Gütersloh trauert um Unternehmer und Stifter Werner Gehring

Gütersloh. Sein letzter öffentlicher Auftritt war einer, der ihm gebührte. Es war im Frühjahr, kurz vor Corona, als im großen Sitzungssaal des Rathauses viele Gütersloher Männer und Frauen zusammen kamen, um Werner Gehring ihre große Anerkennung auszusprechen. Gütersloh hatte ihm, dem Unternehmer und Stifter, als 18. Menschen in der Geschichte dieser Stadt die Ehrenbürgerwürde zuerkannt. Er hatte sie sich verdient: Durch sein verantwortliches Unternehmertum, vor allem aber seine sozialen Wohltaten. Gut, dass ihm diese Würdigung noch zu Lebzeiten zuteil wurde. Denn Werner Gehring ist am Sonntagabend im Alter von 85 Jahren gestorben. Friedlich entschlief er auf einer Station des städtischen Klinikums, nachdem ihm die letzten Jahre eine Krebserkrankung zwar zu schaffen gemacht, aber nicht seine Lebensfreude und seinen Optimismus geraubt hatte. Gehring war ein Mann von großem Wohlwollen und ansteckender Tatkraft. Als Ministerpräsident Armin Laschet ihn 2019 in der Staatskanzlei mit dem Bundesverdienstorden erster Klasse auszeichnete, bezeichnet er ihn als &bdquo;Vorbild für uns alle". Gehring beeindrucke durch sein außergewöhnliches soziales und gesellschaftliches Engagement. Doch auch in seiner Firma (Gehring-Bunte) hinterließ der Diplom-Braumeister Spuren, die nicht nur von Wirtschaftlichkeitsdenken zeugen. &bdquo;Werner Gehring war eine beeindruckende Unternehmerpersönlichkeit mit Weitsicht und für seine menschliche, offene Art bekannt. Wir haben ihm viel zu verdanken", sagt Geschäftsführer Guido Grebe. Als Gesellschafter formte Gehring das Unternehmen (&bdquo;Christinen Brunnen") zu einem der führenden Mineralwasserhersteller mit heute 170 Mitarbeitern. 1935 in Gütersloh geboren, hatte er die Firma mit seinem Bruder Paul in dritter Generation übernommen. 1966 gründeten sie Christinen-Brunnen in Bielefeld, 1982 verlegten sie den Gütersloher Stammbetrieb von der Sundernstraße nach Isselhorst nahe der B 61; inzwischen ist er in Ummeln angesiedelt. Einen guten Geschäftssinn bewies Gehring auch, als er bei RT Lasertechnik in Rheda-Wiedenbrück einstieg und dort die Jobs rettete. Zuletzt machte er sich mit dem Gestüt Westfalenhof (Steinhagen) sogar als Pferdezüchter einen Namen. Als herausragend gilt jedoch sein Einsatz als Stifter. So gründete er die Renate-Gehring- sowie die Osthushenrich-Stiftung, und auch zur Entwicklung der Gütersloher Bürgerstiftung, deren Kuratoriumsvorsitz er lange innehatte, trug er maßgeblich bei. Als 1989 seine erste Frau Renate starb, gründete er 1995, anlässlich seines 60. Geburtstages, die Renate-Gehring-Stiftung, die er mit einer Million Mark ausstattete. Zu seinem 65. Geburtstag verdoppelte er deren Kapital. Die Stiftung hat sich zur Aufgabe gemacht, Alleinerziehenden, benachteiligten Kindern und Senioren zu helfen, die in Not geraten sind. Mehr als eine Million Euro gab sie seit Gründung für diesen Stiftungszweck aus. Liebe zur Heimatstadt schlägt sich seit einiger Zeit im Stadtbild nieder 2006 gründete er die Familie-Osthushenrich-Stiftung; sie geht auf seine ebenfalls verstorbene zweite Ehefrau Margot, geborene Osthushenrich, zurück. Die Inhaberin der damaligen Polstermöbelfabrik O & S (Am Anger) hatte verfügt, dass ihr gesamtes Vermögen in die Stiftung eingebracht wurde. Die Stiftung, ausgestattet mit einem Kapital von mehr als 15 Millionen Euro, fördert vor allem die Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen in OWL. Vor drei Jahren umbenannt in Osthushenrich-Stiftung, gibt sie pro Jahr mehr als eine Million Euro für diesen Stiftungszweck aus. Seine Liebe zur Heimatstadt schlägt sich seit einiger Zeit auch im Stadtbild nieder. Am offensichtlichsten ist das am Konrad-Adenauer-Platz: Dass dort eine neue grüne Mitte entstanden ist, mit Wasserspiel und Rasenflächen, ist maßgeblich Gehrings Verdienst: Zu seinem 80. Geburtstag hatte der Jubilar der Stadt eine Million Euro geschenkt – ein Drittel davon floss in den neuen Rathausvorplatz. Mit dem zweiten Drittel bezahlte die Stadt das Fontänenfeld vor dem Theater, mit dem dritten Drittel den Bau der Parcours-Anlage nahe Ahornallee und Schulzentrum Nord.

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