Was macht eigentlich die ehemalige Gütersloher Bürgermeisterin Maria Unger?

Es mag einfallslos erscheinen, ist aber nur ehrlich gemeint: Frau Unger, wie geht es Ihnen? Mir geht es gut. Ich genieße die selbstbestimmte Zeit, insbesondere mit meiner Familie und mit meinen ehrenamtlichen und sportlichen Aktivitäten. Einmal um den Ententeich und zurück - was macht Ihre wöchentliche Joggingrunde zum Stadtpark? Ich genieße auch nach wie vor die wöchentlichen Joggingrunden, allerdings jetzt nicht mehr zu nachtschlafender Zeit - als ich noch im Dienst war, startete ich morgens um kurz nach 6 Uhr - .Joggen ist eine wunderbare Gelegenheit, den Kopf freizubekommen. Jetzt brauche ich etwas länger für die 10-Kilometer-Strecke. Ich glaube, das ist dem Alter geschuldet. Die Strecke an der Dalke bis in den Stadtpark hat zu jeder Jahreszeit ihre besonderen Reize. Ich liebe unser Gütersloher Grün. Haben Sie neue Hobbys für sich entdeckt? Ja, wiederentdeckt. Zum Beispiel nehme ich jetzt wieder mehr sportliche Angebote in meinem SV Spexard wahr, in dem ich seit über 40 Jahren Mitglied bin. Den montägliche Lauftreff oder die Gymnastikstunden in der Sporthalle bei Heike Maibrink. Wunderbar finde ich auch, dass der SV jetzt viele Angebote aufgrund Corona online anbietet. Und Zumba ist meine neue Leidenschaft. Hier nutze ich insbesondere die Angebote unserer VHS. 21 Jahre lange waren Sie Bürgermeisterin von Gütersloh. Seit 2015 stehen Sie nicht mehr an der Spitze der Stadt. Kommt es oft vor, dass Sie sich ins Amt zurück sehnen und was vermissen sie am meisten? Bürgermeisterin von Gütersloh zu sein, war für mich der Traumberuf. Die Entscheidung, nicht mehr zu kandidieren, ist mir auch nicht leicht gefallen, aber es war die richtige Entscheidung. &bdquo;Frau" muss auch wissen, wann es Zeit ist, zu gehen und für Jüngere Platz zu machen. Die Kollegen und Kolleginnen im Rathaus und der Austausch mit Ihnen haben mir gefehlt, aber auch die sehr bunten und vielfältigen Kontakte zu den Vereinen, Verbänden, die ich im Rahmen meiner Repräsentationen besucht habe, fehlen mir nach wie vor. Wie betrachten Sie die Arbeit des jetzigen Bürgermeisters Norbert Morkes? Norbert Morkes ist von den Bürgern und Bürgerinnen zum Bürgermeister von Gütersloh gewählt worden. Insbesondere im Interesse der Stadt gilt es jetzt, ihm die Zeit zu geben, sich ins Amt einzufinden und ihn zu unterstützen. Hätten Sie einen Ratschlag für ihn parat, worauf man als Ausübender eines solch fordernden Amtes unbedingt achten muss? In seiner Ansprache zur Einführung zitierte er Jeremia: &bdquo;Suchet der Stadt Bestes".Von daher weiß er selbst, worauf es ankommt. Sie bekleiden noch etliche Posten und Ämter, sind beispielsweise Vorsitzende des Fördervereins für das Klinikum oder sitzen im Kuratorium der Bürgerstiftung, aber: Juckt es Sie manchmal nicht in den Fingern, noch einmal auf kommunalpolitischer Ebene aktiv zu werden? Alles hat seine Zeit. Ich bin mit meinen ehrenamtlichen Aktivitäten im vor-politischen Raum tätig. Diese füllen mich aus. Hier kann ich meine Erfahrungen, aber auch meine Bekanntheit, die ich in der Kommunalpolitik gesammelt habe, einbringen und hoffentlich auch noch Gutes für die Bürger und Bürgerinnen in der Stadt und darüber hinaus leisten und tun. Was halten Sie von der Coronapolitik der Bundesregierung? Für uns alle ist dieses Corona-Virus eine &bdquo;Blaupause". Von der Seitenlinie aus zu kritisieren ist immer leicht. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit unserer Bundesregierung. Sie versuchen auf ganz unterschiedlichen Ebenen das Beste für uns in dieser Pandemie zu regeln. Ich fand die Entschuldigung von Angela Merkel bezüglich der Entscheidung über die Ruhetage eine sehr gute Geste. Ganz ehrlich: Ich kenne auch Situationen - zugegebenermaßen aus einem vergleichbar sehr kleinen Kosmos &bdquo;Stadt" - , bei denen Entscheidungen unter Zeitdruck getroffen wurden. Von daher war meine Devise, immer eine Nacht drüber schlafen. Aber auch das hat nicht immer geklappt. Und noch etwas: &bdquo;Wenn man aus dem Rathaus raus kommt, ist man immer schlauer". Wie sehen sie Sozialdemokraten im Superwahljahr 2021 aufgestellt? Mit Olaf Scholz haben wir einen sehr erfahrenen Politiker als Spitzenkandidat, der Regierung kann. Und vor Ort haben wir eine engagierte Abgeordnete und Wahlkreiskandidatin mit Elvan Korkmaz-Emre, die hervorragend die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorlebt und damit unter anderen auch die herausragenden Themen dieser Zeit aufgreift. &bdquo;Die meiste Hausarbeit hat schon mein Mann erledigt", haben Sie einmal im Bezug auf ihre Zeit als Bürgermeisterin gesagt. Wie sieht das heute aus: Wer räumt die Spülmaschine ein, wer macht die Wäsche? Wir teilen uns die Haus- und Gartenarbeit. Natürlich hat jeder seine Vorlieben. Mein Mann kocht gerne und ich backe gerne. Ich bin nach wie vor bei uns zu Hause die &bdquo;Außenministerin" und er der &bdquo;Innenminister". Und die Spülmaschine räumt in der Tat mein Mann gerne ein, weil er glaubt, er hält die Ordnung besser. Sie sind fast 40 Jahre lang SPD-Mitglied. Das scheint abzufärben: Auch Ihre Tochter Anke engagiert sich seit etlichen Jahren politisch. Ist das Parteibuch für die Enkelkinder Anna und Anton schon fest eingeplant? Es bleibt nicht aus, wenn man in einer Familie gesellschaftspolitisch engagiert ist, bekommen das die Kinder mit, sie bekommen auch die Diskussionen am Küchentisch mit. Das ist auch gut so. So lernen sie, das man der Gesellschaft etwas zurückgeben muss, wenn es einem gut geht. Schon jetzt mischt sich meine 11-jährige Enkelin Anna in Diskussionen ein und sagt auch unverblümt ihre Meinung. Hier geht es häufig um Klima- und Umweltpolitik. Haben Sie noch einen großen Traum? &bdquo;Ich war noch niemals in New York".....Das habe ich/haben wir bis jetzt nicht geschafft. Aber, ist dieses Vorhaben unter dem Aspekt &bdquo;ökologischer Fußabdruck" noch richtig? Hätten Sie einen Wunsch frei: Wie würde dieser für die Stadt Gütersloh lauten? Ich würde mir wünschen, dass die Spardiskussionen/Sparrunden, die wir leidvoll in den 2000-Jahren durchführen mussten, Geschichte sind. Hier traf es vielfach die freiwilligen Leistungen und den Stellenplan.

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