Rote Ampeln, Blitzer und Co.: Was dürfen Rettungswagen im Einsatz?

Kreis Gütersloh. Wer im Rettungsdienst arbeitet, der lebt gefährlich: Einsatzkräfte sind viel und vor allem oft sehr schnell im Straßenverkehr unterwegs. Eine Studie der Ludwig-Maximilian-Universität München von 2018 hat herausgefunden, dass das Unfallrisiko bei Fahrten mit Sonderrechten 17-mal höher liegt. Auch im Kreis Gütersloh kam es in den vergangenen Jahren immer mal wieder zu Unfällen mit Einsatzfahrzeugen. So prallte Anfang vergangenen Jahres etwa ein Rettungswagen in Rheda-Wiedenbrück mit einem VW-Caddy zusammen - vier Personen wurden damals verletzt. Erst kürzlich lief ein dreijähriges Kind in Gütersloh vor einen Notarztwagen. Wie werden Rettungsdienstler und Co. auf diese extrem anspruchsvollen und risikoreichen Fahrten vorbereitet und was ist während eines Einsatzes im Straßenverkehr überhaupt erlaubt? Andras Pollmeier, Abteilungsleiter Rettungsdienst bei der Stadt Gütersloh, klärt auf. Nicht einfach über eine rote Ampel fahren Einsatzfahrzeuge zum Beispiel des Rettungsdienstes dürfen gemäß Straßenverkehrsordnung Sonder- und Wegerechte in Anspruch nehmen: zur Rettung von Menschenleben und zur Abwendung schwerer gesundheitlicher Schäden. Blaulicht und Martinshorn dienen dazu, den anderen Verkehrsteilnehmern die Nutzung dieser Sonderrechte anzuzeigen - sie werden auf diese Art und Weise gewarnt. Gleichzeitig wird angezeigt, dass das betreffende Fahrzeug von den Sonderrechten Gebrauch macht und entsprechend nicht an die Einhaltung der Verkehrsregeln gebunden ist. "Wenn sich Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht und Sirene nähern, heißt es für die anderen Verkehrsteilnehmer immer, dass sie Platz zu machen haben. Zum Beispiel durch das Bilden einer Rettungsgasse beziehungsweise durch Rechtsranfahren. Pollmeier: "Der Einsatz von Blaulicht und Martinshorn muss aber immer verhältnismäßig sein. Der Fahrer eines Fahrzeugs muss sich etwa vor der Fahrt über eine rote Ampel davon zu überzeugen, dass die anderen Verkehrsteilnehmer seine Absicht zur Kenntnis genommen haben." Lesen Sie auch: Rettungsdienst rückt mehrfach wegen Corona aus Was passiert, wenn Einsatzfahrzeuge geblitzt werden? Über die Einsatzleitstelle ist laut Andreas Pollmeier immer dokumentiert, dass es sich um eine Alarmfahrt handelt. Wenn ein Einsatzfahrzeug während einer Alarmfahrt zum Beispiel geblitzt werde und später ein Bußgeldbescheid eintreffe, werde die Fahrt geprüft und der Bußgeldstelle mitgeteilt, dass es sich eben um eine Alarmfahrt unter Inanspruchnahme der oben erwähnten Sonderrechte gehandelt hat. Automatikgetriebe für volle Konzentration auf den Verkehr Neue Fahrer werden immer langsam und sukzessive an die Tätigkeit als Fahrer eines Einsatzfahrzeugs herangeführt, so Pollmeier. Sie lernen dabei die Abmessungen des Einsatzfahrzeugs kennen und einzuschätzen. "Anfänglich übernehmen sie erstmal Übungsfahrten, Leerfahrten oder auch Rückfahrten vom Krankenhaus. Neu eingesetzte Fahrer sind aber immer mit einem erfahrenen Kollegen unterwegs, der bei Bedarf Hilfe und Anleitung geben kann." Alle Fahrzeuge im Rettungsdienst seien mit Automatikgetriebe ausgestattet, wodurch sich die Fahrer voll auf den Verkehr konzentrieren können. Fahrsicherheitstraining für alle im Vorfeld Alle Fahrer absolvieren laut Pollmeier außerdem im Vorfeld ein Fahrsicherheitstraining - ein Ganztageskurs, der mit den gleichen Fahrzeugen absolviert wird, die dann auch später im Einsatz gefahren werden. Dabei werden Slalomfahrt, Kurven- und Kreisbahnfahrten sowie Brems- und Ausweichmanöver geübt. Auch Fahrten auf vereisten oder rutschigen Straßen werden geprobt. "Ziel ist, dass das Verhalten des Einsatzfahrzeugs in Grenzsituationen real kennengelernt werden kann", sagt Pollmeier, "die Einsatzfahrzeuge sind größer als Privatfahrzeuge. Bei Alarmfahrten sind die Reaktionen der anderen Verkehrsteilnehmer abzuschätzen." Solche Trainingseinheiten würden in der Regel alle drei Jahre wiederholt. Lesen Sie auch: Höhere Sicherheit und mehr Blaulicht - das kann der neue Gütersloher Rettungswagen Neues Kamera-System beseitigt toten Winkel Pollmeier weist zudem daraufhin, dass die neue Generation von Rettungswagen mit dem &bdquo;Backeye 360"-System von Brigade ausgestattet ist. Das beseitige den toten Winkel und verbessere damit die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. "Das System erzeugt eine umfassende Ansicht der Fahrzeug-Umgebung in einem einzigen Monitorbild, das dem Fahrer auf dem Armaturenbrett dargestellt wird. Durch dieses System wird die Gefahr von Kollisionen mit Personen und Objekten erheblich reduziert."

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