Illegaler Hundewelpen-Handel ist ein Dauerproblem im Kreis Gütersloh

Gütersloh. Ein Labrador-Welpe mit roter Schleife unterm Tannenbaum mag eine schöne Vorstellung sein. Sie hat durchaus ihre Schattenseiten. Zwar stellt das Tier als besonders gefragtes Weihnachtsgeschenk in Gütersloh seit gut sieben, acht Jahren kein größeres Problem mehr dar. &bdquo;Durch gute Aufklärung ist die Nachfrage in dieser Hinsicht stark gesunken", sagt Petra Kulik (58). Die Leiterin des Gütersloher Tierheims betrachtet allerdings einen anderen Trend mit Sorge und ist dabei nicht allein. Der illegale Handel mit Hundewelpen über das Internet beschäftigt auch das Veterinäramt im Kreis Gütersloh, und zwar durchgängig und im Pandemie-Jahr ganz besonders stark. &bdquo;Prinzipiell ist das Thema illegaler Angebote von Welpen im Internet ein Dauerbrenner, aber in diesem Jahr nehmen wir es noch stärker wahr als in anderen", bestätigt Dr. Patrick Steinig (34), Leiter der Abteilung Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung im Kreis Gütersloh. Immer wieder kommt es zu Fällen, in denen Welpen – oft Tiere aus dem osteuropäischen Raum – über Plattformen wie Ebay vermittelt würden. &bdquo;Gerade jetzt, in der Corona-Zeit", wo das Interesse an Haustieren generell angestiegen sei. Die Nachfrage ist hoch, der Markt im Netz blüht und somit auch die Produktion, weshalb für die heimischen Veterinäre auch unseriöse Züchtungen vor der eigenen Haustür ein Problem darstellen. Sechs bis sieben Welpen in der 45-Quadratmeter-Wohnung Der klassische Fall: Versteckt hinter der Tür einer 45-Quadratmeter-Wohnung tummeln sich plötzlich sechs, sieben Welpen. Informiert würde die Aufsichtsbehörde über derartige Fälle dann in der Regel durch Hinweise aus der Bevölkerung, sagt Patrick Steinig. Illegaler Handel übers Netz fliegt dagegen eher auf, wenn vermittelte Jungtiere, die oft schnell erkranken, beim Tierarzt landen, was nicht selten vorkommt. Gerade bei jungen Hunden aus dem Ausland ist es gängige Praxis unseriöser Händler, die Tiere oft sogar schon dann abzugeben, bevor sie eigenständig fressen können. Viele Hunde leiden unter Krankheiten, müssen hernach wochenlang in Quarantäne und dürfen nicht zu ihren neuen Familien. &bdquo;Tiere aus dem Ausland sollten mindestens 16 Wochen alt sein, über gültige Papiere, eine Tollwutimpfung und einen Mikrochip verfügen", klärt Dr. Johanna Neudecker, Leiterin des Sachgebietes Tierschutz und Tiergesundheit im Kreis-Veterinäramt, auf. Dass Vierbeiner mit der Herkunft aus Deutschland dagegen gesetzlich nur einen Impfpass und ein Mindestalter von acht Wochen für eine Vermittlung benötigten, sei Neudecker zufolge wenig optimal und ein zusätzlicher Faktor für den illegalen Handel im Netz. Ein, zwei Klicks und der 1.200 Euro Dalmatiner-Welpe ist greifbar &bdquo;Das Internet ist die Wurzel allen Übels in Sachen Welpenverkauf", erklärt Neudecker. Ein, zwei Klicks und das Haustier ist greifbar. Der Reiz ist groß, denn der Aufwand ist klein – genau wie die Geldsumme. Gelockt wird im Netz zumeist mit günstigen Preisen. &bdquo;Die neueste Masche ist allerdings, dass unechte Rassehunde für zum Beispiel 1.200 bis 1.600 Euro angeboten werden", weiß Dr. Johanna Neudecker. Auch noch höhere Preise sind im Spiel. Bei solchen Summen, würden sich viele Käufer sagen, da müsse mit dem Dalmatiner, Cocker Spaniel oder der Französischen Bulldogge ja alles in Ordnung sein. Von wegen! Allein zwischen Mai und Oktober hat ihre Behörde drei Sachverhalte registriert, &bdquo;in denen wiederholt Tiere verkauft worden sind, die vorher über das Internet angeboten wurden", sagt Neudecker. Zwar erscheine die Zahl zunächst gering, doch zum einen seien im laufenden Jahr insgesamt zwischen 20 bis 30 Junghunde betroffen gewesen, die beschlagnahmt und zum Teil beim Tierarzt unter Quarantäne gestellt werden mussten. &bdquo;Zum anderen bekommen wir ja immer nur die Spitze des Eisberges mit. Die Nachweisbarkeit ist schwierig", spricht Johanna Neudecker von einer hohen Dunkelziffer. Welpen werden wie am Fließband im dunklen Keller produziert Mit einer großen Zahl an nicht bekannten Fällen von illegalem Handel rechnet auch Sarah Keulert, Leiterin des Hundehauses im Gütersloher Tierheim. &bdquo;Da die ominösen Händler wissen, dass die Öffentlichkeit immer besser informiert wird, sind sie verstärkt zum Handel über das Internet übergegangen. Dabei arbeiten sie mit zum Teil sehr perfiden Methoden, treffen sich zum Beispiel für den Verkauf auf dem Parkplatz oder in der Wohnung eines Bekannten", erklärt die 35-Jährige. Sie weist auch auf die bisweilen katastrophalen Bedingungen hin, unter denen die Hunde gezüchtet würden. &bdquo;Sie werden oft wie am Fließband im Keller, im Stall oder dunklen Löchern produziert. Dort, wo die Mütter nur wenig Tageslicht haben. Die Welpen sind oft krank oder verhaltensgestört." Seriöse Züchter seien an ihrer Offenheit zu erkennen, ermöglichen Interessenten auch mehrfach den Besuch bei Welpen und Muttertieren und seien in der Regel spezialisiert auf ein oder wenige Rassen. Auch wichtige Informationen und Ratschläge werden angeboten, die beim Ebay-Kauf, bei dem der Händler obendrein nicht zur Rücknahme verpflichtet ist, schlichtweg fehlen. Die umfangreiche Beratung liegt Petra Kulik, 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Gütersloh, besonders am Herzen. Die Leiterin des Tierheims Gütersloh weiß: Passt ein Hund auf einmal nicht mehr in die Lebensplanung, wird er schnell &bdquo;abgeschoben". Vermittlung im Tierheim auch während der Festtage - mit Vor- und Nachkontrolle Im Tierheim Gütersloh sind Kulik zufolge derzeit neben 22 Hunden, 96 Katzen, zwölf Kaninchen, vier Vögel und zwei Meerschweinchen untergebracht. Das sei &bdquo;ein im Vergleich mit anderen Jahren nicht groß abweichender Bestand zur Weihnachtszeit", sagt Petra Kulik. Auch bei der Stadt Gütersloh hat man aktuell normale Verhältnisse bei den Neuanmeldungen von Hunden beobachtet. Demnach sei laut Pressesprecherin Susanne Zimmermann "keine sprunghaft erhöhte Anzahl von Anmeldungen um Weihnachten herum erkennbar." Und so wird auch im Tierheim vor den Festtagen weiter vermittelt, wenn auch mit besonderem Augenmerk, wie Petra Kulik anmerkt. Interessenten müssten vorab &bdquo;mit der kompletten Familie auflaufen", um zu schauen, ob das Verhältnis zwischen potenziellem Halter und Tier auch passt. Neben einer umfangreichen Vorkontrolle gäbe es auch eine entsprechende Nachkontrolle mit unangekündigtem Hausbesuch. So soll sichergestellt werden, dass auch die Rahmenbedingungen erfüllt seien, sagt Petra Kulik. Alles wird akribisch überprüft, &bdquo;unüberlegte Anschaffungen" somit nahezu ausgeschlossen. Spontankäufen wird durch die digitalen Möglichkeiten dagegen Tür und Tor geboten. Nicht selten sind potenzielle Besitzer blauäugig und machen sich keine Gedanken, bevor sie sich einen Hund anschaffen. Gerade zur Weihnachtszeit appelliert Dr. Johanna Neudecker vom Kreis-Veterinäramt deshalb an den gesunden Verstand: &bdquo;Menschen, die ihr Gehirn ausschalten, weil der Welpe so goldig guckt, sind der Nährboden für die unseriösen Praktiken und den illegalen Internethandel mit Welpen."

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