Dienstältester Arzt aus Gütersloh geht in Rente: "Ich habe genug gearbeitet"

Gütersloh. Schlagersänger Heintje steht am 2. Januar 1969 mit seinem Wiegenlied &bdquo;Heidschi Bumbeidschi" an der Spitze der deutschen Single-Charts, als Frieder Großkraumbach erstmals in Gütersloh als Arzt in Erscheinung tritt. Im Jahr zuvor startet er am Universitätsfrauenklinikum Berlin seine erste Festanstellung als Medizinalassistent. Mehr als 53 Jahre nach ihrer Geburtstunde findet seine beeindruckende berufliche Laufbahn nun in diesem Sommer endgültig ihren Schlusspunkt. &bdquo;Ich habe genug gearbeitet und ziehe mich komplett zurück", kündigt Güterslohs dienstältester praktizierender Allgemeinmediziner an. Am 31. Juni geht der 80-Jährige, der mit seiner charismatischen Art für viele seiner Patienten ohne Zweifel eine &bdquo;medizinische Institution" ist, in Ruhestand – und zwar ruhigen Gewissens. Denn der Fortbestand seiner alteingesessenen Praxis in der Berliner Straße 51 ist langfristig gewährleistet. Verträge sind unterzeichnet: am 1. Juli erfolgt die Übergabe Seit Montag sind die Verträge unterzeichnet: Zum 1. Juli übergibt Frieder Großkraumbach (&bdquo;Jetzt müssen Jüngere ran") seine Praxis an den 36 Jahre alten Kollegen Gökhan Adar, der sein Nachfolger werden soll. Der Internist, im Dezember 1984 im ost-türkischen Igdir geboren und in Izmir aufgewachsen, hat seit 2015 als Weiterbildungs-Assitenzarzt im Bereich Innere Medizin des Städtischen Klinikums Gütersloh gearbeitet und scheidet dort zum 28. Februar aus. Denn schon am 1. März tritt Adar eine Stelle als Übergangs-Assistent in der Innenstadt-Praxis an. &bdquo;Damit für einen fließenden Übergang gesorgt ist", wie der scheidende Hausarzt Großkraumbach schildert. Der gebürtige Oberhausener, der seit 1981 an der Berliner Straße praktiziert, überlässt beim beruflichen Erbe nichts dem Zufall. Und so ist auch die Fortbeschäftigung seiner Mitarbeiterinnen Birgit Schimanski und Michaela Kläsener, sie gehören als treue medizinische Fachangestellte in mehr als 30 Jahren fest zum Inventar, vertraglich fixiert worden. Im Schnitt 1.400 Patienten pro Quartal versorgt Die 140 Quadratmeter großen Räumlichkeiten, werden im Zuge der Übergabe renoviert. Das medizinische Spektrum soll zudem um sonografische Angebote, wie etwa Langzeit-EKG und -Blutdruckmessungen, erweitert werden. &bdquo;Ich suche seit mehreren Jahren, habe für mich aber erst jetzt die passende Praxis gefunden", erklärt Gökhan Adar. Behilflich war ihm ein Zeitungsartikel aus der Neuen Westfälischen anlässlich des 80. Geburtstags von Frieder Großkraumbach im Oktober vergangenen Jahres. &bdquo;Da dachte ich mir, ich habe nichts zu verlieren und rufe ihn einfach mal an. Vielleicht will er seine Praxis ja abgeben." Großkraumbach will. Die Zielstrebigkeit des jungen Mannes (&bdquo;Er könnte mein Sohn sein") hat ihn überzeugt. Gökhan Adar, selbst angetan von der Herzlichkeit seines älteren Kollegen, ist mit 16 Jahren nach Deutschland gekommen. 2005 hat er sein Abitur an der Gesamtschule Ückendorf in Gelsenkirchen erfolgreich abgeschlossen. Später studierte er sechs Jahre lang in Rostock Medizin. 2014 zog er zu Ehefrau Gülcan (34) nach Bielefeld, wo sie heute im Stadtbezirk Senne mit den Kindern Sara Elis (1) und Enes Ali (3) leben. Nun steht ihm ein neues berufliches Kapitel ins Haus, das er mit einem &bdquo;guten Bauchgefühl" angeht. Tennis-Senioren des TTC freuen sich auf ihren "Doc" Und was hat der passionierte Radfahrer Frieder Großkraumbach künftig noch so vor? Nein, richtig ruhig wird’s für den Rentner in spe wohl nicht werden – und das sei auch gut so. Er wolle sich künftig noch mehr der Familie widmen, seiner Ehefrau Brigitte (72), den in Kattenstroth lebenden Töchtern Friederike (49) und Dorothee (47), dem in Hamburg lebenden Sohn Henning (46) sowie den insgesamt sieben Enkelkindern. Auch möchte er im gesetzten Alter noch einmal seine &bdquo;Tennis-Karriere" forcieren und den Schläger vermehrt in der Seniorentruppe des TTC Gütersloh schwingen. Denn die würden ja schließlich schon seit 15 Jahren darauf warten. Musikalisch hält der Doktor es eher mit Johann Sebastian Bach statt mit Heintje, der 1969 aber noch das Lied &bdquo;Eine kleine Abschiedsträne" trällerte. Wie passend. Abschiede ist Großkraumbach indes gewohnt. 2016 hörte er als Vorsitzender der SVA Gütersloh auf, bis 2010 war er Chef des Ärztevereins im Kreis Gütersloh. Im Juli 2021 steht nun der Ruhestand an. Ein passender Zeitpunkt, findet Güterslohs dienstältester praktizierender Allgemeinmediziner, denn: &bdquo;Irgendwann muss man auch mal Auf Wiedersehen sagen können."

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