Was macht eigentlich...Mark Wössner?

Geht's Ihnen gut? Ja, mir geht es wirklich richtig gut. Ich bin jetzt über 80 und lebe in rundum glücklichen Verhältnissen, inniger Verbundenheit und gegenseitiger Fürsorge mit meinen Angehörigen und vielen Freunden. Sie haben 32 Jahre in Gütersloh gelebt und gearbeitet, waren dort 15 Jahre lang Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG. Womit beschäftigt sich der Rentner Mark Wössner aktuell in München? Als ich Gütersloh verließ, habe ich in München meine Sehnsuchtsstadt gewählt. Dort habe ich auch eine zweite Berufung gefunden - als Multi-Aufsichtsrat, als Start-Up-Unternehmer mit meinem Sohn Lars (E-Circle, Plattform für E-Communities; Anm.d.Red.) oder beispielsweise auch als Hochschulprofessor an der Technischen Universität in München. Bis zum 75. Lebensjahr war ich in verschiedenen Aufsichtsräten tätig und somit sozusagen &bdquo;voll im Geschirr" mit meiner zweiten Karriere, ich nenne es die Münchener Karriere. Mit 80 habe ich durch eine Sportverletzung einen gesundheitlichen Einbruch erlitten. Danach habe ich beruflich nicht mehr ganz so viel gemacht und alle Ämter zurückgeschraubt. Jetzt läuft alles gemütlich. Ich bin Rentner mit Büro im eigenen Haus in Bogenhausen, spiele regelmäßig Golf. Ich bin aber kein Hundespaziergänger. Wir haben zwar einen süßen Hund, aber das Gassigehen erledigt meine Frau oder der Hausmeister. Bertelsmann, Daimler, Deutsche Bank, Heidelberger Druck & Co. - sie haben in etlichen Unternehmen als Dirigent mit vielen Solisten gewirkt. Schwingen Sie immer noch gerne den Taktstock oder lässt dieser innere Arbeitsdrang irgendwann nach? Mit 80 Jahren habe ich noch im Aufsichtsrat eines Unternehmens mit einem Konzernumsatz von vier Milliarden Euro im Geschäftsjahr (Aurelius; Anm.d.Red.) mitgewirkt. Doch nach dem gesundheitlichen Bruch bin ich jetzt reiner Privatier. Leicht arbeitend. Ich würde mich fast als einen altersgemäß lebenden Menschen bezeichnen. Wenn kein Corona wäre, wäre ich viel unterwegs, auf Konzertreisen oder in unseren Ferienhäusern in Kitzbühel und auf Mallorca. Das, was ich jetzt mache, ist für mich keine Arbeit sondern eher Beschäftigung. Sie haben sich ganz bewusst für ein Altersdomizil in München entschieden, nennen das von Ihnen selbst mal scherzhaft als &bdquo;arge Kleinstadt" bezeichnete Gütersloh aber ihre Heimat. Wie ist Ihr Verhältnis zu Gütersloh und wie oft sind sie noch dort? Ich war sehr gerne in dieser Stadt, bin der größte Fan von Gütersloh. Die Ruhe, die freundliche Atmosphäre, die vielen Freunde, das viele Grün und die Beschaulichkeit – all das war eine besondere Beimengung zu dem sehr aktiven und dynamischen Berufsleben, das ich hatte. Wenn einer meiner Freunde von dort einen runden Geburtstag hat, bin ich meistens vor Ort. Wir haben eine recht intakte Clique. Einmal jährlich im Juni treffen wir uns beispielsweise zu einem von Heiner Finke organisierten Golfturnier auf Sylt. Sie waren von 1983 bis 1998 Vorstandsvorsitzender des Bertelsmann-Konzerns. In Ihrer Zeit verdoppelte sich die Zahl der Mitarbeiter und der Umsatz verfünffachte sich. Wie blicken Sie heute auf Ihr Lebenswerk? Mit großer Zufriedenheit und dem Gefühl, dass ich da ein ordentliches Lebenswerk geschaffen habe. Führt Mark Wössner eine Bucket-List, also eine Art To-do-Liste fürs Leben? Wenn ja, was steht noch drauf? Nein, die führe ich nicht. Ich habe mir viele Träume im Leben erfüllen können und die meisten Reiseziele erreicht. Also, ich will nicht auf den Mond fliegen. Ich lebe jetzt reduzierter und mit großer Gemütlichkeit. Ich bin gelassen, ruhig und zufrieden und hoffe, so noch einige Jahre verbringen zu dürfen. Wie halten Sie sich fit? Ich gehe dreimal in der Woche in den Sportkeller und absolviere dort eine Stunde lang ein straffes Training. Im Sommer bin ich fast an jedem zweiten Tag auf dem Golfplatz. Ich spiele aber nicht mehr 18 Loch, da mir das zu langweilig ist und die 9-Loch-Variante mit gut zwei Stunden besser in meinen Tagesablauf passt. Stichwort Mohn Media: Wir erleben Sie den hohen Stellenabbau und den Niedergang in der Druckbranche? Das Ganze tut mir sehr leid. Zu meiner Zeit war das ja ein aufstrebender Sektor, in dem wir viel Geld gemacht und vor allem Arbeitsplätze geschaffen haben. Die Branche hat sich damals quasi immer im Wachstumszyklus befunden. Ich empfinde es als großes Glück meiner Unternehmerlaufbahn, dass ich immer Menschen mit Arbeit versorgen konnte, was im übrigen auch immer eine Prämisse war. Was vermissen Sie am meisten, wenn Sie an Gütersloh denken? Natürlich fehlen mir meine Freunde und die ruhige, schöne, gemütliche Atmosphäre der Stadt. Ich bin jetzt schon seit 20 Jahren nicht mehr dort. Kulinarisch vermisse ich den Grünkohl mit Mettwurst von Herrn Sieweke aus der &bdquo;Sinfonie" an der Stadthalle oder auch den Spargel mit westfälischem Schinken. Den habe ich immer gern im Restaurant &bdquo;Zur Linde" in Isselhorst oder bei Sickendiek in Bockhorst gegessen.

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