Dürfen Fitnessstudios trotz Schließung Geld von ihren Kunden verlangen?

Gütersloh. Wer aktuell Sport treiben will, der muss sich mit dem begnügen, was Haushalt, Internet und Mutter Natur hergeben. Und das vielleicht noch eine ganze Weile. Die Fitnessstudios sind seit November geschlossen. Schon während des ersten Lockdowns klagten einige Betreiber über Existenzängste und Kündigungen. Nun ist es für die Gütersloher bereits der dritte Stillstand. Die NW hat sich in der lokalen Fitnessbranche umgehört, wie es um die Studios steht und eine Rechtsanwältin gefragt, ob Kunden wirklich ihre Beiträge zahlen müssen. Wann ich mein Geld zurückbekomme Fitnessstudiogänger zahlen durchschnittlich 42,60 Euro im Monat - das sagt eine Statistik des European Health and Fitness Market von 2019. Viel Geld? Wohl vor allem dann, wenn der Verbraucher nichts dafür bekommt. Rechtsanwältin Vanessa Vieth erklärt, dass grundsätzlich eine Zahlungspflicht entfällt, wenn die Leistungspflicht des Fitnessstudiobetreibers zur Überlassung der Nutzung der sportlichen Räumlichkeiten wegen Unmöglichkeit ausgeschlossen ist. Diese Unmöglichkeit ergebe sich hier aufgrund der behördlichen Schließung. Für die Schließungen im Zuge der Corona-Pandemie gebe es allerdings eine neue gesetzliche Regelung zur Abmilderung der Schäden für Betreiber, erklärt Vieth. Sofern Mitgliedschaften vor dem 8. März 2020 abgeschlossen wurden, sei der Studiobetreiber berechtigt, dem Mitglied statt der Erstattung der Beiträge, einen Gutschein auszustellen. Allerdings gibt es auch Ausnahmen. &bdquo;Aus dem Gutschein muss sich ergeben, dass dieser wegen der Corona-Pandemie ausgestellt wurde und dass der Inhaber des Gutscheins die Auszahlung des Wertes verlangen kann, wenn der Verweis auf einen Gutschein für ihn angesichts seiner persönlichen Lebensumstände unzumutbar ist", erklärt die Rechtsanwältin. Das könne beispielsweise Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit sein. &bdquo;Außerdem kann er eine Auszahlung verlangen, wenn er den Gutschein bis zum 31.12.2021 nicht eingelöst hat." So steht's um die lokalen Fitnessstudios &bdquo;Wir haben bestimmt 30 Prozent unserer Mitglieder verloren", sagt Diana, Mitarbeiterin des X-tra Sport Black Label. Das Fitnessstudio habe seit der Schließung den Einzug der Mitgliederbeiträge gestoppt. Lange sei das aber nicht mehr möglich ohne einen erheblichen finanziellen Schaden. &bdquo;Wir wollten Solidarität zeigen. Aber wenn wir nicht ab Januar wieder mit den Einzügen anfangen, wird es eng", erklärt Diana. Momentan seien auch noch keine Hilfsgelder bei ihnen angekommen. Im Gegenteil: &bdquo;Wir müssen vielleicht bald auch die Hilfsgelder von 2020 zurückzahlen", sagt sie. Andreas Agelidakis, Betreiber des Studios 84, spricht weniger von finanziellen Schäden. Es sei der Imageschaden, der ihn viel mehr sorge. &bdquo;Die ganze Branche erlebt einen totalen Imageschaden. Menschen bezahlen Geld für etwas, das sie nicht bekommen. Das wirft ein schlechtes Licht auf das Business, ob man was dafür kann oder nicht", erklärt er. In seinem Studio habe er daher den Fokus auf den Ausbau der technischen Möglichkeiten gelegt. &bdquo;Wir haben ein mittlerweile einwandfreies Onlineprogramm. Das soll den Imageschaden minimieren und wenigstens eine kleine Kompensation für Mitarbeiter und Kunden sein", sagt Agelidakis. Ähnlich agiert man auch in den McFit-Studios. Statt des Trainings vor Ort habe jedes Studio seinen Kunden kostenfreie Zugänge zum Onlineangebot der Plattform Cyberobics zur Verfügung gestellt. Dennoch seien auch hier finanzielle Schäden spürbar. &bdquo;Kündigungen oder Ruhezeiten, also das Pausieren des Vertrages während der Schließung, haben aufgrund der Studio-Schließungen zugenommen. Dieser Lockdown ist ein wirtschaftlicher Kraftakt", erklärt Unternehmenssprecher Pierre Geisensetter. Im Sportstudio soma fit seien die Kunden sehr solidarisch. &bdquo;Wir können kaum Kündigungen verzeichnen", sagt Inhaber Christian Kache. Er gebe aber auch Solidarität zurück. &bdquo;Die Einzüge der Mitglieder-Beiträge habe ich gestoppt und für meine Mitarbeiter habe ich das Kurzarbeitergeld aufgestockt", sagt Kache. Lange könne er sich das aber nicht mehr leisten. Sein Ziel sei es eigentlich immer gewesen, mit dem gesamten Team durch die Krise zu gehen. Das könne er aber im Hinblick auf mögliche Verlängerungen des Lockdowns nicht mehr versprechen.

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