18 Corona-Tote in Gütersloher Seniorenheim seit Weihnachten

Gütersloh. Traurige Nachrichten aus dem Seniorenzentrum am Bachschemm: Dort sind allein in den vergangenen drei Wochen 18 Bewohner infolge einer Covid-19-Infektion gestorben. Das bestätigte Heimleiter Jörg Krüger auf NW-Anfrage. Bei allen Toten handele es sich um hochbetagte Menschen im Alter zwischen 80 und 95 Jahren mit zum Teil schweren Vorerkrankungen. Zwölf weitere der aktuell mit 90 Bewohnern belegten Einrichtung seien positiv auf das Coronavirus getestet worden. Auch einige Mitarbeiter sind infiziert und befinden sich derzeitig in häuslicher Quarantäne. Das Infektionsgeschehen in der Einrichtung konzentriert sich laut Jörg Krüger aktuell auf den gerontopsychiatrischen Bereich im Erdgeschoss des Hauses. Die oberen Etagen bezeichnete Krüger als &bdquo;inzwischen clean". Der Heimleiter gibt sich zuversichtlich, die Lage, die er gegenüber der NW als &bdquo;zeitweise äußerst dramatisch" bezeichnete, in den Griff zu bekommen. Große Hoffnung setzt er dabei auf die Impfungen der Bewohner und des Pflegepersonals, die am Freitag auf den coronafreien Stationen beginnen sollen. "Das ist alles andere als ein Kindergeburtstag" Über den Grund für den folgenreichen Coronaausbruch in der Vorweihnachtszeit in seinem Haus, das wie sechs weitere Einrichtungen zur Stiftung Reichsbund freier Schwestern mit Sitz in Paderborn gehört, kann Jörg Krüger nur spekulieren. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, die man seit Beginn der Pandemie ergriffen und im November noch einmal deutlich verschärft habe, sei das Virus auf irgendeinem, nicht mehr nachvollziehbarem Weg in die Senioreneinrichtung gelangt und habe sich rasant ausgebreitet, sagt der Heimleiter. Krüger verweist auf ein umfangreiches Hygienekonzept, das unter anderem strenge Regelungen für Bewohnerbesuche und das Tragen von Schutzausrüstung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorsieht. &bdquo;Wir sind alle tief erschüttert. Das, was hier im Moment passiert, ist alles andere als ein Kindergeburtstag", sagt der Heimleiter. Die Kreisverwaltung Gütersloh als zuständige Aufsichtsbehörde möchte sich zu dem Ausbruchsgeschehen im Seniorenheim am Bachschemm nicht äußern und verweist auf die Aussagen des Einrichtungsleiters. &bdquo;Alle Senioreneinrichtungen haben Hygienekonzepte, dazu sind sie nach Paragraf 36 Infektionsschutzgesetz verpflichtet", erklärt Kreissprecher Jan Focken, &bdquo;bei Ausbrüchen machen wir eine Begehung der Einrichtung und schauen uns das vor Ort an." "Zahl der Todesfälle muss ins Verhältnis gesetzt werden" Zuständig ist die Abteilung Gesundheit des Kreises Gütersloh oder die Heimaufsicht, die in Absprache miteinander Begehungen vornehmen. Allgemein sei festzuhalten, so Focken, dass die Wohnform in Pflegeeinrichtungen nicht infektionskonform sei – man könne sich sehr viel schlechter isolieren als beispielsweise in einem Privathaushalt. &bdquo;Lebensqualität und Kontakte standen bei der Planung dieser Einrichtungen im Vordergrund, nicht die Pandemietauglichkeit." Ansteckungen, so versichert die Kreisverwaltung, würden immer verfolgt. &bdquo;Da wir uns über einzelne Einrichtungen nicht äußern, äußern wir uns auch zu einzelnen Ursachen nicht", heißt es auf Nachfrage. Allgemein verzeichne man im Gesundheitsamt im Bereich &bdquo;Pflege" derzeit verstärkt Infektionen, allerdings sei der Bereich schon stärker betroffen gewesen als aktuell. &bdquo;Die Zahl der Todesfälle in Einrichtungen muss, wenn man sie beurteilen will, immer ins Verhältnis zu der Zahl der Bewohner gesetzt werden." Am Bachschemm liegt das Verhältnis bei 20 Prozent – jeder fünfte Bewohner ist gestorben. Was das in der Bewertung für die Aufsichtsbehörde bedeutet, bleibt offen. Die Polizei hat – anders als bei vergleichbaren Corona-Ausbrüchen in Senioreneinrichtungen außerhalb des Kreises Gütersloh mit derart hohen Todeszahlen – bislang keine Ermittlungen aufgenommen.

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