-Label, das sozial- und umweltverträgliche Produktionsbedingungen sowie gesundheitliche Unbedenklichkeit attestiert. Die Jacken werden in China produziert, und da explodieren bekanntlich zurzeit die Containerpreise durch die Corona-Pandemie. An dem Preis will die Firma dennoch nicht rütteln. "Wir wollen, dass die Jacke bezahlbar bleibt", sagt Claas-Gerrit Niemöller. Fürs erste wurde ein Kontingent von 3.000 Jacken bestellt. Hinter diesem Produkt steht auch die ganze Familie. Die beste Werbung sind natürlich die Enkel des Geschäftsführenden Gesellschafters,Thilo (6) und Amelie (4). "Sie mögen vor allem die Farben", sagt Mutter Tatjana. "Beim Laternenumzug waren meine Kinder am besten zu sehen. Von den Erziehern gab es dafür auch viele Komplimente", berichtet sie stolz. Im Kindergarten habe sie auch schon Flyer verteilt. Für die Werbebroschüre haben übrigens auch die Enkel gemodelt. Es sei wichtig, dass sich auch Kinder mit der Jacke wohlfühlen und identifizieren, betont Claas-Gerrit Niemöller. Enkel Thilo freut sich, dass er unter seinen Schulkameraden scheinbar einen Trend gesetzt hat, denn mehrere seiner Freunde tragen inzwischen auch eine Nighthawk-Jacke.

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