Gütersloher Taxi-Unternehmer von Corona-Krise extrem hart erwischt

Kreis Gütersloh. Jeden Tag in der Woche steht Uli Holt als selbständiger Taxifahrer mit seinem Wagen am Gütersloher Bahnhof und wartet auf Fahrgäste. &bdquo;Manchmal vergehen bis zu zwei Stunden, ehe ich einen neuen Kunden begrüßen kann", sagt er im Gespräch. Am Tag fahre er vielleicht sechs bis sieben Personen zu einem gewünschten Ziel - &bdquo;vor Corona waren es mal deutlich mehr. Über 50 Prozent meines Umsatzes sind durch die Pandemie weggebrochen." So wie ihm gehe es zahlreichen anderen Taxifahrern und -unternehmen im Kreisgebiet. Viele Taxifahrer befinden sich in Kurzarbeit Die Gastronomie ist dicht, Diskotheken- und Bar-Besuche fallen weg, Geschäfts-Meetings werden ins Homeoffice verlegt, auch Schützenfeste, Silvesterparties und Weihnachtsfeiern fallen aus. Wo sonst Menschen mit dem Taxi von einem Ort zum anderen transportiert werden, herrscht aktuell Stillstand. Am Taxistand am Gütersloher Bahnhof ist das sogar auf den ersten Blick zu sehen: Während vor Corona bis zu 20 Taxifahrer auf Fahrgäste warteten, sind derzeit noch etwa drei Wagen vor Ort zu beobachten. &bdquo;Meist unterhalte ich mich dann mit meinen Kollegen oder lese die Zeitung rauf und runter. Eben solange, bis wir wieder Kundschaft haben", erzählt Holt. Auch Jürgen Dietrich, angestellter Taxifahrer beim GT-Taxi und der Verler Taxizentrale, berichtet von zahlreichen Fahrten, die wegfallen. Wegen fehlender Umsätze befinden er und seine Kollegen sich sogar in Kurzarbeit. &bdquo;Ich würde mir wünschen, dass die Branche mehr unterstützt wird und die Taxifahrer eine größere Lobby erhalten", sagt er. Taxiunternehmer meldet sechs von sieben Fahrzeugen ab Recep Altin ist Taxiunternehmer in Rietberg. Sechs von sieben Fahrzeugen habe er im Zuge der Coronakrise abmelden müssen. Seine Mitarbeiter, alle nebenberuflich tätig, könne er vorerst nicht weiter beschäftigen. Auch er erklärt, dass ihm rund 75 Prozent seines Jahresumsatzes fehlen. &bdquo;Aktuell lebe ich von Kranken- und Dialysefahrten." In den kommenden Wochen und Monaten wird sich an der miserablen Situation der Taxifahrer im Kreisgebiet voraussichtlich nichts ändern. &bdquo;Silvester ist normalerweise der umsatzstärkste Tag im Jahr. Der fällt aus. Ebenso Weihnachten, Karneval, Schützenfeste, alles", zählt Altin auf. Die Monate November und Dezember, für Taxifahrer für gewöhnlich besonders lukrativ und umsatzstark, versprechen in diesem Jahr keine Gewinne, erklärt er weiter. Er erhoffe sich Hilfen vom Staat, um die enormen Umsatzeinbußen zumindest ansatzweise aufzufangen. Generell fehle es an Unterstützung für die Taxibranche, monieren sowohl Altin als auch seine beiden Kollegen aus Gütersloh. Sie profitiere nicht von den November-/Dezember-Hilfen, die es beispielsweise für Hotel- und Gastronomie-Betriebe gibt. Lediglich Überbrückungsgelder können beantragt werden. London-Taxis bereiten Güterslohern zusätzliche Sorge Vor allem den Taxifahrern in Gütersloh machen neben der Corona-Pandemie auch die neuerlichen Pläne der Stadtwerke zu schaffen. Drei sogenannte London-Taxis, seit dem 16. Dezember im Einsatz, rollen neben den gewöhnlichen Taxis durch Avenwedde, Isselhorst, Friedrichsdorf und durch Teile der Innenstadt. &bdquo;Hinzu kommen auch noch die E-Roller, die potenzielle Fahrgäste nutzen können. Ich glaube nicht, dass sich unsere Situation dadurch verbessern wird", kritisiert Holt. Die Stadtwerke selbst sehen durch die London-Taxis derweil keine &bdquo;Konkurrenz zu örtlichen Betrieben". Rainer R. (Name von der Redaktion geändert), ebenfalls selbständiger Taxifahrer in Gütersloh, möchte nicht mit Klarnamen in den Medien auftauchen. Er habe schon seit längerer Zeit als Taxifahrer kürzer treten wollen, die Corona-Krise gebe ihm jetzt die Gelegenheit dazu. Nichtsdestotrotz sei er als Rentner mit geringen Abschlägen auf die zusätzlichen Einnahmen aus seinem Ein-Mann-Betrieb angewiesen. Auch er erwirtschafte lediglich noch ein Drittel des gewöhnlichen Umsatzes, sieht die zahlreichen wegfallenden Fahrten mit Sorge. &bdquo;Aber ich will mich nicht beschweren", sagt R. und verweist auf andere Branchen, die wie die Taxifahrer aktuell Umsatzeinbußen hinnehmen müssen: &bdquo;Künstlern oder Gastronomen geht es ähnlich wie uns. Viele von ihnen sind mir in der derzeitigen Situation viel zu ruhig. Wir müssen uns alle Gehör verschaffen." Uli Holt wünsche sich von den Güterslohern, dass sie anstatt mit der Bahn oder dem Bus zu fahren in Zukunft vielleicht häufiger auf das Taxi zurückgreifen. Dort könne man Menschenmassen aus dem Weg gehen und das Infektionsrisiko minimieren. "Außerdem habe ich für meine Kunden immer eine kostenlose Maske parat. Die kosten mich in der Anschaffung nur wenige Cent, retten mir im Zweifel aber mal eine Fahrt, falls ein Kunde keine Maske dabei hat."

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