Schwimmvereinen im Kreis Gütersloh gehen wegen Corona die Mitglieder aus

Kreis Gütersloh. Die Bäder geschlossen, kein Training, keine Wettkämpfe, aber auch kein Schwimmunterricht. Die Corona-Pandemie hat den Schwimmsport und seine Vereine hart getroffen. &bdquo;Wir sitzen schon seit über einem Jahr auf dem Trockenen und warten sehnsüchtig darauf, dass wir endlich wieder loslegen können", sagt Peter Offers. Der Vorsitzende des Gütersloher Schwimmvereins hofft, dass es jetzt mit dem Impfen weiter vorangeht und der Trend zur sinkenden Inzidenz anhält. &bdquo;Vielleicht können Welle und Nordbad in Gütersloh unter Einhaltung der bewährten Hygienekonzepte schon bald öffnen und es kommt wieder Leben in den Verein." Wie viele Wettkampfschwimmer dann ins Training zurückkehren und wie lange es dauern wird, um wieder ein schlagkräftiges Team aufzubauen, ist für Offers &bdquo;eine spannende Frage". Wie es gelingen soll, die ausgefallenen Schwimmkurse nachzuholen, sei ein ganz anderes, vielleicht sogar noch dringenderes Problem. Schließlich sei es durchaus lebenswichtig, Schwimmen zu können. &bdquo;Wir haben jetzt eineinhalb Jahre lang keinen Anfängerkurs mehr durchführen können. Deshalb haben allein bei uns bestimmt 120 Kinder das Schwimmen nicht gelernt", rechnet der GSV-Chef vor. Verlorener Ausbildungsjahrgang in Harsewinkel &bdquo;Unsere Kurse und die der DLRG sowie der privaten Anbieter zusammengezählt, das macht mindestens 200 Kinder, die in Harsewinkel nicht ausgebildet werden konnten – wenn nicht sogar mehr", schätzt Agnes Rischer. Die Vorsitzende der TSG-Schwimmabteilung spricht von &bdquo;einem verlorenen Ausbildungsjahrgang". Diese Einschätzung gelte umso mehr, als die Kurse nicht ohne Weiteres nachgeholt werden können. Zumindest fehlen ihrem Verein dafür neben der Wasserfläche auch das erforderliche Personal, denn gute Schwimmlehrer seien rar. Lesen Sie auch: Schwimmverein und DLRG in Sorge: Kinder können nicht schwimmen lernen Dieses Argument greift Uwe Thost, der beim SSC 90 Schloß Holte-Stukenbrock wieder das Amt des 1. Vorsitzenden übernommen hat, sofort auf. &bdquo;Wir haben aktuell 180 Kinder auf der Warteliste für unsere Schwimmkurse." Die seien zwar aus dem Verein ausgelagert. &bdquo;Sie sind aber trotzdem die Grundlage dafür, dass wir den nötigen Nachwuchs bekommen." Diese Liste abzuarbeiten, sei schwierig, solange die Corona-Schutzverordnung vorschreibt, dass Schwimmunterricht nur in Kleingruppen mit bis zu fünf Kindern erteilt werden darf. Wichtig ist für den SSC 90 aber zunächst einmal, dass die schon gut ein Jahr währenden Bauarbeiten am Holter Hallenbad abgeschlossen werden. &bdquo;Es ist höchste Zeit, dass wir endlich wieder ins Wasser dürfen", sagt Uwe Thost. Die Mitglieder durch Onlineangebot von Spinning- oder Gymnastiktraining in Bewegung zu halten, sei für einen Schwimmverein nicht beglückend. Keine neuen Mitglieder aus Kursen nachgerückt Ausgefallener Schwimmunterricht ist für Elmar Bettentrup ein Problem, aber keines, das den Wiedenbrücker TV direkt beschäftigt. &bdquo;Für die Schwimmausbildung bis hin zum Erwerb des Seepferdabzeichens sind in Rheda-Wiedenbrück die DLRG und die städtischen Schwimmmeister zuständig." Allerdings rücken schon seit über einem Jahr keine Kinder mehr in die von ihm geleitete WTV-Abteilung nach. Bettentrup berichtet von einem Rückgang der Mitgliederzahl und ist froh, dass der trotz der langen Pause &bdquo;moderat und nicht dramatisch" ausfällt. Dass die Mitglieder ihren Vereinen zunächst relativ treu blieben, erfreut auch die Kollegen. Allerdings bestätigen sie eine Besonderheit. &bdquo;Wir haben in der Corona-Zwangspause die typischen Abmeldungen von jungen Schwimmern verzeichnet, die sich sportlich, schulisch oder beruflich neu orientieren", sagt der GSV-Vorsitzende. Anders als in normalen Jahren seien aber keine neuen Mitglieder aus den Kursen nachgerückt. &bdquo;Unterm Strich werden wir wohl ein Minus von 50 bis 60 Mitgliedern gegenüber den knapp 700 von Anfang 2020 haben", so Offers. Große Verantwortung liegt bei den Eltern Um gegenzusteuern, würde sein Verein gerne besondere Aktionen, aber auch zusätzliche Anfängerkurse anbieten, sobald die Bäder wieder zur Verfügung stehen. &bdquo;Es geht uns nicht nur darum, unsere Mitgliederzahl zu halten. Es geht vor allem darum, Sicherheit im Wasser zu vermitteln und Badeunfälle zu vermeiden. Jedes Kind sollte schwimmen können, aber je weniger es lernen, umso mehr Verantwortung liegt gerade demnächst in den Urlaubsmonaten bei den Eltern." Während die Kollegen gespannt auf die Folgen für den Wettkampfsport sind, gibt sich Agnes Rischer diesbezüglich entspannt: &bdquo;Unsere Leute sind vorwiegend breitensportlich interessiert." Für sie hat aber auch der gesundheitliche Aspekt einen hohen Stellenwert. Viele Menschen, gerade ältere oder solche mit Vorschädigungen, könnten im Wasser am einfachsten und effektivsten Sport treiben. Westdeutscher Schwimmverband verliert 8,36 Prozent seiner Mitglieder 18.502 Mitglieder weniger hat der Westdeutsche Schwimmverband mit Stichtag 1. Januar 2021 in seinen Vereinen gezählt. Das bedeutet einen Rückgang gegenüber der Zeit vor Corona um 8,36 Prozent. &bdquo;Zwar liegen wir damit unter dem befürchteten Worst-Case-Szenario von zehn Prozent, aber diese Zahl ist dennoch ernüchternd", sagt Claudia Heckmann. Die Verbandspräsidentin besorgt vor allem, dass der Großteil des Einbruchs bei Kindern unter zehn Jahren festzustellen ist. &bdquo;12.918 Kinder weniger können schwimmen", hat sich ausgerechnet. Hauptgrund für die Entwicklung sei die schwierige Situation bei der Schwimmausbildung wegen der 2020 nur eingeschränkt geöffneten Bäder. Einer gleich gebliebenen Anzahl an Austritten ständen geringere Zahlen bei den Eintritten gegenüber. Den Vereinen fehlten jedoch nicht nur die Mitglieder, sondern auch die Einnahmen aus den ausgefallenen Kursen. Zwar sei sie zuversichtlich, dass sich dieSituation nach der Wiederaufnahme des Schwimmbetriebes zumindest mittelfristig wieder verbessern werde, so Heckmann. Aber es bleibe abzuwarten, wie schnell die Schwimmvereine ihre alte Leistungsfähigkeit wieder erreichen würden. Immerhin müsse mit mindestens 25.000 Nichtschwimmern mehr als in den Vorjahren gerechnet werden, und selbst damals hätte es schon lange Wartelisten für die Ausbildungskurse gegeben.

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