So könnte Deutschlands erste Wasserstoff-Siedlung in Gütersloh aussehen

Gütersloh. Schick sieht sie aus, die geplante Siedlung. Wie ein Cartoon hat der Schnellzeichner und Karikaturist Marcel Bender sie aufs Papier gebracht, damit auch diejenigen, die am ehesten über eine verständliche Optik ins Thema finden, im Nu begreifen, worum es hier geht: Um Deutschlands erste grüne Wasserstoff-Siedlung. Das &bdquo;H2-Revier" soll auf einem 3,2 Hektar großen Baufeld in Avenwedde-Mitte entstehen – und findet laut dem Investor so viel Zuspruch, dass er es notfalls sogar ohne öffentliche Förderung bauen könnte. Der Unternehmer Dimitrios Tassikas nennt es ein &bdquo;energetisches Leuchtturmprojekt". Das geplante Quartier werde seinen Strom- und Wärmebedarf ausschließlich über grünen Wasserstoff aus erneuerbaren Energien decken. Bestehen wird es aus circa 120 Wohnungen, einer Kita und einem Büro- und Geschäftshaus; sie alle finden sollen auf dem freien Gelände nahe der Avenwedder Straße zwischen Volksbank und Autohaus Bettenhaus ihren Platz finden. Bund könnte 80 Prozent der Wasserstoff-Kosten übernehmen Der Sanitärunternehmer will mit seiner Tassikas Immobilien GmbH & Co. KG rund 40 Millionen Euro in die Bauten investieren; hinzu kommen circa 15 Millionen Euro, die er für die neue Form der Energieversorgung kalkuliert. Tassikas hofft, dass der Bund 80 Prozent dieser Sonderkosten übernimmt – das Wirtschaftsministerium habe für Anfang nächsten Jahres eine neue Förderrunde ausgerufen. &bdquo;Wir sind zuversichtlich und halten unser Projekt für eindeutig förderfähig", sagt Tassikas. &bdquo;Mittlerweile haben wir aber so viel Resonanz von Privatinvestoren bekommen, dass wir auf öffentliche Mittel womöglich nicht mal angewiesen wären." Unter jenen, die sich gemeldet haben, sind Vertreter der Wohnungswirtschaft, Bauunternehmer, Kita-Investoren, Interessenten für die Wohnungen, aber auch Spediteure – zum H2-Revier soll auch eine Wasserstofftankstelle gehören. Die geplanten Energiequellen – Photovoltaik, Biogas, eventuell Windkraft – produzierten genug Strom, um neben den Häusern eine Tankstelle zu versorgen. Auch dafür könnten Fördergelder fließen. "Es gibt viel Wohlwollen, aber wenig Konkretes" Von der politischen Resonanz ist Tassikas bislang allerdings enttäuscht. &bdquo;Da wird viel über Zukunftsenergien gesprochen, aber es ist nicht genug Tempo drin." Mit dem neuen und dem alten Bürgermeister seien Gespräche geführt worden, auch mit heimischen Lokalpolitikern und dem CDU-Bundestagsabgeordneten Ralph Brinkhaus. "Es gibt viel Wohlwollen, aber wenig Konkretes." Als Brinkhaus vor drei Wochen in der Talkshow &bdquo;Hart aber fair" gefragt worden sei, was denn die Regierung in Sachen erneuerbarer Energie unternehme, habe er die Gelegenheit versäumt, das Vorhaben in Gütersloh zu erwähnen. Tassikas: &bdquo;Das wäre doch klasse gewesen, wenn er gesagt hätte, dass sogar in in seinem Wahlkreis eine Sache richtig nach vorne geht." Unterdessen schreitet das Projekt voran. Schon bald dürfte der Bebauungsplan &bdquo;Quartiersbebauung Avenwedder Straße" in die Offenlage gehen, und auch eine Bürgerversammlung wurde schon abgehalten. &bdquo;Rückhalt und positive Stimmung sind da", sagt Tassikas. Für die Häuser liegen inzwischen Entwürfe vor. Unter den vier Typen der Mehrfamilienhäuser sticht einer hervor: Das Staffelgebäude soll bei diesem Typ so konzipiert werden, dass das Dach des Erdgeschosses in Teilen begrünt werden kann. Heißt: Selbst die Bewohner des ersten Stockes können Rasen betreten und sich einen Mini-Garten anlegen. Bewohner im ersten Stock hätten sogar einen eigenen Mini-Garten &bdquo;So etwas gibt es in Gütersloh bislang nicht", sagt Tassikas. Der Gestaltungsbeirat kenne den Entwurf, die erste Reaktion sei eine überrascht-zurückhaltende gewesen. &bdquo;Ich würde mir wünschen, dass so etwas dennoch möglich ist. Ich bin mir sicher, dass es dafür Interessenten und damit einen Markt gibt." Architekt dieser Gebäude ist Ulrich Göttsch (Rheda-Wiedenbrück). Für die Gesamtentwicklung des Quartiers rechnet Tassikas mit einer Dauer von fünf bis sieben Jahren. Im Frühjahr starte er mit dem Bau des ersten Gebäudes, dem Büro- und Geschäftshaus an der Avenwedder Straße. Dort sollen unter anderem eine Bäckerei und eine Praxis für Physiotherapie einziehen. Bis dahin dürfte er auch der Cartoon von Marcel Bender großformatig im Avenwedder Ortskern zu sehen sein: &bdquo;Big Picture" nennt sich diese Art von Zeichnung.

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