Seniorin trickst falsche Polizistin in Gütersloh aus - Prozessauftakt

Gütersloh. Satte 46.000 Euro soll eine Trickbetrügerin als Teil einer aus der Türkei heraus operierenden Bande im September 2020 bei drei Gelegenheiten in Wuppertal, Solingen und Ratingen von Senioren erbeutet haben. Bei einem vierten Versuch in Gütersloh geriet sie an Rentnerin Helga Kattner – und damit aus ihrer Sicht an die Falsche. Denn die 82-Jährige und ihre Nichte Simone Pahlkötter (55) tricksten die falsche Polizistin im Oktober bilderbuchmäßig aus. Es klickten die Handschellen. Am kommenden Dienstag nun, ab 13.30 Uhr, steht die aus Dortmund stammende Angeklagte vor dem Bielefelder Landgericht. Die heute 45-Jährige muss sich mit einem mutmaßlichen Komplizen (34) wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Betrugs vor der XXI. Großen Strafkammer verantworten.Ihr wird zur Last gelegt, Mitglied einer Bande von Betrügern zu sein, die sich von einem Callcenter in der Türkei aus agierend als Polizisten ausgaben und Senioren telefonisch zur Herausgabe ihres Ersparten gebracht haben. Ihre Masche: Sie erzählten den Geschädigten eine Legende, wonach ihr Vermögen durch kriminelle Machenschaften bedroht sei und vermeintliche Polizisten es außerhalb der Wohnung abholen und somit in Sicherheit bringen würden. Die Gesprächsführer der Locktelefonate, sogenannte &bdquo;Keiler", saßen sicher in der Türkei, während sie über ihre &bdquo;Logistiker" in Deutschland, die vermeintlichen Polizeibeamten, das Abholen der Beute abwickelten. Bargeld im Staubsauger: Falsche Polizistin fliegt spektakulär auf Eine der Geldabholerinnen soll die Angeklagte aus Dortmund sein, die am 14. Oktober in Gütersloh geradezu spektakulär aufgeflogen ist. Rentnerin Helga Kattner schöpft damals Verdacht, als ihr ein &bdquo;Herr Pöhlmann vom Raubdezernat vier" telefonisch von einer &bdquo;rumänischen Einbrecherbande" berichtet und anbietet, ihr Geld vor den Gangstern zu &bdquo;retten". Die 82-Jährige informiert ihre Nichte Simone Pahlkötter, die über einen befreundeten Polizeibeamten die Kripo einschaltet. Als sich der ominöse Anrufer erneut meldet und die Herausgabe von Bargeld verlangt, &bdquo;um es in Sicherheit zu bringen", geht die Nichte zum Schein auf die Forderung ein. Simone Pahlkötter täuscht während des Telefonats sogar mit Hilfe von Papierschnipseln aus einer Fernsehzeitung das Zählen von Geldscheinen vor. Am Ende soll sie das Bargeld in dem Beutel eines Staubsaugers deponieren und diesen vor die Türe stellen. Ein Polizist würde das Gerät dort abholen, sagt man ihr. Als es zur fingierten Übergabe kommt, wird die Angeklagte in unmittelbarer Nähe des Tatortes festgenommen. Mitangeklagter soll die Summen in die Türkei weitergeleitet haben Die falsche Polizistin wird sich nun ab Dienstag vor Gericht für die ihr zur Last gelegten Tat verantworten müssen. Mit ihr angeklagt ist ein 34-jähriger Mann aus Bremen. Der Mittäter, der laut Staatsanwaltschaft durch Angaben der Anklagten sowie Handyauswertungen ins Visier geraten sei, soll in zwei Fällen planmäßig das erbeutete Geld von seiner Komplizin entgegengenommen haben. Die Summen soll er dann, abzüglich eines Beuteanteils für sich, an die Hintermänner in der Türkei weitergeleitet haben. Von den bereits erbeuteten 46.000 Euro soll die falsche Polizistin pro Tat 1.000 Euro für sich behalten haben. Nach drei erfolgreichen Betrugsmaschen flog die Frau schließlich in Gütersloh auf – ausgetrickst durch eine mutige 82-Jährige und ihre Nichte. Für ihre schauspielerische Glanzleistung und ihr vorbildliches Verhalten ernten die beiden Gütersloherinnen damals viel Lob von der Polizei.

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