Waschbären werden im Gütersloher Norden zur echten Plage

Gütersloh. Putzig sehen sie aus: die Waschbären mit ihren gestreifte Schwänzen, dem flauschigen Fell und der süßen Stupsnase. Zu spaßen ist mit ihnen aber nicht. Auf der Suche nach Essbarem dringen sie in Getreidefelder und Häuser ein und plündern die Nester von heimischen Vogelarten. Wo sie Nahrung finden, da gehen sie nicht mehr weg. Auch für die Bewohner des Hofs Osthus im Gütersloher Ortsteil Isselhorst sind sie zurzeit eher eine Plage, als ein Kuscheltier. Vor einem Monat wurden drei Waschbären auf dem Dachboden gefangen. &bdquo;Sie sind tüchtig gewesen", berichtet der Hausherr. Sie hätten Dachziegel zerstört und sich an der Dämmung zu schaffen gemacht. Hans-Peter Koch, stellvertretender Hegeringleiter von Gütersloh, weiß, mit diesem Untermieter hat man &bdquo;richtig Spaß, denn die machen ordentlich Krach". Tiere mit Kastenfalle geschnappt Der Waschbär kommt ursprünglich aus Amerika. Daher ist er eine invasive Art, die mit heimischen Tieren um Nahrung und Lebensraum konkurriert, und bejagt werden darf. Eine der wenigen Wege sie zu fangen ist die Lebendfalle, die nur von Jägern aufgestellt werden darf. Ein Köder wird in einer Kastenfalle ausgelegt, um den Waschbären einzusperren. So wurden auch die Eindringlinge am Osthus Hof geschnappt. Felle der toten Tiere werden verarbeitet Aber was passiert dann mit den Tieren? &bdquo;Geht die Falle zu, finden sie danach ihr unrühmliches Ende. Aber anders werden wir nicht Herr über das Problem", so Koch. Würden sie die Waschbären woanders aussetzen, richten sie die gleichen Schäden an anderer Stelle an. Die Felle der toten Waschbären werden verarbeitet. Der Rest landet in der Kadavertonne. &bdquo;Das Fleisch wird in der Regel nicht zum Verzehr angeboten, weil die Tiere Allesfresser sind. Das wäre zu gefährlich", sagt Stefanie Klappenbach-Riewenherm vom Naturschutzbund (NABU) Gütersloh. Das sollte Katzen- und Hundebesitzer unbedingt vermeiden In der Stadt sind Lebendfallen allerdings gefährlicher, sodass es kaum Chancen gibt, sie zu vertreiben. Stellvertretender Hegeringleiter Koch rät, die Tiere gar nicht erst in Versuchung zu führen, sich niederzulassen. &bdquo;Man sollte tunlichst vermeiden, Katzen- oder Hundefutter draußen zu platzieren. Am besten auch keine Essensreste auf den Komposthaufen werfen. Wegen ihres niedlichen Aussehens meinen einige, die Tiere füttern zu müssen. Das sollte man unter keinen Umständen tun!" Den Waschbären müsse es so schwer wie möglich gemacht werden, an Futter zu gelangen. Auch die Mülltonnen sollten nach Möglichkeit drinnen platziert werden. Die Tiere würden sie mühelos umstoßen und darin herumwühlen. Die Menschen sollten nie vergessen, dass die Kleinbären gefährlich werden können. &bdquo;Sie haben ein gewaltiges Gebiss und beißen kräftig zu", mahnt Koch. Lesen Sie auch: Vom Pelztier zum Umweltsünder - Nutrias im Kreis Gütersloh geht es an den Kragen Niemand verdrängt die Tiere, sodass sie sich ungestört fortpflanzen können Hinzu komme, dass es sehr schlaue Tiere sind. &bdquo;Ich habe bisher nur einmal gesehen, dass ein Waschbär überfahren wurde. Sie sind sehr anpassungsfähig und kommen selbst durch Klappen, die nur zehn Zentimeter groß sind. Am Tag halten sie sich meist auf Bäumen auf und sind schwer zu finden", sagt Hans-Peter Koch. In den letzten Jahren würden die Bewohner des Gütersloher Nordens immer mehr der pelzigen Eindringlinge bemerken. &bdquo;Der Waschbär ist eine invasive Art mit idealen Lebensbedingungen ohne natürliche Feinde. Sie haben keine Fressfeinde und werden dadurch nicht reguliert", so NABU-Beirätin Klappenbach-Riewenherm. Bedeutet: Niemand verdrängt die Tiere, sodass sie sich ungestört fortpflanzen können. Jedes Weibchen kann pro Jahr etwa zehn Jungtiere bekommen Und die Fortpflanzungsrate ist enorm. Jedes Weibchen kann laut stellvertretendem Hegeringleiter Koch pro Jahr etwa zehn Jungtiere bekommen. Das ergebe jedes Jahr eine Steigerung von etwa 30 Prozent. Die Fangzahlen des Gütersloher Hegerings bestätigen das. Im Jahr 2013 wurden 15 Tiere gefangen. 2018/2019 waren es bereits 63. In Gesamtdeutschland wurden 2008/2009 52.000 Waschbären gefangen und etwa zehn Jahre später 172.000. Lesen Sie auch: Haustiere in Mietwohnungen unerwünscht - Gütersloh bei neuem Ranking auf dem letzten Platz Ein echtes Problem für die heimischen Tierarten Für die heimischen Tierarten ist das ein echtes Problem, sagt Stefanie Klappenbach-Riewenherm. Denn Waschbären sind Allesfresser. In Naturschutzgebieten käme es oft vor, dass sie sich von den Eiern und Jungtieren von Bodenbrütern und Wildhasen ernähren. Das sei besonders für bedrohte Tiere, wie seltene Entenarten, gefährlich. Mais und andere Getreidearten stehen ebenfalls auf ihrem Speiseplan. Das führe oft dazu, dass große Getreideflächen beschädigt werden. &bdquo;Vertreiben werden wir die Waschbären wohl nicht mehr. Wir können nur versuchen die Population stabil zu halten, aber ich glaube selbst das wird uns kaum gelingen, wir werden mit ihm leben müssen", so Koch. Auf dem Dachboden des Osthus Hofs ist fürs erste jedenfalls wieder Ruhe eingekehrt.

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