Fußballvereinen im Kreis fehlt wegen Ausfall aller Hallenturniere Geld

Kreis Gütersloh. Hallenturniere – sie gehören für die Fußballer aus der Region im Januar, wenn der Ligabetrieb pausiert, einfach dazu. Oft gibt es sogar so viele Turniere im ersten Monat des Jahres, dass sich die Veranstalter womöglich gegenseitig die Zuschauer wegnehmen. Dass die Gütersloher Stadtmeisterschaft im vergangenen Jahr erstmals in die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr gelegt wurde, war eine Folge davon. Doch anno 2021 ist alles anders. Sämtliche Hallenfußball-Turniere mussten coronabedingt abgesagt werden. Still ruht der See auf dem Parkett. Was sagen die Vereine dazu? Welche Folgen haben die Absagen für sie? Wir haben bei vier Klubs nachgefragt. FSV Gütersloh: Fünfstelliger Betrag fehlt Nicht umsonst wird das Gütersloher Hallenmasters für U17-Fußballerinnen als inoffizielle deutsche Hallenmeisterschaft bezeichnet. Vor Jahresfrist etwa machten nicht weniger als 15 Bundesligisten in der Sporthalle Ost Station; den Turniersieg sicherte sich der Hamburger SV. &bdquo;Als wir im Sommer die ersten zehn Einladungen rausgeschickt haben, war die Resonanz sehr schlecht. Verständlicherweise. Darum haben wir schon im August entschieden, das Turnier abzusagen", sagt Michael Horstkötter. Jetzt, wo normalerweise das Masters direkt vor der Tür stehen würde, merken der FSV-Geschäftsführer und seine Mitstreiter erst richtig, was ihnen fehlt: &bdquo;Wir haben uns sonst immer während der Feiertage getroffen und schon etwas gemacht. Dabei hatten wir immer viel Spaß", erzählt der 57-Jährige. Und auch beim lieben Geld fehlt einiges. Horstkötter: &bdquo;Sonst bleibt für den Verein immer ein Betrag im mittleren fünfstelligen Bereich übrig. Der ist diesmal nicht da und den können wir nicht so einfach aus den Ärmeln schütteln." Eigentlich würde das Geld von der 2. Mannschaft abwärts in den Jugendbereich fließen, ein Teil trägt zudem zum Wirtschaftsbetrieb bei. &bdquo;Damit bezahlen wir auch unsere Trainer. Die können wir ja nicht in Kurzarbeit schicken", so Horstkötter. Aber da ist noch mehr: Das Turnier mit seiner bundesweiten Strahlkraft ist auch für die Stadt und den Kreis ein wichtiger Faktor, der nicht zu unterschätzen ist. &bdquo;Auch das ist jetzt weggebrochen", so der Geschäftsführer. Immerhin: Trotz Absage hat der FSV Gütersloh eine Broschüre aufgelegt, bei der die Sponsoren voll mitgezogen haben. SC Wiedenbrück: Die Halle als Treffpunkt Eigentlich würden sich Hans-Dieter Paschköwitz und seine Kollegen von der Turnierleitung des SC Wiedenbrück in diesen Tagen vom vergangenen Wochenende erholen. Denn das hätten sie wie immer Anfang Januar mehr oder weniger komplett in der Sporthalle verbracht. Doch die 27. Auflage des oft hochkarätig besetzten Hohenfelder-Cups fiel aus. &bdquo;Es ist schon etwas Wehmut dabei", gibt Paschköwitz zu, der sonst auf der Tribüne sitzend stundenlang per Mikrofon Spielpaarungen und Torschützen durchgibt. Für &bdquo;Paschi", der ein Freund des Hallenfußballs ist (&bdquo;Dort ist es warm, draußen ist es kalt"), ist es alle Jahre wieder etwas Besonderes, dass er beim Turnier mit viele Leuten sprechen kann, die er sonst das ganze Jahr nicht sieht. &bdquo;Viele Trainer, Spieler und Berater treffen sich bei uns. Und wir hatten immer mehr als 1.000 Zuschauer", so der 58-Jährige. Viel Spaß habe auch immer der Aufbau und die Organisation gemeinsam mit der Jugendabteilung und den Frauen gemacht. Ganz zu schweigen von der Cafeteria als Treffpunkt und der traditionell üppig ausgestatten Tombola von und mit Volker Kemper. Paschköwitz: &bdquo;Es ist schade, dass das jetzt alles wegfällt." SV Avenwedde: Helfer halten zur Stange Auch schon zum 19. Mal hätte der SV Avenwedde in diesem Jahr die Vereine aus der Region zum Brinker-Cup eingeladen. &bdquo;Wir haben den ganzen Sommer über immer wieder über die Situation gesprochen und bis zum Schluss gehofft, dass das Turnier stattfinden kann", sagt Nico Sie-bart von der Turnierorganisation. Als der SVA schon die Einladungen an die Vereine rausschicken wollte, kam am 21. September die Generalabsage vom westfälischen Fußballverband. Siebart: &bdquo;Das haben wir zähneknirschend akzeptiert, aber inzwischen ist natürlich klar, dass derzeit an Sport überhaupt nicht zu denken ist. Die gesamte Vereinsarbeit rückt in den Hintergrund." Ein besonders großes Loch reißt die Absage zum Glück nicht in den Avenwedder Etat. &bdquo;Der Brinker-Cup ist kein großer Posten in unserem Haushalt. Das Turnier verursacht ja auch Kosten, beispielsweise für die drei Schiedsrichter", weiß der 48-Jährige, der auch 3. Vorsitzender ist. Und auch die Mitglieder würden trotz dieser Enttäuschung zur Stange halten: &bdquo;Auf unsere Helfer können wir uns verlassen." Viktoria Rietberg: Ein Jahr reichen Rücklagen Wenn in Rietberg der Sparkassen-Cup für U9- und U11-Mannschaften über die Bühne geht, weht ein Hauch von Bundesliga durch die Sporthalle. Vereine wie Borussia Dortmund, Schalke 04, 1. FC Köln oder Borussia Mönchengladbach schicken regelmäßig ihren Nachwuchs vorbei. Im vergangenen Jahr sicherten sich Hannover 96 und Bayer Leverkusen den Titel. &bdquo;Das ist für den gesamten Verein der Höhepunkt des Jahres", betont Vorstandsmitglied Frank Weber. Darum sei man bei der Viktoria auch zwiegespalten. &bdquo;Einerseits ist dieses Turnier sehr wichtig für uns, andererseits wissen wir natürlich auch, dass die Absage alternativlos ist", so Weber. Dazu kommt, dass in Rietberg um diese Zeit über den Sparkassen-Cup hinaus zwei Wochen lang Hallenturniere stattfinden – &bdquo;Budenzauber" am laufenden Band von den Minikickern bis zur A-Jugend, von den Stadtmeisterschaften bis zu den Alten Herren. Weber: &bdquo;Viele von uns nehmen sich Urlaub und sind fast durchgehend in der Halle. Das ist mehr als ein Job." Und: &bdquo;Dieser persönliche Kontakt fehlt jetzt einfach." Nicht zu vergessen: Die wegbrechenden Einnahmen. &bdquo;Das tut schon weh. Das Geld fließt zu 100 Prozent in unsere Jugendarbeit. Wir sind darum froh, dass wir Rücklagen haben. Bei einem erneuten Ausfall 2022 würden wir allerdings Probleme bekommen", so der 40-Jährige. Auch die Viktoria veröffentlicht im Februar ein Programmheft, das dem Verein wenigstens ein paar Werbeeinnahmen sichert. Weber: &bdquo;Das macht aber auch nur ein Drittel aus."

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