Kann Elvan Korkmaz-Emre in Berlin ihre Koffer packen?

Kreis Gütersloh. Im nächsten Bundestag ist die SPD im Kreis Gütersloh vermutlich nicht mehr vertreten. Die aktuelle Abgeordnete Elvan Korkmaz-Emre wurde im Vergleich zu 2017 auf der Landesliste der NRW-SPD für die Bundestagswahl geradezu durchgereicht: von Platz 16 vor vier Jahren nun auf Platz 34. Und selbst 2017, mit der deutlich besseren Ausgangsposition, hat es für die heute 35-Jährige nur haarscharf und nach Stunden bangen Wartens für den Einzug in den Bundestag gereicht. So könnte die Bundestagskarriere der jungen Mutter also schon nach nur einer Wahlperiode wieder zu Ende sein. Denn dass Korkmaz-Emre im September Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus das Direktmandat im Wahlkreis 131 abnehmen könnte, gilt trotz der Turbulenzen bei der CDU als unrealistisch. Sie sei nicht frustriert, sagt Korkmaz-Emre auf Anfrage. &bdquo;Im Gegenteil: Ich gehe mit viel Herzblut und Entschlossenheit gemeinsam mit meiner Partei in den Wahlkampf hier. Ich werde mich voll reinhängen, so wie es die Menschen hier im Kreis Gütersloh von mir kennen. Denn ich bin überzeugt, dass der Kreis Gütersloh eine starke sozialdemokratische Stimme in Berlin braucht." Bis September werde sich noch viel tun, da sei sie sicher. Schlechtere Platzierung hat sich abgezeichnet Der Chef der Kreis-SPD, Thorsten Klute, zeigt sich hingegen enttäuscht. &bdquo;Ein paar Plätze weiter nach oben auf der Landesliste hätte es für Elvan schon gehen können. Aber es ist wie es ist." Die wenig aussichtsreiche Platzierung für die Gütersloherin hatte sich bereits vor vier Wochen auf der Regionalkonferenz der SPD abgezeichnet. Dort kam Korkmaz-Emre lediglich auf Platz vier. Als sichere Fahrkarte nach Berlin galten bisher lediglich die ersten beiden Plätze. Zur Erinnerung: Vor vier Jahren ging Korkmaz auf Platz 2 der OWL-Liste, gleich nach dem Bezirksvorsitzenden Stefan Schwartze (Kreis Herford) ins weitere parteiinterne Rennen um eine gute Absicherung. Dass Korkmaz-Emre nun recht weit hinten liegt, mag manchen überraschen. Denn erst bei der jüngsten Vorstandswahl ihrer Landespartei holte sie das beste Ergebnis aller stellvertretenden Vorsitzenden. Kreis-SPD-Chef Klute weiß jedoch nur zu gut: &bdquo;Bei der Listenaufstellung zählen solche Dinge nicht." Stattdessen geht es vor allem um zwei Dinge. Erstens: Die Durchsetzung eigener Interessen. So hat sich der SPD-Unterbezirk Bielefeld mit den Kreisverbänden Herford und Minden-Lübbecke im Widerstand gegen die geplante neue ICE-Bahntrasse durch OWL vereint. Schlechte Karten für Korkmaz-Emre als Mitglied des Verkehrsausschusses im Bundestag. &bdquo;Anspruch auf Direktmandatenicht aufgeben" Zweitens: Hohe Priorität hat die Absicherung des eigenen Mandats. So beanspruchen im Gegensatz zu vielen vorangegangenen Wahlen bei der SPD dieses Mal Kandidaten vordere Ränge, deren Wahlkreise sonst ohnehin direkt geholt wurden. In Bielefeld beispielsweise ging bis auf 1983 und 2009 das Direktmandat stets an die SPD. Und doch steht jetzt die dortige Kandidatin Wiebke Esdar auf Platz 16 – Korkmaz-Emre hatte vergeblich versucht, sich in einer Kampfabstimmung auf der Landesdelegiertenkonferenz am Wochenende gegen Esdar durchzusetzen. Bei der stellvertretenen Landrätin ist durchaus Kritik herauszuhören: &bdquo;Als SPD dürfen wir den Anspruch nicht aufgeben, Wahlkreise wie zum Beispiel Bielefeld direkt zu gewinnen." Aber selbst Ruhrgebiets-Hochburgen der SPD wie Dortmund und Duisburg sichern ihre Kandidaten angesichts der mageren Umfragewerte jetzt über die Liste ab. Diesem Aspekt gewinnt Thorsten Klute aber auch eine positive Seite ab: So sei er zuversichtlich, dass bei der Wahl Ende September die Reserveliste weiter zieht als nur bis Platz 16. Aber ob es bis Platz 34 und damit für Elvan Korkmaz-Emre reicht, sei nicht sicher, sagt Klute, von 2013 bis 2017 NRW-Staatssekretär für Integration. &bdquo;Das wird wieder eine Zitterpartie und eine lange Nacht."

Meistgelesen