Weiter Homeoffice, ja oder nein? Was in Gütersloh nach der Pflicht bleibt

Gütersloh. In weniger als zwei Wochen läuft die pandemiebedingte Homeoffice-Pflicht aus. Über eine Nachfolgeregelung ist sich die Politik noch uneinig - während die SPD sich eine Verlängerung der Homeoffice-Pflicht vorstellen kann, wünscht sich die Union die Rückkehr in die Büros. Gespaltene Meinungen zur Heimarbeit gibt es auch unter Güterslohern. Gibt es bis zum 1.Juli keine Einigung der Politik, entfällt die rechtliche Vorgabe, von wo in der Pandemie gearbeitet wird. Unternehmen dürfen wieder selbst entscheiden, ob ihre Mitarbeiter in der Heimarbeit bleiben oder ins Büro zurückkehren sollen. Laut Anke Unger, Regionsgeschäftsführerin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), werden einige Unternehmen künftig Regelungen für das Arbeiten im Homeoffice, aber auch für das Mobile Arbeiten schaffen. "Viele Betriebe wünschen sich ein flexibles Modell, das ihren Mitarbeitern an bestimmten Tagen in der Woche das dezentrale Arbeiten ermöglicht." Dieser Wunsch ist nicht zuletzt auch ein Rückschluss aus den positiven Erfahrungen der Pandemie. "Vor der Pandemie bestand schon Interesse seitens der Mitarbeiter an einem flexibleren Arbeitsmodell. Damals haben sich viele Arbeitgeber noch mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Das ist heute anders. Es wurde erkannt, dass es durchaus Vorteile hat und in den meisten Fällen gut funktioniert." Eine Entscheidungsfrage: Homeoffice oder Mobiles Arbeiten? Die DGB befinde sich momentan in tarifpolitischen Verhandlungen. Neben klaren Regelungen zum Arbeitsschutz, spielen auch die Zeiterfassung und die Ausstattung eine wichtige Rolle, erklärt Unger. Besonders wichtig dafür sei die Differenzierung von Homeoffice und Mobilen Arbeiten. "Bei einer Homeoffice-Regelung ist der Arbeitgeber verpflichtet, seine Mitarbeiter vollständig auszustatten. Das geht von der Hardware bis zum ergonomischen Stuhl. Beim Mobilen Arbeiten ist das etwas individueller lösbar." Insgesamt seien noch einige Fragen offen, bei denen die DGB auch auf baldige politische Richtungsweisungen hoffe. Albrecht Pförtner, Geschäftsführer des lokalen Wirtschaftsförderers "ProWi GT" spricht sich gegen starre Strukturen aus. "Ich plädiere für die flexible Anpassung der Regelungen für Homeoffice und Mobiles Arbeiten, die den Bedürfnissen der Mitarbeiter sowie auch denen des Unternehmens gerecht wird." Pförtner sei kein Anhänger einer Pflicht, er tendiere viel mehr zu einer fakultativen Lösung. "Das Homeoffice und das Mobile Arbeiten wurde sowohl im positiven als auch im negativen Sinne entzaubert. Mitarbeiter haben gelernt, dass es auch durchaus anspruchsvoll sein kann. Und Arbeitgeber haben gelernt, dass dezentrales Arbeiten gut funktionieren kann." Für welches Modell sich Unternehmen letztlich entscheiden, sei wohl ein Zusammenspiel aus Erfahrungen und Möglichkeiten - wichtig sei nur, dass die Entscheidung beide Parteien befriedige. Trend geht offensichtlich zur Beibehaltung des dezentralen Arbeitens Die ProWi selbst werde das dezentrale Arbeitsplatzmodell individuell weiterführen. "Wir werden das Arbeiten außerhalb des Büros immer dann ermöglichen, wenn es nötig ist oder vom Mitarbeiter begründet bevorzugt wird", sagt Pförtner. Auch bei Miele haben positive Erfahrungen mit dem dezentralen Arbeitsmodell Früchte getragen. "Natürlich hat das Homeoffice auch viele Herausforderungen in der Organisation mit sich gebracht. Jedoch ändert dies nichts daran, dass sich die in der Pandemie praktizierte Flexibibilität bewährt hat", sagt Pressesprecher Carsten Prudent. Aus diesem Grund wolle Miele diese dauerhaft erhalten. "Es wird eine dauerhafte Regelung zum Mobilen Arbeiten geben. Alle Beschäftigten, für die es in Frage kommt, sollen einen Teil ihrer Arbeitszeit mobil erbringen können. Die Gespräche mit dem Betriebsrat über eine Betriebsvereinbarung sind schon weit fortgeschritten." Mobiles Arbeiten an zwei Tagen in der Woche Mieles Betriebsratsmitglied Bernd Schreiber bezeichnet die Pandemie als "Beschleuniger der neuen Arbeitsformen". Bereits seit 2017 sei der Betriebsrat interessiert an einer Regelung für flexible Arbeitsmodelle und hatte sogar ein Pilotprojekt geplant. Durch die Pandemie habe sich das Projekt erübrigt. "Anhand einer Mitarbeiterbefragung konnten wir feststellen, dass einige Mitarbeiter mit den Arbeitsbedingungen gut klarkommen", erklärt Schreiber. Durch die Resonanz habe die Verhandlung Fahrt aufgenommen. "Das Ziel ist es, mit dem Auslaufen der pandemiebedingten Betriebsvereinbarung eine klare Regelung für das Mobile Arbeiten zu schaffen. Es sollen durchschnittlich zwei Tage in der Woche mobil gearbeitet werden." Eine Regelung zu Homeoffice-Bedingungen sei ebenfalls in Planung. Während bei Miele bereits klare Regelungen besprochen werden, wartet Bertelsmann noch mit einer offiziellen Vereinbarung. "Wir möchten zunächst die Entscheidungen des Bundes abwarten", sagt Pressesprecher Jan Hölkemann.

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