Wird Kirschlorbeer verboten? Stadt im Kreis Gütersloh wagt Vorstoß

Gütersloh. &bdquo;Wer Kirschlorbeerhecken pflanzt, begeht ein Verbrechen an der Natur. "Diese drastische Aussage stammt von Sönke Hofmann, Geschäftsführer des Naturschutzbundes (NABU) in Bremen. Selbst eine Betonmauer sei ökologisch wertvoller – auf der würden mit der Zeit wenigstens Flechten und Moose wachsen. Der NABU warnt seit Jahren vor der &bdquo;hochgiftigen, ökologischen Pest". Dennoch ziert die immergrüne Pflanze mit den festen Blättern gerade in Neubaugebieten die Gartenbegrenzungen – auch im Kreis Gütersloh. &bdquo;Der ökologische Wert von Kirschlorbeer ist gleich null", bestätigt Landschaftsarchitektin Daniela Toman, Vorsitzende des Förderkreises Stadtpark – Botanischer Garten Gütersloh. Außerdem sei die vermeintlich anspruchslose, immergrüne Pflanze, die schnellwachsenden Sichtschutz bietet, hochgiftig. In Essen gibt's bereits ein Verbot Der Stadtverband der Essener Kleingärtnervereine hat verfügt, dass Kirschlorbeer nicht mehr angepflanzt werden darf. 8.500 Kleingärten sind von diesem Verbot betroffen. Eine bemerkenswerte Entscheidung, findet Toman. &bdquo;Ich persönlich halte nicht viel von Verboten", sagt die Landschaftsgärtnerin. Sie setze da mehr auf Aufklärung und Überzeugung. Mit ihren Vorträgen möchte sie beispielsweise Menschen für naturnahe Gärten begeistern. Statt des Kirschlorbeers empfiehlt sie als Sichtschutz heimische Gehölze – Weißdorn, Schlehe oder Haselnuss. Auch die Eibe sei immergrün - allerdings ist auch sie giftig. "Die Menschen haben kein Gartenwissen mehr" &bdquo;Die Menschen haben kein Gartenwissen mehr", sagt Gisela Kuhlmann vom Bereich Umweltschutz der Stadt Gütersloh. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Beate Gahlmann berät sie Gütersloher, wie sie ihren Garten naturnaher gestalten können, verschickt Pflanzlisten, verschenkt Blühsamen. Das Anpflanzen des Kirschlorbeers sei häufig gar kein böser Wille, sondern der Wunsch nach einer vermeintlich pflegeleichten grünen Hecke. Die Umweltberaterinnen wollen aufklären. &bdquo;Wir versuchen, passende Konzepte zu finden", so Kuhlmann. Und ein einzelner Kirschlorbeer sei auch nicht das Problem, wenn der Garten darüber hinaus Angebote für Insekten, Bienen und Vögel bieten kann, meinen die Expertinnen. Lesen Sie auch: Gärten des Grauens? Politik macht klare Vorschriften zu Schottergärten Rhododendron, Forsythie und Thuja sind ebenfalls problematisch Es gibt aber auch noch mehr Pflanzen, die aus Sicht von Naturschützern im Garten problematisch sind, weil sie heimische Arten verdrängen. Der im Frühjahr schön blühende Rhododendron gehört dazu, dessen Blätter sich - wie beim Kirschlorbeer – im Kompost nicht zersetzen. Die heimischen Insekten können mit den Blüten der exotischen Pflanzen nichts anfangen. Ebenso die Forsythie, die im Frühjahr gelb leuchtet. Für den Menschen schön anzusehen, für Insekten ein Totalausfall. &bdquo;Der ökologische Wert ist auch hier gleich null", sagt Daniela Toman. Nicht besser sieht es bei Thuja und Bambus aus. Und auch der Schmetterlingsflieder aus China, der im Sommer mit seinen Blüten massenweise Schmetterlinge anzieht, ist kein ökologisches Highlight. &bdquo;Die Raupen der Schmetterlinge leben da nicht drauf", gibt Toman zu bedenken. Und ohne Raupen keine Schmetterlinge. In der Schweiz sei das Anpflanzen des Schmetterlingsflieders sogar verboten, weiß sie. Er gilt als invasive Art, der droht, heimische Pflanzen zu verdrängen. Weg von den Schottergärten? Doch die öffentliche Diskussion um Insektensterben und Blühstreifen erreicht auch Gartenbesitzer. Sie nutzen die Angebote, die Kommunen und auch der Kreis bieten. &bdquo;Aber die mit dem Rollrasen und der Kirschlorbeerhecke rundherum rufen bei uns auch nicht an", weiß Claudia Quirini-Jürgens. Sie leitet das mit Landesmitteln geförderte Projekt &bdquo;Artenreiche Lebensräume" im Kreis, das dem Artensterben der Tier- und Pflanzenwelt entgegenwirken soll. Sie berät Kommunen und Landwirte für die Wiederherstellung und den Erhalt von Naturräumen. Lesen Sie auch: Warum Forscher plötzlich auf Gütersloh aufmerksam wurden Und sie unterstützt auch Privatpersonen, die in ihrem Garten eine Blühfläche anlegen wollen. Außerdem sollen Landschaftsgärtner motiviert werden, als Garten-Botschafter in Sachen Artenvielfalt zu beraten. &bdquo;Das Ziel ist es, die Menschen weg von den Schottergärten zu bekommen", sagt Qurini-Jürgens. Ein Verbot dieser Art der Gartengestaltung sei bereits in ganz vielen Kommunen diskutiert worden. &bdquo;Aber ohne Kontrollen macht so ein Verbot keinen Sinn", weiß Quirini-Jürgens. Stadt Langenberg verbietet Schottergärten und Kirschlorbeer Einen Vorstoß gegen Schotter und Kirschlorbeer hat aktuell die Stadt Langenberg gemacht. In ihrem neu aufgestellten Bebauungsplan &bdquo;Erweiterung Östliche Mühlenstraße" verbietet sie Steingärten und Schotterbeete und schreibt auch für die Einfriedung der Grundstücke &bdquo;heimische, standortgerechte Laubholzschnitthecken" oder &bdquo;naturnahe, freiwachsende Sträucher" vor. &bdquo;Da stehen hier alle hinter", sagte Dirk Vogt, Fachbereichsleiter Bauen und Finanzen, nachdem der Bauausschuss das vor knapp zwei Wochen so beschlossen hat.

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