B64n laut Gutachten notwendig: "Belastung der Anwohner ist nicht zumutbar"

Kreis Gütersloh. Der Landesbetrieb Straßen NRW hält an seinen Plänen für den Bau der B 64n nahezu unverändert fest. &bdquo;Die Verkehrszahlen haben die Notwendigkeit für die neue Trasse eindeutig bestätigt", sagte Projektleiter Bernd Epmann. Die Behörde beruft sich dabei auf die Aussagen des lang erwarteten Verkehrsgutachtens, das nun vorliege und in Kürze der Öffentlichkeit präsentiert werde. Demnach weicht Straßen NRW seine Pläne nur für den Abschnitt Warendorf auf. Die dort bislang durchgängig dreispurig geplante Südumgehung soll nun überwiegend zweispurig werden. &bdquo;Bei allen anderen Trassenabschnitten sehen wir keinen Bedarf, von unseren bisherigen Überlegungen abzurücken", sagt Epmann. Das gelte auch für Herzebrock-Clarholz. Erst wird das Gutachten den Verwaltungen vorgestellt, dann den Bürgern Der Projektleiter kündigte an, die konkreten Zahlen und das Gutachten zunächst den Städte- und Gemeindeverwaltungen vorzulegen. Der Termin für Herzebrock-Clarholz sei in Abstimmung. Erst danach werde die Untersuchung öffentlich online gestellt. Eine Sprecherin sagte, das werde voraussichtlich binnen der nächsten zwei Wochen der Fall sein. Schon jetzt aber lasse sich feststellen, dass die Notwendigkeit der neuen Trasse für Herzebrock-Clarholz eindeutig bestätigt sei, und das mit unverändertem Ausbaustandard. Die von Straßen NRW in Auftrag gegebene Untersuchung stellt demnach lediglich für den Abschnitt Warendorf fest, dass das Verkehrsaufkommen geringer ist als zunächst prognostiziert. Die B 64n werde daher dort &bdquo;bedarfsgerecht angepasst" und in Teilen nur zweispurig gebaut, &bdquo;mit dreispurigen Bereichen für sicheres Überholen". Insgesamt habe der Lkw-Durchgangsverkehr auf der gesamten Trasse zugenommen und werde weiter zunehmen. Gleiches gelte für den Autoverkehr. &bdquo;Die Belastung der Anwohner durch den überregionalen Durchgangsverkehr ist auf Dauer nicht zumutbar", so Straßen NRW. Mehr als zwei Jahre für die Auswertung der Zahlen gebraucht Das Verkehrsgutachten, ursprünglich für Frühjahr 2019 angekündigt, war von Kritikern wie Befürwortern mit Spannung erwartet worden. Erstellt wurde es vom Ingenieurbüro DTV Consult, Aachen. Grundlage für das Gutachten sind Messungen des Verkehrsaufkommens im September 2018. Dafür waren 51 Zählstellen eingerichtet worden. Weitere Grundlagen waren Bevölkerungsprognosen sowie &bdquo;gemeindliche Entwicklungen" – damit sind das Ausweisen neuer Wohn- und Gewerbegebiete sowie andere Strukturdaten gemeint. Bislang hatte die Planung auf Zahlen aus 2009 basiert. Auch wenn das Gutachten noch nicht in den Einzelheiten bekannt ist - Kritik kommt schon jetzt. So forderte die Interessengemeinschaft Warendorf-Süd (IWS) gestern eine &bdquo;umgehende Veröffentlichung" der Daten aus der Verkehrszählung, des Verkehrsgutachtens sowie der überarbeiteten Pläne. Die bisher vorliegenden Informationen seien spärlich und ließen kaum eine Beurteilung zu. &bdquo;Wir wollen wissen, auf welcher Basis Straßen NRW umgeplant hat", so Rolf Röhling und Wilhelm Thumel. Laut der Kritiker habe die Behörde ihre Verkehrsprognose unter der Voraussetzung getroffen, dass B 51 und B 64n ausgebaut seien – das aber sei unzulässig, da der Ausbau ja mehr Verkehr anziehe. Tatsächlich ergäbe sich ohne den Ausbau überhaupt kein Zuwachs, so die IWS. Warendorf lehnt das Projekt inzwischen als "überdimensioniert" ab Für Herzebrock-Clarholz sagte Elisabeth Meier, Sprecherin des Vereins Kulturlandschaft Sundern-Samtholz-Brock, sie finde das Ergebnis des Gutachtens &bdquo;wenig überraschend". Dennoch dränge sich die Frage auf, inwieweit ein Straßenausbau noch zeitgemäß und die richtige Antwort auf Klimakrise und Digitalisierung sei. Auch sie pocht auf eine möglichst rasche Veröffentlichung der Zahlen - &bdquo;dann sehen wir, mit welchen Zahlen die Behörden argumentieren und ob das einen derartigen Landschafts- und Naturverbrauch rechtfertigt". Die Kritiker vermuten, dass Straßen NRW seine Planung wegen des Gegenwindes aus Warendorf modifiziert habe. Dort hat sich im Stadtrat eine Mehrheit aus SPD, Grünen, FWG und der Linken/Die Partei formiert, die fordert, alle bisherigen Pläne zu stoppen. Die B 64n sei &bdquo;überdimensioniert". In der Begründung der Fraktionen heißt es, dass &bdquo;die Planung der B 64 n schon lange nicht mehr zeitgemäß" sei, sie gehe &bdquo;an den Bedürfnissen der Menschen für eine klimagerechte Mobilität absolut vorbei". Eine Verbindung zwischen Bielefeld und Münster Die vier Fraktionen haben seit der Kommunalwahl im Herbst die Mehrheit im Warendorfer Stadtrat. Sie vertreten die Position, dass der vierspurige Ausbau der B 51 sowie die Ortsumgehungen für Warendorf, Beelen und Herzebrock-Clarholz in erster Linie der Verbindung der Oberzentren Münster und Bielefeld und nicht etwa der Entlastung der an der Trasse liegenden Orte dienten. Das hohe zusätzliche Verkehrsaufkommen, der Lärm, die Zahl der Brücken, die Trennungswirkung der neuen Trasse: All das sei weiterhin zu befürchten. &bdquo;Sollte die Dreistreifigkeit lediglich durch eine Zweistreifigkeit mit Überholspuren abgelöst werden, ergäbe sich de facto gar keine Veränderung", so Röhling und Thumel.

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