„Zwei neue Fahrradstraßen in Gütersloh reichen längst nicht“

Gütersloh. Mit Enttäuschung und herber Kritik haben die Grünen sowie die heimischen Verkehrsverbände ADFC, VCD und die Bürgerinitiative Energiewende auf das jetzt präsentierte Gutachten zur Verkehrsführung in der Innenstadt reagiert. Die Expertise des Aachener Büros für Stadt- und Verkehrsplanung Baier (BSV) sieht unter anderem die Einrichtung von zwei Fahrradstraßen in der City vor. Eine Nord-Süd-Achse von der Bismarckstraße über die Hohenzollern-, Münster- und Berliner Straße mit direktem Anschluss an die bereits ausgewiesene Fahrradstraße (Dalke-/Parkstraße) sowie eine Ost-West-Achse vom Hauptbahnhof und ZOB über die Strenger- und Schulstraße, über den gemeinsamen Geh- und Radweg bis zur Hohenzollernstraße und die Roonstraße. Die Achsen sollten zunächst testweise eingerichtet werden, so BSV-Planerin Lena Wolf. "Aus Umweltsicht ein fataler Fehler" Das Konzept sei nicht zukunftsorientiert, beinhalte nur punktuelle Veränderungen, weitreichende Maßnahmen fehlten, monierte im Mobilitätsausschuss Grünen-Vertreter Hans-Günter Mitschke. Durch die Vorgabe der Verwaltung, die Erreichbarkeit der Innenstadt für den Autoverkehr wie bisher zu gewährleisten, sei das aus Umweltsicht beste Ergebnis verhindert worden. Mitschke sprach von einem &bdquo;fatalen Fehler". Immerhin gebe es aber einen ersten Schritt zur Verbesserung im Detail. Auch Felix Kupferschmidt, der die Verkehrsverbände vertrat, nahm kein Blatt vor den Mund. Er könne kein echtes Konzept erkennen. Verkehrsströme würden lediglich verschoben. Dabei gelte es wegen der Klimaproblematik den Kfz-Verkehr in der Innenstadt deutlich zu verringern. Noch nicht einmal zur Wiedereinführung der Einbahnstraßenregelung auf der Münsterstraße habe es gereicht. Kupferschmidt äußerte sich zudem enttäuscht darüber, dass das von der Bürgerinitiative Energiewende vorgeschlagene Groninger Modell nicht genauer untersucht worden sei. Bei dieser Variante würde die City in drei Gebiete eingeteilt, in denen eine Durchfahrt für den Kfz-Verkehr nicht mehr möglich wäre. Fußgänger- und Radfahrende hätten jedoch auf allen Beziehungen freie Bahn. Tatsächlich geht das BSV-Gutachten außer mit einer Karte und wenigen Sätzen nicht genauer auf das Modell in den Niederlanden ein. "Bürgerversammlung ist unerlässlich" Der Ausschuss war sich angesichts des Umfangs der Untersuchung mit 87 Seiten einig, nicht sofort eine Entscheidung zu treffen und eine zweite Beratung abzuwarten. Tassilo Hardung (BfGT) hielt zudem eine Bürgerversammlung für notwendig, insbesondere um die betroffenen Einzelhändler mit ihren Sorgen zu Wort kommen zu lassen. Detlev Kahmen sprach von einem &bdquo;Weg in die richtige Richtung". Der Einrichtung der beiden Achsen, auf denen Fahrradfahrende Vorrang vorm Autoverkehr bekommen sollen, könne er schon jetzt zustimmen, so der CDU-Sprecher. Seine Fraktion habe schließlich bereits voriges Jahr die Verlängerung der Fahrradstraße Park-/Dalkestraße beantragt. Lesen Sie auch: Hier fühlen sich Fahrradfahrer in Gütersloh besonders gefährdet War dieser Vorschlag ernst gemeint? Im Fall der Ost-West-Achse könne er sich auch einen Abzweig zur Königstraße statt zur Roonstraße vorstellen, meinte Thomas Krümpelmann (SPD). Er wies wie Kahmen auch auf notwendige Umbauvorhaben am Bahnhof und ZOB hin. Nicht ganz klar wurde, ob Jürgen Behnke (BfGT) seinen Vorschlag ernst meinte: das gesamte Straßennetz in der Innenstadt als Spielstraße auszuweisen. &bdquo;Dann weiß jeder, dass er nur Schrittgeschwindigkeit fahren darf."

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