Tagesmütter beklagen in Brandbrief dramatisch schlechtere Arbeitsbedingungen

Gütersloh. Ein Jahr dauert die Corona-Pandemie nun schon. Ein Jahr, das vor allem Eltern viel abverlangt hat. Aber auch denjenigen, die Kinderbetreuung anbieten: Tagesmütter und – väter haben sich daher jetzt in einem Brandbrief an die Stadt gewandt. &bdquo;Die Arbeitsbedingungen von uns Kindertagespflegepersonen haben sich dramatisch verschlechtert", beklagen Pamela Scheppeit und Stefanie Notzon stellvertretend für die fast 80 Tagesmütter und -väter in der Stadt. &bdquo;Und trotz dieser widrigen Umstände, trotz neuer Mutationen und trotz psychischer und physischer Mehrbelastung, stehen wir unseren Eltern und vor allen Dingen unseren Tageskindern als verlässlicher Partner zur Seite", schreiben die beiden Sprecherinnen. Kommunikation mit der Stadt sei durch die Pandemie schlechter geworden Im Sommer 2018 hatten die Gütersloher Tagesmütter eine Petition für bessere Arbeitsbedingungen an die Stadt gerichtet. Passiert ist seither nicht viel. &bdquo;Damals hatte sich Norbert Morkes noch sehr für uns eingesetzt", erzählt Pamela Scheppeit. Er war jetzt auch der erste Adressat für ihr Schreiben. Damals wie heute bemängelt sie die Kommunikation zwischen den Kindertagespflegepersonen und der Fachabteilung bei der Stadt. Diese sei durch die Corona-Pandemie nicht besser, sondern schlechter geworden. Wichtige Schreiben, zum Beispiel über neue Verordnungen des Ministeriums kämen sehr zeitverzögert bei ihnen an. &bdquo;Meistens hatten wir die Informationen vorab aus Vernetzungsgruppen anderer Kommunen", so die Tagesmütter. Ein weiterer Kritikpunkt sind die durch Corona gestiegenen Kosten. &bdquo;Kosten für Hygieneartikel, Wasserkosten und Heizkosten (ständiges Lüften) sind zum Vorjahr 2019 um circa 50 Prozent gestiegen. Der Mehraufwand an Zeit, um die Gegenstände nach der Hygieneverordnung zu säubern oder die ständige Wäschepflege, belaufen sich auf circa eine 1 Stunde pro Tag. Damit ergibt sich eine Summe an Mehrkosten und Zeitaufwand, um die Hygieneverordnung einzuhalten, von mindestens 250 bis 500 Euro pro Monat", rechnen die Briefeschreiberinnen vor. Diese Kosten könnten per Gesetz nicht an die Eltern weitergegeben werden. Antwort der Stadt stellt Tageseltern nicht zufrieden Die Tagesmütter kritisieren auch eine Ungleichbezahlung: Pro Kind bekommen sie einen Stundenlohn von sechs Euro, ab dem vierten Betreuungskind jedoch nur von 4,70 Euro. Eine Tagesmutter darf bis zu fünf Kinder betreuen. &bdquo;Auf Nachfragen, warum diese Geldleistung nicht angepasst werden könnte, erhielten wir die Antwort, dass das mit der Qualität unserer Arbeit zusammenhängen würde. Diese Aussage möchten und können wir so nicht hinnehmen, denn die Arbeit mit dem vierten und fünften Kind wird nicht schlechter, sondern anspruchsvoller, zeitintensiver und bedeutet mehr Verantwortung", so Scheppeit. Nachdem die Tagesmütter ihre Klage über die Arbeitsbedingungen in der Kindertagespflege am 14. Februar abgeschickt hatten, hörten sie über einen ganzen Monat lang nichts. &bdquo;Noch nicht mal eine Eingangsbestätigung", sagt Stefanie Notzon. Am 19. März erhielten sie dann eine Antwort von Guido Bolz, Leiter des Fachbereichs Kindertagesbetreuung für Kinder. Er entschuldigt sich für die Dauer der Beantwortung, aber man habe auf die angesprochenen Punkte umfassend und inhaltlich geprüft eingehen wollen. Beim Thema Kommunikation gibt er den Tagesmüttern Recht. Es sei in Zeiten der Pandemie für alle problematisch miteinander zu kommunizieren, da die üblichen Wege, sich persönlich zu treffen und auszutauschen, weggebrochen seien. &bdquo;Leider haben nicht alle Kindertagespflegepersonen eine E-Mail-Adresse, sodass eine schnelle Informationsweitergabe immer auch bedeutet, den Postweg einzuhalten, schreibt Bolz. Einer Übernahme der erhöhten Kosten wegen der Corona-Pandemie durch die Stadt Gütersloh erteilt der Abteilungsleiter eine klare Absage. Er empfiehlt den Tagespflegeeltern, da sie ja selbständig seien, die Kosten beim Finanzamt geltend zu machen. Die Stundensätze für das vierte und fünfte Kind möchte die Stadt ebenfalls nicht erhöhen, auch mehrere weitere Forderungen der Eltern werden abgelehnt. &bdquo;Damit können wir uns nicht zufrieden geben", sagt Pamela Scheppeit. Sie ist gespannt, ob dem Absageschreiben der Stadt nun noch ein Gesprächsangebot folgt. Denn Bolz schreibt in seiner Mail: &bdquo;Zukünftig wollen wir zum Beispiel vermehrt über Videokonferenzen mit den Tagespflegepersonen in den Austausch kommen."

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