Fachleute aus der Wirtschaft sind alarmiert: "Gütersloh kaum zukunftsfähig"

Gütersloh. Diese Ergebnisse sind ziemlich überraschend und ernüchternd: Bei einer Befragung sogenannter Stakeholder, also Führungskräften heimischer Wirtschaftsunternehmen, Start-ups, Banken, Verbänden und Einrichtungen des Bildungswesens, wird dem Wirtschaftsstandort Gütersloh weit überwiegend lediglich eine niedrige Zukunfts- und Innovationsfähigkeit bescheinigt. Zugleich landete die Kreisstadt, immerhin Sitz von Weltunternehmen wie Miele oder Bertelsmann, im Ranking der innovativsten Städte der Region auf Platz 3, mit deutlichem Abstand hinter Spitzenreiter Paderborn und dem Zweitplatzierten, der Stadt Bielefeld. Hinter Gütersloh rangierten laut der subjektiven Einschätzung der Befragten die Städte Detmold, Minden und Herford. Standort in ehemaliger Kaserne Die Befragung ist Bestandteil einer Anforderungsanalyse für ein Innovationszentrum in Gütersloh, das auf dem ehemaligen Kasernengelände der Mansergh Barracks an der Verler Straße etabliert werden soll. Mit der Untersuchung hatte die Stadt das heimische Beratungsunternehmen minds & maker, Strategieberatung für digitale Transformation und Innovationsentwicklung, beauftragt. Die Ergebnisse wurden jetzt von Gründer und Geschäftsführer Stefan Mrozek sowie Marketingberaterin Lisa Planer dem Ausschuss für Digitalisierung, Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing (ADWS) vorgestellt. Demnach würden als Konsequenz aus der als gering eingeschätzten Innovationskraft des Standorts Gütersloher Unternehmen ihre Aktivitäten zum Teil an andere Orte verlegen. Als ein Beispiel wird die 2016 von der Bertelsmann-Stiftung in Bielefeld gegründete Founders Foundation genannt. Dort werden Gründer auf dem Weg zum eigenen Start-up mit Räumen, Mentoring, Coaching und weiteren Dienstleistungen unterstützt. Mieles "Digital Hub" in Amsterdam Auch Mieles im Vorjahr eröffneter &bdquo;Digital Hub" in Amsterdam wird in diesem Zusammenhang genannt. In der niederländischen Metropole werden laut der Internetseite von &bdquo;Miele X" aktuell noch reichlich Fachleute gesucht - unter anderem Wissensmanager, Datenwissenschaftler oder ein Forschungsdateningenieur. Durch die &bdquo;Rekrutierung vielfältiger und internationaler Top-Talente" solle in Amsterdam ein 100-köpfiges Team aufgebaut werden, das die digitale Marketing- und Vertriebszukunft des heimischen Hausgeräteherstellers gestaltet. Vor diesem Hintergrund kommt &bdquo;minds & maker" zu dem wenig schmeichelhaften Fazit: Der Mangel an Spezialisten am Standort Gütersloh nehme weiter zu und die Attraktivität ab. Gleichzeitig sei Gütersloh als Produktionsstandort limitiert, da keine weiteren Gewerbeflächen zur Verfügung stünden. Bedarf für eigenes Zentrum sehr hoch Benötigt Gütersloh also ein eigenes Innovationszentrum, um den Anschluss wieder herzustellen? Diese Frage ist fast durchweg bejaht worden. Der Bedarf sei "sehr hoch" oder "hoch". Zweck einer solchen Einrichtung solle die Schaffung einer Gründerkultur im Kreis Gütersloh sowie Anlaufstelle für innovative Unternehmen und Plattform für Zusammenarbeit sein und sie solle dem Informationsaustausch dienen, so die Erwartungen. Innovation lebe von Inspiration und Neugier auf Neues – das funktioniere in gesetzten Strukturen oft weniger gut, wird Dirk Krupke zitiert, Gründer und Geschäftsführer des Dienstleiters von Teut2tec in Friedrichsdorf. Und Volker Johannhörster, geschäftsführender Gesellschafter des am Langen Weg ("Gleis 13") beheimateten IT-Unternehmens p.l.i. solutions, sagt laut Präsentation: &bdquo;Das Innovationszentrum sollte eine kreisweite und innovative Strahlkraft für Gütersloh haben." Interimslösung ab nächsten Sommer Als einen von den nächsten konkreten Schritten zum Aufbau des Zentrums nennt Mrozek die Entwicklung einer Interimslösung. Schon im Sommer 2022 solle damit gestartet werden. Und es solle ein Zeichen für Umbruch und Erneuerung sein. Auf der Agenda steht außerdem die Erarbeitung von möglichen Geschäftsmodellen. Daneben soll ein Business-Plan sowie das daraus resultierende Raumkonzept erstellt werden. Auch dies wird minds & maker übernehmen. Der weitere finanzielle Aufwand beläuft sich laut Verwaltung dafür auf maximal 50.000 Euro. Es wird wie in der ersten Phase mit 65 Prozent Fördermitteln aus dem Smart-City-Programm des Bundes gerechnet.

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