Viel Engagement, viel Geld: Nur Ausgewählte dürfen bei diesem Club mitmachen

Frau Tschöpe, Sie haben das Amt der Präsidentin an Leonie von Keudell weitergegeben. Und bereits jetzt steht fest, dass Katja Siekmann-Marcinkowski im Anschluss übernimmt. Ist die Reihenfolge der Clubpräsidentschaft schon auf Jahre im Voraus festgelegt? Tschöpe: Festgelegt ist nur, dass sie einmal jährlich wechselt. Siekmann-Marcinowski: Jede Präsidentin darf frei ihre Nachfolge nominieren, ebenso ihren Vorstand. Im Club wird dann anschließend über diese Nominierung abgestimmt. Darf man auch wiederholt die Präsidentschaft annehmen oder ist das verpönt? Von Keudell: Wir sind in Gütersloh 51 Inner Wheelerinnen, da gibt es zum Glück eine Auswahl an Freundinnen. Aber man darf durchaus mehrmals Präsidentin werden. Die Größe des Gütersloher Inner Wheel Clubs (IWC) gilt als üppig. Warum haben Sie so viele Mitglieder? Tschöpe: Ich glaube, das ist die Dynamik des Clubs. Der Club ist noch nicht so alt, hatte schnell 20 Mitglieder und viele Ideen, wen wir noch aufnehmen können. Wir treffen uns nicht wie die Rotarier einmal die Woche, sondern einmal im Monat. In dieser Zeitspanne 50 Freundinnen kennenzulernen, ist schon eine Aufgabe. Traditionell gibt es eine Verbindung zum Rotary Club. Daraus ist Inner Wheel vor knapp 100 Jahren entstanden. Hier die Frauen, dort die Ehemänner. Würden Sie sagen, dass der Gütersloher IWC so groß ist, weil die Rotarier so stark besetzt sind? Tschöpe: Auch. Aber wir haben früh begonnen, Frauen anzusprechen, die keine Verbindung dorthin haben. Und unsere Altersstruktur ist so gemischt, dass niemand das Gefühl haben muss, dass er von dieser Seite aus nicht in den Club passen würde. Siekmann-Marcinowski: Es ist ein sehr dynamisch arbeitender Club. Wir sind mit unseren Projekten in der Öffentlichkeit präsent. Dies spricht viele Interessierte an. Ein Club, der nur aus Damen besteht, könnte auch anstrengend sein, oder? Von Keudell: Es gibt keinen Zickenkrieg (lacht). Es ist einfach ein nettes Miteinander. Inner Wheel hat sich zum Motto gemacht, Freundschaft, soziales Engagement und internationale Verständigung zu pflegen. Das leben wir. Frau Tschöpe, Sie hatten jetzt die Besonderheit in Ihrer Präsidentschaft, dass Sie einen Club in Pandemiezeiten führen mussten. Wie war das für Sie? Tschöpe: Wir mussten uns von allen liebgewonnenen Routinen verabschieden: Kein Literaturtheater, kein Bücher & Benefiz und vieles andere. Wir mussten uns mit den Benefiz- und Sponsoringprojekten total neu erfinden. Wir konnten aber gut in der Kommunikation bleiben und haben versucht, etwas Neues zu zaubern. Das hat in Summe gut geklappt. Und wir haben gelernt, Zoom-Formate wertig zu füllen. Von Keudell: Bis hin zum Reanimationskurs im Zoom-Meeting, das hat super geklappt. Sie treffen sich an jedem dritten Dienstag im Monat. Normalerweise im Parkhotel Gütersloh und in den letzten Monaten online. Gibt es eine Präsenzpflicht wie beim Rotary- oder Lions Club. Von Keudell: Nein. Kennen sich die Clubs in Gütersloh untereinander? Siekmann-Marcinowski: Ja, wir haben Kontakte zu anderen Clubs wie etwa den Soroptimisten und wir tauschen uns mit dem IWC in Rheda-Wiedenbrück aus. Und seit 2018 haben wir einen Partnerclub in Leipzig, mit dem wir einen regen und freundschaftlichen Austausch pflegen. Von Keudell: Wir sind zwar in unterschiedlichen Clubs, aber wir verstehen uns alle mit der Idee des sozialen Engagements. Bei unseren Veranstaltungen gehen immer Einladungen an die Präsidentinnen der anderen Clubs. Und umgekehrt. »Der Club entscheidet gemeinsam über die Aufnahme einer neuen Freundin« Gibt es Doppelmitgliedschaften oder ist das nicht gerne gesehen? Tschöpe: Die gibt es. Das ist erprobt und unproblematisch. Ein Mitgliedsformular gibt es nicht. Wie also kommt man rein in den Club? Tschöpe: In der Regel läuft es über eine Person, die Mitglied im IWC ist. Der Name wird dem Vorstand vorgetragen und man wird eingeladen und darf mehrmals teilnehmen. Siekmann-Marcinowski: Der Club entscheidet dann über die Aufnahme. Wenn man dagegen ist, darf man das äußern. Wer einen triftigen Grund hat, sollte ihn nennen. Tschöpe: Wer einen Bezug zu den Rotariern hat, über den Ehemann oder andere, der konnte ohne Club-Entscheidung rein. Wir haben uns auf internationaler Ebene dafür ausgesprochen, das zu ändern. Jede muss vom Club gewählt werden. Haben Sie schon mal jemanden abgelehnt? Siekmann-Marcinowski: Wir nicht. Männer sind aber tabu im IWC, oder? Von Keudell: Wir haben das mal heiß diskutiert nach dem Motto &bdquo;Was machen wir eigentlich, wenn". Aber das Thema gibt es im Moment eigentlich nicht. Tschöpe: Es darf kein Stillstand sein. Jeder rotarische Club, der heute neu gegründet wird, muss Frauen aufnehmen. Siekmann-Marcinowski: Der Rotary Club Gütersloh-Verl nimmt auch Frauen auf. Und es gab auch schon Präsidentinnen. Welche Voraussetzungen muss man für eine Mitgliedschaft mitbringen? Von Keudell: Die Person muss mitmachen, muss Kontakt haben wollen. Es ist ja nicht nur ein gesellschaftliches Beisammensein. Ideen einbringen ist gewünscht. Engagement zeigen. Es geht darum, auf eine gute Art und Weise Spenden zu erwirtschaften. Tchöpe: Es ist dieses &bdquo;hands on", das uns verbindet. Vielleicht typisch für uns Frauen, dass wir im Inner Wheel Club zupacken und nicht nur spenden. Ein gutes Beispiel ist &bdquo;Sprache verbindet". Dies Projekt mit Patenschaften von Schülern, die zu Integrationszwecken in die Familien von Migrantenkindern gehen. Hier geht es nicht nur ums Geld-Geben, sondern um stete Begleitung von Kindern. Golfturnier, Bridge-Abend, Bücher & Benefiz, Literaturtheater. Über solche Veranstaltungen sammeln Sie Geld, das Sie wiederum in soziale Projekte geben. Über welche Summen reden wir? Von Keudell: Dieses Jahr haben wir fast 18.000 Euro ausgeschüttet. Das Jahr davor waren es 22.600 Euro. Tschöpe: Die letzten zehn Jahre haben wir etwa 150.000 Euro gespendet. Trotz Pandemie konnten wir alle Anträge, die an uns gerichtet wurden – und Kinder und Frauen zum Schwerpunkt haben – erfüllen. Haben Sie sich für Ihre Präsidentschaft etwas Besonderes vorgenommen? Von Keudell: Zunächst freue ich mich, wenn wir uns endlich wieder in Präsenz treffen dürfen. Hochmotiviert werden wir laufende Projekte weiterbetreiben und Neues angehen. Und natürlich hoffe ich, dass wir in der Gütersloher Öffentlichkeit nicht in Vergessenheit geraten sind und wirklich wieder präsent werden – beim Weihnachtsmarkt zum Beispiel. Aber ich habe immer auch ein Parallelprogramm für Zoom-Meetings ausgearbeitet. Es hilft ja nichts. Wenn man einmal &bdquo;Freundin" ist, dann bleibt man für alle Zeit im Club? Von Keudell: Im Prinzip bleibt man. Unsere älteste Freundin ist über 90. Siekmann-Marcinowski: Es sei denn, man zieht um. Für mich selbst war das sehr hilfreich, dass ich erst in Ratingen im IWC war und hier schnell Anschluss in Gütersloh gefunden habe. Ist Gütersloh ein gutes Pflaster, um Spendenprojekte wie die des IWC umsetzen zu können? Von Keudell: Ja, wir haben immer sehr viel Unterstützung erfahren und wir pflegen Netzwerke. Tschöpe: Ich möchte ergänzen, dass die neue Distrikt-Präsidentin des IWC aus Gütersloh kommt. Gabriele Hiltl lenkt die Aktivitäten in einem Distrikt mit 27 Clubs. Gibt es ein Herzensprojekt? Tschöpe: Natürlich ist unser Herzensprojekt &bdquo;Sprache verbindet", das wir schon seit zwölf Jahren betreiben. Schön war aber auch aktuell &bdquo;Wir bringen euch in Bewegung". Alle vier Rotarier Clubs und die beiden IWC aus dem ganzen Kreis Gütersloh haben sich im Februar zusammengeschlossen und vereinbart, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Wir haben einen Wettbewerb für Sportvereine ausgelobt, der in diesen Tagen zu Ende gegangen ist mit fünf Siegern und zwei Sonderpreisen. Gefragt waren neue Konzepte, um den Verein zukunftsfähig zu machen. Wir hatten 63 Bewerbungen und tolle Konzeptideen. Dieses gemeinsame Projekt haben wir als so gut empfunden, dass die Clubs untereinander in Kontakt bleiben wollen.

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