Laschet, Merz oder Röttgen? Heimische Politiker stimmen über CDU-Vorsitz ab

Kreis Gütersloh. Ein bisschen Parteitagsfeeling kam per Post. Vor einigen Tagen landete bei Christine Disselkamp, stellvertretende Landrätin und eine der Delegierten des Kreises Gütersloh für die Wahl des neuen CDU-Parteivorsitzenden, eine Box, in der neben den Unterlagen und ihrem Delegiertenausweis am CDU-Band auch eine Kaffeetasse steckte. &bdquo;Diese Tassen mit Logo und dem jeweiligen Motto gibt es auf jedem Parteitag", so Christine Disselkamp. Dieses Mal muss sie ihren Kaffee daraus jedoch zuhause in Herzebrock-Clarholz trinken – wegen der Corona-Pandemie findet der CDU-Parteitag zum ersten Mal online statt. Von den 1.001 Delegierten, die sich online zwischen den drei Bewerbern – Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen – entscheiden müssen, kommen zehn aus dem Kreis Gütersloh. Sieben wurden beim Kreisparteitag gewählt. Das Votum fiel neben Disselkamp auf Klaus Dirks (Schloß Holte-Stukenbrock), Robin Rieksneuwöhner (Verl), Detlef Temme (Steinhagen), Raphael Tigges (Gütersloh), Helen Wiesner (Gütersloh) und Elisabeth Witte (Rheda-Wiedenbrück). Der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus stimmt ebenso mit ab wie NRW-Landtagspräsident André Kuper und die Verlerin Gabriele Nitsch als Landesdelegierte. Eine der Delegierten achtete zuletzt auf die Rede der Kandidaten Als Elisabeth Witte beim CDU-Parteitag im Dezember 2018 über den Bundesvorsitz ihrer Partei abstimmen sollte, &bdquo;habe ich mich an der Rede orientiert", sagt die Rheda-Wiedenbrückerin. Die von Annegret Kramp-Karrenbauer riss sie mit, die von Friedrich Merz &bdquo;hat ihn viele Stimmen gekostet". Zum achten Mal ist Witte Delegierte, von den zehn aus dem Kreis Gütersloh ist sie die einzige aus Rheda-Wiedenbrück. Eine Vorgabe, für welchen der drei Kandidaten sie stimmen soll, hat sie nicht. &bdquo;Wir haben ja keine Wahlmänner, jede Delegierte ist ganz frei", betont Henrika Küppers, Vorsitzende des Rheda-Wiedenbrücker CDU-Stadtverbandes. Sie selbst würde sich von jedem der drei Männer &bdquo;ein Stückchen wünschen, weil es den Idealfall derzeit nicht gibt". Doch vertreten alle drei Kandidaten &bdquo;die guten Grundwerte der CDU", betont Küppers. Dass zudem alle drei aus NRW kommen, mache es für &bdquo;die Delegierten hier aber nicht einfacher". "Brinkhaus hätte ruhig seinen Hut in den Ring werfen können" Witte hat die Debatten zwischen Laschet, Merz und Röttgen verfolgt. &bdquo;Man kennt sie ja aber auch schon." Ein Bild von ihrem Favoriten hat Witte, die seit 35 Jahren Mitglied der CDU ist. &bdquo;Aber ich entscheide in der Wahlkabine für mich alleine", will sie nicht verraten, wen sie unterstützt. Zwar habe es schon Parteifreunde gegeben, die versucht hätten, sie zu beeinflussen. &bdquo;Aber jede Delegierte denkt und entscheidet für sich". Am liebsten würde Witte sowieso für einen Mann stimmen, der gar nicht zur Wahl steht. &bdquo;Ralph Brinkhaus hätte ruhig seinen Hut in den Ring werfen können", schätzt die Rheda-Wiedenbrückerin seine Arbeit, dass er &bdquo;sehr klar und deutlich ist". Mit der Wahl des Bundesvorsitzenden der CDU ist für sie die Kanzlerkandidaten-Frage nicht geklärt. &bdquo;Das muss jemand sein, der alle zusammenführt", meint sie. Neugierig ist Witte nicht nur, welcher der drei Männer das Rennen machen wird. Gespannt ist sie auch, ob das technisch mit dem Digital-Parteitag klappt. Denn sie selbst wohnt auf der Marburg &bdquo;am Ende der Welt mit einem schlechten Internet". Dienstagabend gab es einen ersten Testlauf, um für das Wochenende sicherzustellen, dass alle Delegierten dabei sind, wenn über Laschet, Merz oder Röttgen als neuem CDU-Parteivorsitzenden entschieden wird. Kreis-Mitglieder stimmen online über Kandidaten ab Die 3.650 Mitglieder im Kreisverband Gütersloh haben noch heute die Wahl: Mit einer Online-Umfrage soll laut Kreisvorsitzendem Raphael Tigges die Stimmung an der Basis abgefragt werden. &bdquo;Das wird auch wertgeschätzt. Ich weiß von vielen, die von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen", sagt Robin Rieksneuwöhner. &bdquo;Ich würde mir wünschen, dass das Mitglieder-Votum in die Entscheidung der Delegierten mit einfließt", sagte Klaus Dirks. Allerdings seien die Delegierten in ihrer Entscheidung frei. Er selbst wisse schon, wen er wähle. Entscheidung sei diesemal "ganz, ganz schwierig" Das weiß Helen Wiesner bisher noch nicht. &bdquo;Ich finde die Entscheidung diesmal ganz, ganz schwierig", sagt die Gütersloherin. Sie will das Votum der Kreismitglieder abwarten und sich dann ganz bewusst die Reden der drei Kandidaten anhören. Da am Freitagnachmittag auch noch der Haushalt des Kreises innerhalb der CDU-Fraktion mit einer Online-Konferenz beraten wird, stellt sie sich auf ein &bdquo;digitales Wochenende vor dem Laptop ein". Für Freitag habe sie bereits die Oma zum Babysitting für die drei Kinder, fünf, acht und neun Jahre, engagiert, am Samstag übernimmt das dann ihr Mann. Obwohl der Nachwuchs auch schon &bdquo;politisiert" sei, erzählt sie schmunzelnd – Homeoffice und Homeschooling machen’s möglich. Auch Detlev Temme aus Steinhagen will das Votum der Kreismitglieder abwarten und sich dann von den Reden der drei Kandidaten inspirieren lassen, bevor er seine Entscheidung für einen Kandidaten trifft. Der Online-Click müsse dann noch per Briefwahl bestätigt werden.

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